Fliegende Scheibe

Hochgeschwindigkeitsfotografie – Belichtung von Tropfenfotos

Die Abläufe bei der Tropfenfotografie geschehen dermaßen schnell, dass die üblichen fotografischen Mittel nicht ausreichen, um die entstehenden Skulpturen „einzufrieren“. Was Du für diese Art der Hochgeschwindigkeitsfotografie brauchst und wie ich bei der Belichtung üblicherweise vorgehe, erkläre ich Dir in diesem Bericht.

Für die Belichtung bei der Hochgeschwindigkeitsfotografie (Tropfenfotografie) stelle ich meine Kamera auf eine Belichtungszeit um die 1/100 sek. ein und wähle eine Blende zwischen 11 und 16 bei einer Empfindlichkeit von ISO 200. Damit erhalte ich, sofern nicht gerade die pralle Sonne in das Zimmer scheint, ohne Verdunklungsmaßnahmen ein tiefschwarzes Bild. Das ist so gewollt, denn die Belichtung darf nur durch die Blitzgeräte erfolgen. Um die für die Hochgeschwindigkeitsfotografie benötigte extrem kurze Abbrenndauer zu erreichen, ändere ich die Leistung der Blitze auf 1/32, 1/64 oder gar 1/128. Je mehr Blitze ich einsetze, desto kürzere Abbrennzeiten kann ich verwenden. Außerdem stelle ich die Blitze über deren Zoom-Funktion auf den größtmöglichen Weitwinkel/die kleinste Brennweite (20 oder 24 mm) ein. Die Auslösung der Blitze erfolgt bei mir über einen kompatiblen Sender, der auf dem Blitzschuh der Kamera montiert ist. An diesem Sender stelle ich üblicherweise auch die Leistungsreduzierung der Blitze ein, die dann automatisch an alle Blitze übertragen wird.

Wichtig ist zudem, dass alle Blitzgeräte unbedingt die gleichen sein müssen! Ist dies nicht der Fall, kann es winzige Unterschiede im Auslösungszeitpunkt und im zeitlichen Erreichen des Lichtmaximums geben. Diese Unterschiede bewirken unerwünschte Doppelbilder. Da auch das Verbauen anderer elektronischer Bauteile im Laufe der Produktion eines Blitzmodells bewirken kann, dass selbst zwei gleiche Blitzgeräte minimal unterschiedlich blitzen, ist es ratsam, die Blitze möglichst aus einer Charge (also alle benötigten Blitze zeitnah) zu ordern.

Ich selbst verwende bis zu 6 Blitzgeräte Yongnuo Speedlite YN685 Canon und die Steuereinheit (Sender) Yongnuo YN622C-TX (für Canon E-TTL). Das Speedlite YN 685 gibt es auch in einer Version für Nikon. Der Sender ist unter der Bezeichnung YN622N-TX ebenfalls für Nikon erhältlich (i-TTL).   

Hintere Blitzgeräte vor der Diffusorscheibe und dem Auffangbecken
Hintere Blitzgeräte vor der Diffusorscheibe und dem Auffangbecken
Sendeeinheit
Sendeeinheit mit gewählter Leistungsreduzierung 1/128 für die Hochgeschwindigkeitsfotografie

Eine merklich günstigere Lösung, die von vielen Tropfenfotografen verwendet wird, ist das Blitzgerät Yongnuo YN560-IV in Verbindung mit dem Sender YN560-TX (manuelle Lösung, kein TTL).

Natürlich könnte ich auch original Canon-Blitze für die Hochgeschwindigkeitsfotografie verwenden. Aber für den Preis eines Canon-Blitzgeräts vom Typ Speedlite 580EX-II bekomme ich fünf Yongnuo YN685!

Sicherlich reichen auch drei Blitze (notfalls sogar nur einer).  Mit mehr Blitzen hast Du auch natürlich mehr Möglichkeiten. Bei klaren (nicht eingefärbten) Tropfen-Flüssigkeiten positioniere ich i.d.R. einen ungefärbten Blitz von vorne, 1-2 farbige Blitze von unten und 2-4 farbige Blitze von hinten.

Frontblitz
Frontblitz

Die Blitze, welche Deine Skulpturen von hinten beleuchten, also im Gegenlicht stehen, müssen diffundiert werden. Als Diffusor verwende ich eine 3 mm opalweiße Plexiglasscheibe mit 45% Lichtdurchlässigkeit.

Hintere Blitzgeräte vor der Diffusorscheibe und dem Auffangbecken
Hintere Blitzgeräte vor der Diffusorscheibe und dem Auffangbecken

Farbiges Licht erreichst Du beispielsweise mit Farbfolien, die über das Glas des Blitzkopfes gelegt und an den Seiten mit Tesa angeklebt werden. Die Musterhefte von Lee-Filters oder Rosco E-Colour stellen eine sehr günstige Möglichkeit dar, viele unterschiedliche Farbfilter für relativ wenig Geld zu erhalten.  Zu beziehen sind sie über Amazon oder direkt über FFL-Rieger GmbH in München (lichttankstelle/filmprofi24).  Eine teure, aber befestigungsmäßig komfortablere Lösung sind die Rogue Gels Universal Lighting Filter Kits (Blitzabdeckungsbereich=76x63mm), die von verschiedenen Internetanbietern bezogen werden können. Es gibt auch ganz ähnliche Lösungen anderer Hersteller, die wesentlich günstiger sind. Aber Vorsicht! Der Abdeckungsbereich dieser Folien ist oft wesentlich kleiner und deckt den Blitz nicht vollständig ab.

Musterhefte von Lee und Rosco
Musterhefte von Lee und Rosco
Mit Farbfolien bestückte Blitzgeräte
Mit Farbfolien bestückte Blitzgeräte

Für die Stromversorgung der Blitzgeräte verwende ich ausschließlich die eneloop-Akkus von Panasonic 1900mAh, die auf 2100 Ladezyklen ausgelegt sind. Herkömmliche Akkus entladen sich selbsttätig relativ schnell. Bleiben sie längere Zeit entladen liegen, sind sie nicht mehr zu gebrauchen. Die teuren eneloop-Akkus dagegen behalten über Jahre ihre Ladung.  Die eneloop pro mit 2500mAh sind übrigens für nur 500 Ladezyklen ausgelegt, weshalb ich sie für die Tropfenfotografie nicht benutze.

Verwendest Du beispielsweise 4 Blitzgeräte, musst Du 16 Akkus laden. Um diesen Vorgang zu vereinfachen, habe ich mir ein Ladegerät für 16 Akkus zugelegt (PowTech 1-16 Slot Smart Akku Ladegerät für NiMH/NiCd AA und AAA). Ich kann damit auch einzelne Akkus laden. Das Ladegerät schaltet diejenigen 4er-Blöcke automatisch ab, deren eingelegte Akkus vollgeladen sind.

Das Einrichten der Beleuchtung (Lichtstimmung) für die Hochgeschwindigkeitsfotografie ist bei mir der letzte Vorbereitungsschritt nach dem Befüllen der Tropfenflüssigkeits-Behälter, der Auffangwanne und der Kamera-Fokussierung. Es erfordert ein gewisses Maß an Geduld und Ausdauer, um das gewünschte Licht zu erhalten. Immer wieder müssen Position und Abstrahlwinkel der Blitze (besonders der hinteren) verändert werden. Auch der Abstand der Blitzgeräte von der Diffusor-Scheibe spielt eine Rolle. Ständig müssen Testfotos geschossen werden. Zuerst ohne Tropfenauslösung. Später, wenn die Lichtstimmung in Ordnung ist, kommen Testfotos mit Tropfen dazu um zu testen, ob das Licht die Skulpturen richtig erreicht und ob das Licht eines evtl. unter der Wanne befindlichen Blitzes zentral unter dem Auftreffpunkt der Tropfen sitzt.

Blitzgeräte vor der Auffangwanne ohne Diffusor
Blitzgeräte vor der Auffangwanne ohne Diffusor

Folgende Berichte zum Thema Tropfen/Highspeedfotografie sind bereits auf eifelpanorama.de erschienen:

 

2 Gedanken zu „Hochgeschwindigkeitsfotografie – Belichtung von Tropfenfotos“

  1. Hallo Roland,

    Ich muss mal ein Feedback loswerden.
    Deine Beiträge für die Wassertropfenfotografie finde ich super. Ich hab mir schon so einige Videos und Blogeinträge angeschaut, Doch alle kommen mir entweder hochnäsig vor( gerade in Videos) oder kommen nur mit halbgaren Informationen daher.

    Aber vielleicht bin ich auch in mancher Hinsicht etwas Begriffstutzig.

    Du erklärst aber definitiv am verständlichsten und weißt auch auf eigentlich klare Sachen hin die man dennoch schnell mal vergessen kann, die dann das Fotografieren erschweren.

    Ich selbst bin noch komplett am Anfang der Highspeed fotografie und werde mir definitiv dein Blog als Ratgeber nutzen!

    Danke für deine Mühen und Tollen Tips!!

    Liebe Grüße Max

    1. Hallo Max,
      über Deinen Kommentar habe ich mich sehr gefreut! Vielen Dank!
      Das Problem bei den meisten Tutorials (egal ob in Berichten, Büchern oder Videos) ist, dass die Beispiele immer wunderschön „glatt“ sind. Und auf mögliche Probleme wird kaum hingewiesen, geschweige denn dafür Lösungsansätze geboten. Das ärgert mich immer wieder. Denn so problemlos wie die aufgeführten Beispiele geht es im „echten Leben“ nie zu.
      Was die „Selbstverständlichkeiten“ betrifft, so weiß ich aus vielen Interviews zu Arbeitsabläufen, dass gerade die Selbstverständlichkeiten und auch die Ausnahmen gerne unerwähnt bleiben. Der Analytiker/Softwareentwickler muss aber in der Lage sein, genau diese aus seinen Interviewpartnern „herauszukitzeln“. Die Nichtbeachtung führt unweigerlich zu unbrauchbaren Anwendungen.
      Deshalb freut es mich wenn ich von Lesern wie Dir höre, dass ich in meinen Berichten den richtigen Ton getroffen habe.
      Herzliche Grüße
      Ronald

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert