Die Schönwetterphasen im Februar und März habe ich intensiv für meine Astrofotografie genutzt und viele Deep-Sky-Fotos geschossen. Aber noch mehr habe ich getestet, weil alles mal wieder nicht so lief, wie ich es wollte.
Mein Spruch: Wer nicht genug Frust hat, sollte sich mit Astrofotografie beschäftigen, insbesondere mit Deep-Sky-Fotos. Winzigste Nachlässigkeiten können eine ganze Fotoserie schrotten, und man hat sich schon wieder eine wertvolle klare Sternennacht vergeblich um die Ohren gehauen.
Fokusverlust während der Aufnahmeserie, ein unbemerkter Stopp der Nachführung, Betriebssystem-Update von Microsoft mit anschließendem eigenmächtigen Herunterfahren des Rechners usw. usw.
Mein größter K(r)ampf aber ist derjenige gegen „(wandernde) Eiersterne“. Und das trotz exzellenter Einnordung (Polausrichtung) meiner Parallaktischen Montierung, gutem Guiding (exakte, live-korrigierte Sternverfolgung mit einer zweiten Optik), festen Schrauben und (vermeintlich) guter Balance der Optiken. Nach vielen, vielen Tests und ebenso vielen unbrauchbaren Deep-Sky-Fotos justiere ich die Deklinations– und die Rektaszensions-Achse (Beseitigung des Schneckenspiels/Backlash), setze die Guiding-Kamera näher an die Hauptoptik, mache die Drehung beider Achsen gängiger, indem ich die Kontermuttern etwas lockere usw. Dann wieder testen, testen, testen…
Der März ist vorläufig der letzte Monat, in dem kosmische Nebel fotografiert werden können. Eigentlich habe ich mir vorgenommen, den Orion und seine kosmischen Nebel zu porträtieren. Aber leider muss ich wegen der besagten Probleme und deren Lösungsversuche das Vorhaben abbrechen, denn die dafür benötigten Nächte mit Orion-Sichtbarkeit sind nun leider vorerst vorbei. Das heißt für mich: Warten bis zum Herbst.
Auch die eigentlich benötigte Gesamtbelichtungszeit (Summe der Einzelbelichtungen) eines Objekts muss ich vernachlässigen.
Ich habe mich überwiegend auf Objekte konzentriert, die auch mit einem kleinen Tracker (einer kleinen Nachführung, wie z.B. Skywatcher Star Adventurer, Omegon Mini Track LX2, iOptron Sky Guider o.ä.) und einer DSLR/DSLM fotografiert werden können. Vorausgesetzt, die Kamera-Objektiv-Kombination ist nicht zu schwer. Auch wenn Komfort und Qualität dieser Deep-Sky-Fotos nicht mit einer großen Montierung (Nachführung), geguideten Aufnahmen und einer Astro-(modifizierten) Kamera mithalten können.
Wenn Du einmal „Astro-Blut“ geleckt hast, steigen die Ansprüche und Begehrlichkeiten rasant. Inzwischen besitze ich eine EQ6-R Pro-Montierung und eine gekühlte Astro-Kamera. Auch bzgl. der speziellen Bildbearbeitung von Deep-Sky-Fotos habe ich viel gelernt (und man lernt da nie aus!).
Trotz der oben erwähnten technischen Schwierigkeiten (Sterne nicht ganz rund) lassen sich die folgenden beiden Fotos vom Orion-Nebel und dem Pferdekopfnebel mit dem Flammennebel durchaus sehen. Der Pferdekopfnebel und Flammennebel befinden sich unmittelbar am linken Gürtelstern des Orion. Unterhalb der drei Gürtelsterne gibt es eine gut sichtbare vertikale Gruppe von 3 Sternen, von denen der mittlere gar kein Stern ist, sondern der berühmte Orionnebel (mit einem Fernglas gut als Nebel erkennbar).
Wie in der Astrofotografie üblich, habe ich zu den Fotos die Aufnahmeparameter in jeweils einer Tabelle hinzugefügt.
Zuerst ein Foto, das mit einer Spiegelreflexkamera und einem kleinen Tracker (einer Nachführung, wie z.B. Skywatcher Star Adventurer, Omegon Mini Track LX2, iOptron Sky Guider o.ä.) aufgenommen wurde. Auch wenn Komfort und Qualität nicht mit einer großen Montierung (Nachführung), geguideten Aufnahmen und einer Astro-(modifizierten) Kamera mithalten können, so lässt sich das Ergebnis durchaus sehen, denke ich. Übrigens nutze ich zwar PixInsight für die Astrobearbeitung, jedoch sind kostenlose Programme, wie SIRIL (siehe hier: „SIRIL-Anleitung –Kostenlose Astro-Fotobearbeitung“), Deep Sky Stacker usw. ebenfalls gut geeignet.
Hier der Pferdekopfnebel, mit meiner Astro-Kamera aufgenommen. Normale Tageslichtkameras besitzen einen Filter, der bestimmte Wellenbereiche des Lichts herausfiltert. Vor allem das rote H-alpha-Spektrum (Hα) wird weitgehend eliminiert, um rotstichige Fotos zu vermeiden. Astro-Kameras besitzen diesen Filter nicht, weil viele Deep-Sky-Objekte voller Hα-Regionen sind. Deren rotes Licht will der Astrofotograf selbstverständlich kompromisslos einfangen. Viele Astro-Kameras sind zudem gekühlt, um das Kamerarauschen zu minimieren. Wer auf die Hα-Spektrallinie weitgehend verzichtet (oder es versteht, diese Rotanteile in der Bildbearbeitung halbwegs herauszuarbeiten), der kann auf eine Astro-Kamera verzichten. Galaxien haben übrigens i.d.R. keine fotografisch relevanten Hα-Regionen.
Der Orionnebel ist zwar groß und hell, aber gerade wegen seines großen Helligkeitsumfangs sind Unter-/Überbelichtungen einzelner seiner Bereiche vorprogrammiert. Aus diesem Grund habe ich den Orionnebel mit unterschiedlichen Einzelbelichtungszeiten (180, 15 und 5 Sekunden) aufgenommen. Das Ergebnis ist beeindruckend. Der bläuliche Nebel rechts vom großen Orionnebel wird auch als „Running-Man-Nebel“ bezeichnet, weil man mit viel Fantasie in ihm einen rennenden Mann erkennen kann.
Den Orionnebel habe ich noch einmal fotografiert, aber diesmal mit einem 2-fach Schmalbandfilter (Duo-Narrowband), der nur für das Hα- und das OIII-Spektrum (OIII ist zweifach ionisierter Sauerstoff) durchlässig ist. Hier sieht der „Running-Man-Nebel“ völlig anders aus und der Mann im Nebel ist nicht mehr zu erkennen. Ich habe zudem noch in einer zweiten Version dieses Fotos die Sterne entfernt. Meine Frau meint, diese Version sähe mystisch-unheimlich aus – wie ein offenes Herz.
Das Sternbild Orion zeigt sich im März nur noch sehr kurz und sehr tief am Horizont. Ungünstig für die Fotografie. Jetzt rückt das Sternbild Löwe nach, welches einige interessante Objekte enthält. Z.B. das Leo-Triplett oder auch M65-Gruppe genannt: Drei Spiralgalaxien (M65, M66 und NGC 3628) in unterschiedlicher Ansicht. NGC 3628 wird auch „Hamburger-Galaxie“ genannt, weil sie durch die Seitenansicht ein wenig Ähnlichkeit mit einem „Hamburger“ hat. Bei langer Gesamtbelichtung und entsprechender Bildbearbeitung kann der Gezeitenschweif sichtbar gemacht werden, der von dieser Galaxie ausgeht. Ein Gezeitenschweif (oder Gezeitenarm) ist Materie, die durch Wechselwirkung (Gravitationskräfte) mit einem anderen massereichen Objekt austritt.
Ein gutes Beispiel für die oben erwähnten Gezeitenschweife ist die Whirlpool-Galaxie/Strudelgalaxie (M51) mit ihrer kleinen Begleitgalaxie. Das Duo befindet sich im Sternbild Jagdhunde (fast schon im Sternbild Großer Wagen/Großer Bär). Diese beiden Sternbilder sind zirkumpolar, also das ganze Jahr über sichtbar. M51 ist aufgrund seiner Entfernung nur sehr klein. Bei 400mm Brennweite muss das spätere Foto sehr vergrößert werden. Auch mein 840mm-Foto habe ich aufgezogen, weswegen die Sterne ziemlich groß wirken.
Zum Sternbild Ursa Major (Großer Bär) gehören Bodes Galaxie (M81) und die Zigarrengalaxie (M82). Die auffälligen, rot leuchtenden Gasausströmungen (entstanden durch Supernova-Explosionen) der Zigarrengalaxie können sehr schön eingefangen werden, wenn eine Astro-(modifizierte)Kamera und ein spezieller Hα-Filter (H-alpha-Filter) genutzt werden.
Von diesem Galaxien-Duo habe ich ebenfalls 2 Versionen angefertigt. Eine Version mit normaler Spiegelreflexkamera, lediglich 300mm Brennweite und kleinem Tracker, die zweite Version mit Astro-Kamera (eine Spiegelreflex hätte hier völlig ausgereicht!) und 840mm Brennweite!
Im Sternbild Kepheus befindet sich das Objekt NGC 6946, die Feuerwerks-Galaxie. Eine wunderschöne Spiralgalaxie, die in ihrer Nachbarschaft einen ebenso schönen offenen Sternhaufen (NGC 6939) hat.
Im Gegensatz zu offenen Sternhaufen, sind Kugelsternhaufen kompakter. Ein typisches Beispiel für einen Kugelsternhaufen ist der bekannte M13 im Sternbild Herkules.
Ein Erlebnis besonderer Art erhoffe ich mir in der Nacht vom 28.03. auf den 29.03.2022, wenn die Uhrzeit aufgrund der Zeitumstellung um eine Stunde vorrückt. Punkt zwei Uhr nachts stehe ich deshalb im Garten, um mitzukriegen, wenn die Sterne plötzlich eine Stunde weiterspringen. Aber irgendwie verpasse ich genau diesen Augenblick. Auch auf meinen Deep-Sky-Fotos ist davon nichts zu sehen. Aber Ende Oktober müssen die Sterne ja wieder zurückspringen. Das werde ich diesmal nicht verpassen…
Hallo Ronald,
bewundernswert Deine Sternenfotos. Besonders das Schmalbandfoto Orionnebel hat malerische Qualitäten. Was ich als Unkundiger nicht weiß-wie entstehen die Farben in den Fotos ? Sind das digitale Transformationen oder sind die Farben tatsächlich so im Weltraum vorhanden ?
Herzliche Grüsse
Bernd
Hallo Bernd,
vielen Dank für Deinen Kommentar!
Ich hatte in den vergngenen Tagen viel an Dich gedacht. Hoffentlich hat der Waldbrand in Deiner Nähe Dich nicht beeinträchtigt.
Die Farben sind so vorhanden. Die Gase werden zum Leuchten angeregt. Schmalbandfilter lassen nur bestimmte Farben durch. Mein er Das Rot des Wasserstoffs und das Türkis des Sauerstoffs. Dazu werden aber „Normalfotos“ der gleichen Region darübergelegt, um auch die Farben der Sterne zu bekommen. Man kann auch mit einer ganz normalen Kamera fotografieren, erhält aber nicht das schöne Rot, weil genau das durch einen Filter vor dem Chip herausgefiltert wird. Bei jeder Kamera. Man kann eine Kamera „astromodifizieren“, dann wird dieser Filter entfernt und man erhält danach Fotos mit Rotstich, den man über den Weißabgleich korrigieren muss.
Es gibt jedoch auch Astrofotos, die farblich speziell aufbereitet wurden (sog. Hubble-Palette).
Liebe Grüße
Ronald