Einer der Gründe, warum ich meinen diesjährigen ersten Höchenschwand-Aufenthalt in den Mai gelegt habe, ist die Balzzeit der Smaragdeidechsen, der kriechenden Edelsteine am Kaiserstuhl.
Sicherlich kann man sie den ganzen Sommer über beobachten. Aber nur zur Balzzeit sind bei den männlichen Smaragdeidechsen Kinn und Kehle leuchtend blau gefärbt.
Mit meinen Foto-Freunden Peter und Josef fahre ich nach Oberbergen zum Smaragdeidechsen-Pfad. An der Schule parken wir und machen uns auf zum steilen Anstieg in die Weinberge. Immer ausschauend nach dem Objekt der Begierde. Sonst ist Peter immer derjenige, der gesuchte Protagonisten aufspürt. Deshalb bin ich stolz, diesmal der erste zu sein, der eine Smaragdeidechse erspäht.
Ein prächtiges männliches Exemplar. Mit unversehrtem Schwanz! Denn oft findet man Smaragdeidechsen, die ihren ersten Schwanz verloren und jetzt einen Nachgewachsenen haben. Der ist nicht gerade schön, wie wir noch sehen werden.
Freie Sicht für freie Bürger: Josef schafft es, vorsichtig die störenden Gräser beiseite zu räumen, so dass die Sicht zum Protagonisten einigermaßen frei ist.
Wir setzen unseren Weg fort und genießen die Aussicht auf Oberbergen. Kurz darauf entdeckt Peter ein Exemplar mit abgeworfenem Schwanz. Und in unmittelbarer Nachbarschaft eine Schlingnatter, die die Morgensonne genießt und vielleicht auf den benachbarten Smaragdeidechsen-Braten wartet.
Josef hatte zuvor schon zwei sich sonnende Smaragdeidechsen entdeckt, die aber sofort das Weite suchten und deshalb nicht von uns fotografiert werden konnten.
Eine Woche später, Josef und Peter sind bereits abgereist, fahre ich erneut nach Oberbergen. Zwei Tage zuvor hatte der Höchenschwander Pfarrer sein arabisches Lied, dass er aufgrund eines Gelübdes jedes Jahr zu Pfingsten am Ende des Gottesdienstes singt, ausdrücklich mir gewidmet. Ich stand auf der Orgelbühne im Chor und war völlig überwältigt. Meine Rührung konnte ich nur schwer verbergen. Als ich mich bei ihm bedankte und erwähnte, dass ich nach Oberbergen fahren will, empfahl er mir, seine alte Gemeinde St. Michael in Niederrotweil zu besuchen. Davon später mehr.
Noch einmal also begehe ich den Smaragdeidechsen-Pfad. Die Aussicht auf Oberbergen und die Umgebung genieße ich diesmal ausgiebiger. Leider sind einige der Ruhebänke am Wegesrand mit Gras überwuchert. Die Wegewarte meines Heimat-, Wander- und Verkehrsvereins Gey-Straß e.V. würden hier sofort eingreifen…
Faszinierend ist übrigens, dass ich an allen Stellen, an denen wir eine Woche zuvor Smaragdeidechsen sahen, ich diese Tiere wieder beobachten kann. Dieses Männchen z.B. Vorsichtig fotografiere ich es erst mit dem Tele-Zoom. Dann nehme ich die Kamera mit dem Makro-Objektiv und pirsche mich vorsichtig an das Tier heran. Manche Fotografen berichten, dass die Tiere eine hohe Fluchtdistanz von etwa 7 Metern haben. Ich schaffe es, mich mit dem Makro bis zur Fokussiergrenze anzunähern, ohne das Tier zu beunruhigen und zur Flucht zu treiben. Viel Geduld und Vorsicht ist das Erfolgsrezept.
Aber auch andere Tiere: Z.B. diese Mordwanze. Glücklicherweise bin ich vorsichtig genug, sie beim Positionieren bzw. Beseitigen störender Gräser nicht zu berühren, denn ihr Stich soll sehr schmerzhaft sein.
Dort, wo Josef die beiden sich sonnenden Smaragseidechsen gesehen hatte, kann ich sie diesmal fotografieren. Eine der beiden ist ziemlich lädiert, der Schwanz eindeutig nachgewachsen.
Ein paar Meter weiter entdecke ich das zugehörige Männchen.
Noch etwas kann ich ablichten: Zwei Weinbergsschnecken beim „Quickie“…
Einige hundert Meter weiter entdecke ich ein weiteres männliches Exemplar der Smaragdeidechse, das wir eine Woche zuvor nicht gesehen hatten.
Schon den ganzen Morgen über begleitet mich das Trillern der Bienenfresser. Das sind die „fliegenden Edelsteine“ am Kaiserstuhl. Sie werde ich bei anderer Gelegenheit intensiv aufs Foto-Korn nehmen.
Noch etwas kann man auf dem Smaragdeidechsen-Pfad zu dieser Jahreszeit nicht übersehen: Den Klatschmohn.
Nach dieser erfolgreichen Smaragdeidechsen-Tour fahre ich nach Niederrotweil, um der Empfehlung von Pfarrer Hoyanic zu folgen. Ich habe Glück! Gerade wird die Kirche für den Publikumsverkehr aufgeschlossen! Ich frage, ob ich fotografieren dürfe, und meine Bekanntschaft mit dem ehemaligen Pfarrer der Gemeinde, der für die Restaurierung der historischen Kirche gesorgt hat, kommt mir zugute. Ich darf sogar hoch zur ältesten Orgel Badens!
Wegen der wertvollen Wandmalerei und dem Schnitzaltar fotografiere ich hier ohne Blitzlicht. Diese Vorgehensweise hat mir Pfarrer Hoyanic extra ans Herz gelegt.
Niederrotweil hat auch noch etwas Anderes zu bieten: Das NSG Büchsenberg mit seinem Flaumeichenwald und dem wunderschönen, weithin leuchtenden Diptam, der auch „Brennender Busch“ genannt wird.
Klar, dass ich den Büchsenberg aufsuche!
An dieser Stelle noch einmal meinen Dank an Pfarrer Hoyanic für das Lied, das er Pfingsten 2016 für mich gesungen hat und den tollen Niederrotweil-Tipp!
Den deutschen Text des Liedes werde ich gerne hier veröffentlichen, sobald der Höchenschwander Pfarrer mir den zukommen lässt!
Den kompletten Smargdeidechsen-Pfad Oberbergen kannst du hier sehen und in der Kopfzeile der Karte als GPX-Datei herunterladen:
Habe wieder mit Begeisterung Deinen Beitrag gelesen
und Fotos bewundert.
Gruß
Bernd
Hallo Bernd,
vielen Dank für deinen Kommentar!
Von den Purpurreihern ist der Kaiserstuhl ja nicht unerreichbar weit. Vielleicht sehen wir uns ja mal dort.
Liebe Grüße
Ronald
Das sind ja tolle farbenfrohe Eidechsen. Hab ich so noch nie gesehen, es lohnt sich.
Vor allen Dingen lohnt es sich immer wieder deine Berichte zu lesen, so lebendig als wäre man dabei.
Bist ein guter Schreiber, lieber Schwager (und das meine ich auch so)
LG Heidi
Hallo Heidi,
schön, dass du auch diesen Bericht kommentiert hast.
Ich bin übrigens nicht nur ein guter Schreiber, sondern auch ein guter Schwager!
Liebe Grüße
Schwager Ronald
stimmt
Hallo Ronald,
hatte gerade mal Zeit mir auf Arbeit Deine wunderschönen Bilder anzuschauen.
Traumhaftschöne Aufnahmen einfach bewundernswert!
Liebe Grüße auch an Erika
Renate
Hallo Renate,
habe mich über deinen Kommentar sehr gefreut. Vielen Dank!
Schön, dass dir die Bilder so gut gefallen. Wir sehen uns beim Wandern!
Liebe Grüße
Ronald
Hallo Ronald,deinen Anregungen folgend sind Josef und ich dann 4 tage in der gleichen Gegend gewesen. Am Eidechsenpfad sind wir erfolglos geblieben. Dafür hatten wir mit dem Wiedehopf direkt am ersten Tag erfolg ,und einen Begattungsakt der Bienenfresser haben wir zwischendurch erlebt.Diptam und Uhu sind auch abgelichtet. Während wir die Störche auf dem Kirchturm von Ihringen fotografierten lief ein herrliches Exemplar der Smaragdeidechse über die Friedhofsmauer und ich konnte sie auf der Erde ausharrend gut ablichten . Die zur zeit blühenden Orchideen sind auch auf dem Sensor, nun beginnt die Qual des aussortierens (64Gb Raw`s ) zu guter letzt auf dem nach Hause Weg waren wir noch bei den Purpureihern, auch den schön gefärbten Hals der Kanada Gans hab ich auf der Speicherkarte. Das Wetter hat es mit uns auch gut gemeint, will sagen wir sind nicht nass geworden.
Danke für den Tipp, die Bilder kannst du demnächst auf meiner Homepage betrachten.
gr heinz
Hallo Heinz,
das freut mich, dass ihr so viel Erfolg hattet! Besonders auch, dass das mit dem Uhu geklappt hat. Da hatte ich doch den richtigen „Riecher“. Ich bin gespannt auf deine/eure Bilder! Ich habe ja auch noch viele Bilder in der „Dunkelkammer“ und viele Themen im Kopf (auch eine Art Dunkelkammer :-), über die ich berichten möchte.
Liebe Grüße ins Spargelland
Ronald