Hier möchte ich den Weihnachtsbaum im Himmel, nämlich das Sternentstehungsgebiet mit der Bezeichnung NGC 2264 vorstellen.
Den Himmels-Weihnachtsbaum NGC 2264 finden wir im Sternbild Einhorn (Monoceros), nahe dem markanten Sternbild Orion, nämlich „links“ davon.
NGC 2264, der Weihnachtsbaum-Cluster, ist ein sog. offener Sternhaufen, der seinem Namen seiner Form verdankt, die an einen Weihnachtsbaum erinnert. Aber auch die weitläufigen Gaswolken, die den Sternhaufen umgeben, erinnern an einen Tannenbaum. Es handelt sich um ein H-II-Gebiet, also ein Gebiet, das aus interstellaren Wolken ionisierten, atomaren Wasserstoffs besteht. Diese Wolken angeregten Wasserstoffs leuchten tiefrot. Die betreffende Spektrallinie hat eine Wellenlänge von 656,278 Nanometern und wird H-alpha-Linie (Hα-Linie) genannt.
Ich habe das Gebiet ganz bewusst mit einem Spiegelteleskop aufgenommen (übrigens meine erste Aufnahme mit einem Spiegelteleskop). Ich hätte auch mein 400mm oder 600mm Objektiv verwenden können. Aber Spiegelteleskope erzeugen durch die vier Haltestreben des Fangspiegels an den hellen Sternen 4 Strahlen (Spikes). Und das passt schön zu einer Weihnachtsbaum-Beleuchtung 😊.
Nicht nur die Form des Sternhaufens und die des H-II-Gebiets können als weihnachtsbaumähnlich bezeichnet werden, auch die markante Dunkelwolke mit der Bezeichnung „Konusnebel“ hat eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Tannenbaum.
Am Bildrand zu sehen, ist außerdem NGC 2261. Es handelt sich um einen Reflexionsnebel, der auch „Hubble‘s veränderlicher Nebel“ genannt wird. Der Nebel wird von einem (nicht sichtbaren) Riesenstern beleuchtet. Man vermutet, dass die beleuchtende Lichtquelle durch dichte Staubwolken turnusmäßig verdeckt wird.
Im Bild ist ebenfalls der offene Sternhaufen NGC 2259 zu sehen.
Beim Fotografieren eines solchen Gebietes, welches so viel unterschiedliche Objekte beinhaltet, ist man in der Zwickmühle: Fotografiert man mit einem Hα- oder Duo-Narrowband-Filter, erhält man die herrlich roten Hα-Gebiete, aber kaum Sternfarben und Reflexionsnebel. Oder man fotografiert ohne Filter („normale“ RGB-Aufnahme), erhält Sternfarben und Reflexionsnebel, aber kaum das Rot der H-II-Region.
Die Lösung: Man macht beide Aufnahmen, „entsternt“ das Hα-Bild und „verheiratet“ es mit dem filterlosen RGB-Bild. Damit hat man die bunten Sterne und die bläulichen Reflexionsnebel, sowie die Hα-Regionen in einem Bild.
Von den vielen Einzel-Belichtungen, die ich in den 6 Nächten im Februar und März von NGC 2264 anfertigen konnte, sind qualitätsmäßig folgende übriggeblieben:
RGB-Aufnahmen: 49 x1 Minute und 20×3 Minuten = 1 Stunde und 49 Minuten
Hα -Aufnahmen (Duo-Narrowband): 183×5 Minuten = 76 Stunden und 15 Minuten
Dazu kommen natürlich noch die zahlreichen Dark- und Flatframes zur Kalibrierung der RGB- und Hα-Aufnahmen.
Die hohe Gesamtbelichtungszeit für die Hα-Aufnahmen von NGC 2264 ist der Tatsache geschuldet, dass ich vom heimischen Garten aus fotografiert habe (kein richtig dunkler Himmel – zwar als Bortle 4 angegeben, jedoch mit einer Helligkeit von SQM 20,99 eher Bortle 4,5) und das auch noch teilweise bei 67% und 76% Mondlicht!
Die genauen Aufnahmedaten:
Hallo Ronald,
leider habe ich überhaupt keine Ahnung, wie man die Bilder mit Sterne, ohne Sterne usw. überhaupt machen kann. Aber die Bilder sind ein voller wahnsinnserfolg. Dieses tolle Rot noch dazu…..das ist der Hammer!!!!!
KLASSE
Hallo Heidi,
rot leuchtet der angeregte (ionisierter) Wasserstoff. Ionisierter Sauerstoff leuchtet blau, ionisierter Schwefel ganz dunkelrot.
Können wir alles mit bloßem Auge leider nicht sehen. Aber dafür gibt es ja mich…
LG Ronald
Einfach nur grandiose Bilder Ronald !
Da kann ich nur mit offenem Mund davor sitzen und staunen. 🙂
LG Frauke
Hallo Frauke,
vielen Dank! Leider haben wir hier im Westen kaum sterklare, mond- und wolkenfreie Nächte. Im April war es eine einzige Nacht, wo ich leider meine Fotos versaut habe, weil ich abgelenkt war. Bisher ist die Aussicht im Mai noch schlimmer und im Juni gibt es hier gar keine dunklen Nächte…
Dafür gibt es im Juni viele Orchideen, Zwerg- und Rohrdommeln u.v.a.m.
Liebe Grüße
Ronald