Nachdem ich in den letzten Tagen mit meinen Wanderfreunden ausgiebig auf der Schlemmermeile in Höchenschwand gefeiert habe, fahre ich nach Moos, um dort endlich die Moorente fotografisch zu erwischen.
Seit einigen Jahren besuche ich in unregelmäßigen Abständen diesen Ort, wo die mäandrierende Aach in den Bodensee mündet. Ein wunderschönes Fleckchen Erde. Um Moos herum sammeln sich die Störche, um sich für ihren Flug nach Afrika zu stärken, an den Ufern der Aach fliegen Prachtlibellen, Biber und Bisam sind hier zuhause und wer Glück hat, kann den Fischotter beim Jagen beobachten.
Die Aach (Radolfzeller Aach, Hegauer Aach) quillt aus dem Aachtopf in Aach. Es ist ein Teil des versickerten Donauwassers, das im beeindruckenden Aachtopf wieder austritt und nach etwa 12 km hier bei Moos in den Bodensee fließt.
Vor zehn Tagen war ich mit Peter bereits hier in Moos und wir konnten vor allem Rostgänse beobachten und fotografieren. Rostgänse sind mir schon vom Namen her sympathisch: Trennt man nämlich die beiden Silben „Rost“ und „Gänse“ und hängt jeweils die Silbe „Braten“ daran, kann man leicht nachvollziehen, welche Assoziationen beim Betrachten dieser Vögel bei mir wach werden. Den Appetit nach (Zwiebel-)Rostbraten kann ich in der Georgsklause in Höchenschwand schnell stillen. Mit dem Gänsebraten muss ich bis Weihnachten warten.
Flussseeschwalben haben wir ebenfalls ablichten können, und sogar einige Zwergdommeln flogen umher, die ich aber leider nicht erwischt habe.
Heute nun will ich die seltene Moorente auf die Speicherkarte bannen. Ich habe Glück. Unweit des Bootssteges sitzen sie auf einer Buhne zwischen Rostgänsen, Reiher- und Tafelenten und ruhen sich aus oder betreiben Gefiederpflege. Sie sehen den Reiherenten-Weibchen zum Verwechseln ähnlich. Die weiße Unterschwanzdecke und die Blässe am Bauch verraten die Moorenten allerdings.
Ein Stückchen weiter brüten trotz der fortgeschrittenen Jahreszeit (wir haben Mitte August) noch immer die Haubentaucher.
Eine Möwe schwimmt hin und her, traut sich aber nicht, näher zu kommen. Sie möchte sich wohl gerne einige der jungen Karpfen angeln, die vor mir in unmittelbarer Nähe der Anlegestelle herumschwimmen. Trotzdem erwischt sie einen Snack.
Ein Blässhuhn hat da weniger Probleme. Ein kurzer Tauchgang, dann hat sie für ihr Küken einen leckeren Happen erbeutet.
Weiter draußen kämpft ein Zwergtaucher mit einem großen Brocken.
Die Plätze auf der Buhne sind heiß begehrt. Wer sich in eine Lücke drängen will, muss mit Ärger rechnen, denn keiner will sich zu nahe auf die Pelle rücken lassen. Außer dann natürlich, wenn sich zwei so gut verstehen, dass einer den anderen kosen darf. Die folgenden längeren Bildsequenz dokumentiert das eindrücklich.
Eine der Moorenten hat neben der Beringung auch eine große gelbe Markierung auf der Schnabeloberseite. Ganz offensichtlich stört diese Markierung und ich habe den Eindruck, dass die Moorente versucht, andere Tiere dazu zu bewegen, ihr beim Entfernen des Fremdkörpers zu helfen.
Während sich ein paar Blässhühner am Schilfrand prügeln, lässt sich ein Graureiher auf der Buhne nieder. Er hofft auf fette Beutestücke, die er neben den Holzpfählen aus dem Wasser fischen kann. So, wie er majestätisch auf der Buhne fortschreitet, verjagt er die dort rastenden Vögel.
Enten und Gänse schwimmen nicht nur im Wasser, sondern baden auch ausgiebig. Wie diese Rostgans. Sie kann sich bemühen wie sie will, der Rost geht nicht ab. Da muss sie schon in Caramba baden.
Plötzlich entsteht große Unruhe in der Luft und auf dem Wasser. Gefahr droht. Ich sehe in der Ferne einen großen Fischadler in das Wasser stürzen. Ohne Beute fliegt er wieder hoch und kommt in großem Bogen auf mich zu. Zwei Flussseeschwalben attackieren ihn. Zu meiner Überraschung landet er genau über mir auf einem Stahlrohrgestell, das einige Solarmodule trägt. Er weiß scheinbar nicht so genau, ob ein Wasserrab(e) zu senem Beuteschema gehört. Zu meinem Beuteschema gehört er. Ein Glücksfall für einen Fotografen. Beim Auswerten der Fotos erkenne ich später erstaunt, wie weit die Augäpfel des Raubvogels aus dem Kopf herausragen. So hätte meine Frau mich vermutlich nie geheiratet …
Nach diesem Highlight passiert nicht mehr viel. Außer, dass mich zahlreiche Leute ansprechen, was es denn da zu fotografieren gäbe und wie die rotbraunen Vögel mit den weißen Köpfen heißen. Ich sitze ja meinem Höckerchen vor dem Stativ mit dem großen Tele auf dem Steg wie auf einem Präsentierteller. Und die meisten sehen nur, dass ich mit dem riesen Teil in die Richtung der großen Vögel auf der Buhne ziele. Aber die Rostgänse sind eben nicht die interessantesten, sondern die auffälligsten Protagonisten. Jeder, der mich anspricht, bekommt von mir meine Visitenkarte. Auf diese Weise „sammel“ ich nebenbei Leser für meine Website.
Für heute ist es genug. Seit sechs Stunden sitze ich hier konzentriert in der Sonne. Jetzt freue ich mich auf mein Zuhause in Höchenschwand, einen leckeren Schwarzwälder Bauernschübling und ein kühles Bier!
Hallo Helmut ! Freue mich sehr über Deine Fotos und Berichte über Tiere in Moos…habe 2021 zum ersten Mal über der Hoeri einen Fischadler kreisen gesehen. Es hat mir keiner geglaubt! Auch letztes Jahr und dieses Jahr sogar ein Paar . Denke es gibt da einen Horst in Seenähe! Ihnen viel Spaß noch beim Forschen und Fotografieren und danke für Veröffentlichung!! Ingeborg Schnittker
Hallo Ingeborg,
vielen Dank für Deinen Kommentar!
Ja, die Gegend ist superschön. Demnächst bin ich mit Sicherheit wieder dort. Vielleicht sehe ich ja das Fischadler-Pärchen.
Viele Grüße
Ronald
Hallo Ronald
Gratuliere Dir zu Diesen Tolle Foto und Text Beitrag mir beeindruckenden Aufnahmen
Wünsche Dir eine Guten und Foto reichen Herbst
LG Helmut
Hallo Helmut,
vielen Dank für Deinen Kommentar!
Auch ich wünsche Dir viele gute Fotos und allzeit „Gut Licht!“
Liebe Grüße
Ronald