Mit Kumpel Peter als Scout und zwei Gästen aus Thüringen fahre ich im Mai zur Orchideenblüte in die Südeifel.
Susanna und Jens waren gestern schon zur Orchideenblüte in die Südeifel angereist und mit Peter unterwegs. Heute treffen wir uns in Marmagen auf dem Marktplatz. Um 10 Uhr fahren wir mit dem Opel Mokka von Susanna und Jens Richtung Luxemburg. Kurz vor der Grenze, ganz in der Nähe des Flüsschens Sauer liegt unser erstes Ziel. Ich war mit Peter bereits vor Jahren hier. Das Besondere: Die „Gelbe Hummel“ ist an dieser Stelle zu finden. Also die Hummel-Ragwurz in der sehr seltenen gelben Form.
Tatsächlich finden wir die Gelbe Hummel am bekannten Standort. Sie sieht allerdings bereits recht ramponiert aus. Die „üblichen“ Hummel-Ragwurzen finden wir haufenweise. Auch „Fliegen“, also die Fliegen-Ragwurzen, Männliches Knabenkraut und viele Bocks-Riemenzungen wachsen in diesem Gebiet. Tatsächlich entdeckt Peter auf einem anderen Teilstück des Gebietes noch eine weitere Gelbe Hummel. Sie sieht etwas besser aus.
Weiter geht es im Mokka Richtung Trier. Susanna und Jens haben zu Hause Bienenstöcke und berichten uns, dass die tödliche, ganze Bienenvölker vernichtende, „Amerikanische Faulbrut“ praktisch in jedem Honigglas zu finden ist. Sie ist für Menschen harmlos, weshalb die Lebensmittelindustrie nicht darauf achtet. Entsorgt man aber solch ein Honigglas ungereinigt im Glascontainer, werden durch den Resthonig Bienen angelockt, nehmen mit dem Honig den Erreger der Amerikanischen Faulbrut auf und tragen ihn in das eigene, nun zum Tode verurteilte Volk.
Aber zurück zur Orchideenblüte in die Südeifel. Wir fahren nach Wasserliesch in das Naturschutzgebiet Perfeist. Das NSG Perfeist ist ein tolles (Orchideen-)Gebiet. Es liegt allerdings auf der anderen Moselseite und damit nicht mehr in der Eifel, sondern am Fuße des Hunsrücks. 28 Orchideenarten soll es hier geben. U.a. das Affen-Knabenkraut, die Spinnen-Ragwurz und den Violetten Dingel. Auch der attraktive Diptam (oder auch „Brennender Busch“), der nicht zu den Orchideen zählt, und der Gelbe Enzian wachsen hier. Unter Orchideenfreunden geht die Vermutung um, dass einige der Pflanzenarten angesalbt sein sollen (es sich also um keine natürlichen Vorkommen handelt). Hier einige Bilder von früheren Besuchen des NSG Perfeist bzw. des Hunsrücks:
Auf dem schmalen, vorgegebenen Pfad machen wir unseren Rundgang durch das Gebiet. Auch ein kurzer Abstecher in den Wald hinein gehört dazu. „Seitensprung“ heißt der Weg, den wir für einige hundert Meter einschlagen. Dort befindet sich ein altes Römerlager. Orchideen, wie z.B. den Frauenschuh, finden wir hier nicht.
Neben Affen-Knabenraut und Spinnen-Ragwurz stehen viele andere Arten in dem sehr interessanten Gelände.
Wieder auf dem Parkplatz angekommen, ist erst einmal eine kurze Rast angesagt, bevor es weitergeht.
Denn, wir sollen heute noch einer weiteren Gelben Hummel begegnen. Nicht im NSG Perfeist, sondern einige Kilometer weiter bei Konz. Hier stehen Unmengen von Hummel-Ragwurzen. Peter ist wieder derjenige, der ein gelbes Exemplar entdeckt. Ohnsporn (Hängender Mensch), Bocks-Riemenzungen sind ebenfalls massenhaft vertreten. Die Pyramiden-Orchis hat sich allerdings in diesem Jahr hier rar gemacht. Wir finden zwar einige Exemplare, aber die weiße Form der Pyramide, die ich noch vor einigen Jahren hier gesehen habe, können wir nicht entdecken. Auch das Helm-Knabenkraut, das es hier geben soll, finden wir nicht. Ich stoße noch auf eine Hummel mit außergewöhnlicher Färbung. Der gelbe Rand erinnert ein wenig an die Spinnen-Ragwurz.
Bevor wir heute unser letztes Orchideengebiet ansteuern, fahren wir über die Grenze nach Luxemburg, um in Grevenmacher günstig zu tanken und Kaffee einzukaufen. Meine Frage, ob Jens seinen Mokka mit Kaffeebohnen betanken muss, wird von Susanna mit „Nee, Mokka wird nur mit heißem Wasser betankt.“ kommentiert.
Auf dem Rückweg von der Orchideenblüte in die Südeifel machen wir in der Nähe von Bitburg Halt. Das Gebiet sieht aus wie eine Halde. Susanna und Jens bemerken, dass die Beschaffenheit des Geländes sie an das bekannte Orchideengebiet bei „Drei Gleichen“ in Thüringen erinnert. Auf Fliegen-Ragwurz, Bocks-Riemenzunge und Ohnsporn treffen wir sofort. Jens entdeckt nach längerem Suchen schließlich das, was wir hier eigentlich zu finden hofften: Das Helm-Knabenkraut.
Wir machen uns auf den Weg zurück nach Marmagen. Susanna und Jens erzählen uns aus eigenem Erleben, wie man damals in der DDR überlebte. Wegen der Mangelwirtschaft lebte man von „Tauschgeschäften“.
Aber inzwischen hat uns in vielen Bereichen die Mangelwirtschaft leider auch hier im Westen schon erreicht. Susanna und Jens berichten uns, dass es in ihrer Pension in Marmagen „aus ökologischen Gründen“, und um lt. Betreiber „die Preise halten zu können“, nachmittags kein warmes Wasser mehr gibt. Duschen und Zähneputzen also nur mit kaltem Wasser. Auch das Wasser der Klospülung sei bräunlich-gelb. Ist die Eifel die neue DDR?
Aber Mangel gibt es ja inzwischen bei uns in vielen Bereichen. Nicht nur, weil wir uns aus Protest gegen den Ukraine-Krieg selbst Sanktionen auferlegt haben…
Auf dem Marktplatz in Marmagen verabschieden Peter und ich uns von Susanna und Jens, die morgen wieder heimwärts fahren und sich um ihre Bienen kümmern müssen.
Es war auf jeden Fall ein schöner Tag und wir haben trotz des Ernstes der Lage viel zusammen gelacht!
Während am Samstag Susanna und Jens nach Hause fahren, pule ich mir zwei Zecken aus meinem Lieblingsarm…
Hallo Ronald,
köstliche Blumenbilder.
Ich sollte doch mal wieder an meine Frauenschuhbilder von vor
40 Jahren anknüpfen. Da fliegt nichts davon und man hat Zeit.
Die Pirolfotografie wird mir langsam zu anstrengend.
Herzliche Grüsse
Bernd
Hallo Bernd,
dafür hast Du aber den Pirol quasi vor der Haustüre, den Frauenschuh aber nicht. Der ist im Schuhschrank…
Liebe Grüße
Ronald
Wieder ein klasse Bericht, untermalt mit tollen Fotos, lieber Ronald ! 🙂
Ja, so verschiedene Orchideengebiete in der Südeifel habe ich auch auf meiner Liste. Aber im Frühjahr denke ich dann jedes Mal … sooo weit für Blumen fahren … 😉
Vielleicht nächstes Jahr.
Solange erfreue ich mich halt an deinen Bildern.
LG Frauke
Hallo Frauke,
vielen Dank für Deinen Kommentar!
Man muss ja nicht bis in die Südeifel fahren (außer für die Gelbe Hummel, den Violetten Dingel…). Kall, Embken, Bürvenich, Bad Münstereifel, Alendorf, Ripsdorf usw. tun’s auch schon.
Ich habe schon so unglaublich viele Orchideenbilder aus der Eifel und bisher so wenig Berichte darüber gemacht. Das wollte ich auch schon immer mal ändern.
Und -nebenbei bemerkt- sind Deine Fotos ja auch wirklich klasse!
Liebe Grüße
Ronald