NGC 2244- Rosettennebel (Hubble-Palette in SHO-Bearbeitung)

NGC 2244 – Der Rosettennebel im Sternbild Einhorn

Der Rosettennebel NGC 2244 im Sternbild Einhorn ist ein relativ leicht zu fotografierendes, dankbares Objekt. Es ist sehr hell und man benötigt deshalb auch unter schlechteren Bedingungen verhältnismäßig wenig Belichtungszeit. Schon mit einer normalen Kamera und 100 oder 200mm Brennweite und einem kleinen Tracker lässt sich der Nebel gut fotografieren.

Die Bezeichnung NGC 2244 wird zwar üblicherweise für den Rosettennebel gebraucht, ist jedoch die Katalogbezeichnung für den 5 Millionen Jahre alten offenen Sternhaufen im Zentrum des Rosettennebels. Dieser Sternhaufen bringt den Rosettennebel zum Leuchten.

Das Sternbild Einhorn, zu dem der Rosettennebel gehört, liegt südlich des Sternbildes Zwillinge und westlich des Orions. Man findet NGC 2244 ganz in der Nähe des bekannten Orion-Sterns Beteigeuze.

Der Rosettennebel selber ist ein ca. 5100 Lichtjahre entfernter Emissionsnebel, der aus verschiedenen Gasen besteht. Insbesondere aus angeregtem Wasserstoff (Hydrogen), H-alpha oder kürzer Hα, doppelt angeregtem Sauerstoff (Oxygen), OIII oder O3 und Schwefel, SII.

Genauer gesagt, bezeichnen die Begriffe Hα, OIII und SII die Spektrallinien, in denen die betreffend angeregten Gase leuchten. Während Hα (656.28 nm Wellenlänge) und SII (672 nm) tief rot leuchten, leuchtet OIII blau in einer Wellenlänge von primär 500,1 nm.

Wird der Rosettennebel „ganz normal“, also ohne irgendwelche Filter o.ä. fotografiert, so erhält man eine sog. „RGB“-Aufnahme. Also eine Aufnahme, wie sie quasi jeder herkömmliche Fotoapparat macht.

Für die folgende „normale“ RGB-Aufnahme habe ich eine Gesamtbelichtungszeit von 3 Std. und 20 Min. verwendet. Mit meinem 400mm Teleobjektiv erhalte ich ein formatfüllendes Objekt. Den Rosettennebel kann man aber auch schon mit 100 oder 200mm Brennweite und einer Kamera mit APS-C-Chip (oder kleiner) fotografieren. Nur sind bei einer normalen Tageslichtkamera die Farben (das Rot) aufgrund des eingebauten Sperrfilters nicht optimal darstellbar.

NGC 2244 - Rosettennebel
NGC 2244 – Rosettennebel (RGB-Aufnahme)

RGB Aufnahmeparameter

NGC 2244 - Rosettennebel
Rosettennebel (RGB-Aufnahme mit Beschriftung)

Um ausschließlich die Farben bestimmter Gase zu erhalten, verwendet man Filter, die nur die speziellen Wellenlängen der o.a. Spektrallinien durchlassen. Für meine Farbkamera verwende ich z.B. einen Zwei-Linien-Schmalbandfilter (Duo-Narrowband-Filter), der nur das Spektrum des Hα- und OIII-Lichts passieren lässt. Da der Hα-Anteil im Rosettennebel stark überwiegt, sieht man das OIII-Blau in solch einer Aufnahme kaum. Mit einem derartigen Filter habe ich die folgende Aufnahme erstellt, der ich allerdings (wie auch den nach folgenden Fotos) die bunten Sterne aus der RGB-Aufnahme hinzugefügt habe (Gesamtbelichtungszeit: 1 Std. 5 Min.):

NGC 2244 - Rosettennebel (Duo-Narrowband-Aufnahme)
NGC 2244 – Rosettennebel (Duo-Narrowband-Aufnahme)

Würde ich jetzt noch Aufnahmen des rot leuchtenden SII-Gases hinzufügen, könnte man vor lauter Rot keines der unterschiedlichen Gase im normalen RGB (Rot Grün Blau)-Foto identifizieren. Vor diesem Problem standen auch seinerzeit die NASA-Mitarbeiter, die die Fotos des Weltraumteleskops Hubble auswerten sollten. Deshalb haben sie die Farben der Gase einfach einem „falschen“ Farbkanal zugeordnet. Statt dem Rot von Hα und SII, haben sie nur SII Rot, Hα aber Grün und OIII Blau zugeordnet. Diese Fehlfarben-Zuordnung wird seither „Hubble-Palette“ genannt.

Beim vorliegenden Objekt habe Ich erstmalig versucht, selber die Hubble-Palette darzustellen. Dazu habe ich zuerst einmal die obige Duo-Narrowband-Aufnahme verwendet. Diese enthält allerdings nur das Hα- und das OIII-Spektrum. Es fehlt SII. In so einem Fall wird Hα dem Rotkanal und teilweise dem Grünkanal und OIII teilweise dem Grünkanal und komplett dem Blaukanal zugeordnet. Glücklicherweise gibt es in meiner Astro-Software „PixInsight“ neuerdings den Prozess „Narrowband-Normalization“ , der das so gut wie automatisch bewerkstelligt. Dabei habe ich folgendes Ergebnis erhalten:

NGC 2244 - Rosettennebel (Duo-Narrowband-Aufnahme HOO-Bearbeitung)
NGC 2244 – Rosettennebel (Duo-Narrowband-Aufnahme HOO-Bearbeitung)

Aufnahmeparameter Duo I

Filter, die für alle drei Spektrallinien (Hα, OIII und SII) durchlässig sind, können an Farbkameras nicht verwendet werden, weil später das Hα-Rot nicht vom SII-Rot unterschieden und damit getrennt werden kann. Deshalb verwenden ambitionierte Amateure und natürlich die Profis Schwarzweiß-Kameras und machen für jede Spektrallinie mit dem entsprechenden Filter getrennte s/w-Aufnahmen, die dann später den entsprechenden Farben zugeordnet werden.

Ich besitze keine Schwarzweiß-Kamera und habe deshalb einen kleinen Umweg genommen: Zu meiner Duo-Narrowband-Aufnahme habe ich mit einem SII-Filter insgesamt 50 Minuten Belichtungszeit investiert.

Eigentlich sollte die Belichtungszeit für SII den Belichtungszeiten von Hα und OIII entsprechen und  (insbesondere auch wegen meines lichtverschmutzten Himmels) länger als nur ca. eine Stunde betragen. Aber das Wetter und meine Ungeduld (ich hätte sonst vermutlich wieder bis zum nächsten Jahr warten müssen) haben gesiegt.

Jedenfalls habe ich mit der kostenlosen Software SIRIL die Hα- und OIII-Anteile aus meiner Duo-Narrowband-Aufnahme herausgefiltert und so zwei Schwarzweiß-Aufnahmen erhalten. Auch mein SII-Foto habe ich in s/w umgewandelt (siehe hierzu auch: „Ha-OIII-Trennung mehrerer Aufnahme-Nächte (SIRIL-Skripte) – eifelpanorama“).      

Damit bin ich in der Lage, die Aufnahmen „Hubble-gerecht“ den entsprechenden Farben zuordnen. Hier das Ergebnis:

NGC 2244- Rosettennebel (Hubble-Palette in SHO-Bearbeitung)
NGC 2244- Rosettennebel (Hubble-Palette in SHO-Bearbeitung)

Gerade habe ich den Bericht fertiggestellt, da beschert Petrus mir überraschenderweise doch noch von Rosenmontag auf Dienstag eine überwiegend klare Nacht. Alle Wetterberichte sind sich zwar einig: Die Nacht wird bei uns wolkenverhangen. Allerdings liegen wir an der Wolkengrenze. Weiter nördlich soll es klar sein. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Ich riskiere den Aufbau meines Equipments im heimischen Garten. Und tatsächlich! Von 19:30 Uhr bis 22 Uhr kann ich SII-Aufnahmen und von 22 bis 1 Uhr Aufnahmen mit dem Duo-Narrowband-Filter machen. Zwischendurch zieht zwar für ein paar Minuten ein Wolkenband durch, aber das tut der Freude über die unerwartet gewonnene Belichtungszeit keinen Abbruch. Üblicherweise ist es ja umgekehrt: Die Wetterberichte sagen klaren Himmel voraus, aber sobald man aufgebaut hat, ziehen nicht enden wollende Wolkenbänder durch…    

Hier die Fotos mit der neuen Belichtungszeit:

NGC 2244 - Rosettennebel (Duo-Narrowband-Aufnahme)
NGC 2244 – Rosettennebel (Duo-Narrowband-Aufnahme)

NGC 2244 - Rosettennebel (Duo-Narrowband-Aufnahme HOO-Bearbeitung)
NGC 2244 – Rosettennebel (Duo-Narrowband-Aufnahme HOO-Bearbeitung)

NGC 2244- Rosettennebel (Hubble-Palette in SHO-Bearbeitung)
NGC 2244- Rosettennebel (Hubble-Palette in SHO-Bearbeitung)

 

Was die knapp 2 Stunden mehr an SII-Belichtungszeit und 2,5 Stunden mehr an Duo-Narrowband (Hα /OIII)-Belichtungszeit  gebracht haben, kann hier im direkten Vergleich festgestellt werden:

NGC 2244 - Rosettennebel (Duo-Narrowband-Aufnahme)
1 Std. 5 Min. – NGC 2244 – Rosettennebel (Duo-Narrowband-Aufnahme)
NGC 2244 - Rosettennebel (Duo-Narrowband-Aufnahme)
3 Std. 35 Min. – NGC 2244 – Rosettennebel (Duo-Narrowband-Aufnahme)
NGC 2244 - Rosettennebel (Duo-Narrowband-Aufnahme HOO-Bearbeitung)
1 Std. 5 Min. – NGC 2244 – Rosettennebel (Duo-Narrowband-Aufnahme HOO-Bearbeitung)
NGC 2244 - Rosettennebel (Duo-Narrowband-Aufnahme HOO-Bearbeitung)
3 Std. 35 Min. – NGC 2244 – Rosettennebel (Duo-Narrowband-Aufnahme HOO-Bearbeitung)
NGC 2244- Rosettennebel (Hubble-Palette in SHO-Bearbeitung)
1 Std. 55 Min. – NGC 2244- Rosettennebel (Hubble-Palette in SHO-Bearbeitung)
NGC 2244- Rosettennebel (Hubble-Palette in SHO-Bearbeitung)
6 Std. 20 Min. – NGC 2244- Rosettennebel (Hubble-Palette in SHO-Bearbeitung)

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