Am Samstag, dem 01.06.2019 ist es endlich soweit: Ausnahmezustand in Gey. Der Helmut-Rösseler-Platz wird eingeweiht. Die Einweihung geschieht im Rahmen eines großen Dorffestes. Helmut Rösseler, der viel zu früh verstorben ist, war nicht nur unser unglaublich engagierter und beliebter Ortsvorsteher, sondern zählte zusammen mit seiner Ehefrau Gudrun zu unserem persönlichen Freundeskreis.
Organisiert hat das Dorffest zum Helmut-Rösseler-Platz die Dorfgemeinschaft Gey e.V. in Zusammenarbeit mit den örtlichen Vereinen und vielen Sponsoren, die insgesamt 10.155,– Euro gespendet haben. Außerdem hat die Landesregierung NRW dem Antrag der Dorfgemeinschaft Gey e.V. auf einen Heimat-Scheck stattgegeben, so dass von dort noch einmal 2000,– Euro zu erwarten sind.
Am Vorabend des Festes schlendere ich mit meiner Kamera über den Festplatz, der bereits weitestgehend von vielen fleißigen Händen eingerichtet ist. Auf der von unserem „Banker“ Rudi Nellessen gefertigten „Vorstandsbank“ sitzen der Vorstand des BSV, Ulrich Abschlag und Sponsor Rudi Nellessen, der die Bürger innerhalb und außerhalb von Gey mit selbstgefertigten Gartenbänken und –tischen versorgt.
Am nächsten Tag bin ich pünktlich um 14 Uhr vor Ort. Die Buden sind nun mit Personal besetzt und langsam füllt sich der Platz mit Besuchern. Ich fotografiere einen Stand nach dem anderen. Das Wetter ist hervorragend. Die Bierstände sind super gut besucht und vor den nach kulinarischen Köstlichkeiten duftenden Imbissbuden stehen schon bald die Hungrigen Schlange.
Meine etwas gehandicapte Ehefrau liefere ich bei „ihren“ Jungs vom Ballspielverein (BSV) Gey ab, die ihr sofort fürsorglich einen Gartenstuhl zum Sitzen besorgen. So kann ich in Ruhe über den Festplatz schlendern.
Das gesamte Dorf scheint anwesend zu sein. Alle sind fröhlich und freuen sich, denn Helmut hat unendlich viel für „sein“ Dorf und die Bürger getan! Ich werde nie vergessen, dass er mit Gudrun extra zu einem Orgelkonzert, das ich in Höchenschwand (Südschwarzwald) gegeben habe, angereist ist. Selbst dort hat er seine Spuren hinterlassen. In der Kirche von Höchenschwand hängt ein von ihm gestiftetes Splitterkreuz und an der Kirche außen eine gusseiserne Freundschaftstafel. Siehe auch hier: „Wer niemals war in Höchenschwand, kennt nicht das schöne Badner Land!“
An der „Helmut-Rösseler-Collage“ von unserem Straßer Künstler Jochen Poll treffe ich den evangelischen Pfarrer Schmidtlein, mit dem ich mich eine ganze Zeit lang unterhalte.
Ein anderer Künstler hat an der Rückwand der Mehrzweckhalle ein Helmut-Rösseler-Graffiti gemalt. Helmut hatte seinerzeit dafür gesorgt, dass die Jugend, die ihn gerne „Don Rössi“ nannte, diese legale Graffiti-Wand erhielt, die eine Seite des Skater-Platzes begrenzt.
Von der Bühne aus begrüßen uns unser neuer Ortsvorsteher Paul Bolz, der gleichzeitig Vorsitzender des Dorfgemeinschafts-Vereins ist und der stellvertretende Vorsitzende, Stefan Grießhaber, der auch die Moderation des gesamten Programms übernimmt.
Der erste Programmpunkt ist eine Vorführung der Kindergarten-Kinder aus der KiTa „Eifelzwerge“ Gey. Während die Eltern total stolz auf ihre Kids sind, bedaure ich, zur falschen Zeit im falschen Kindergarten gewesen zu sein. Sehr hübsch anzusehen, diese Kindergärtnerinnen!
Dirk Hanke vom Förderverein KiGa stellt die Aufgaben des Vereins vor.
Nun haben die Musiker der Rheinklänge Gey ihren Auftritt und geben einige Kostproben ihres Könnens zum Besten.
Ich gehe derweil in die Mehrzweckhalle, wo die Geyer Schützen einen Schieß-Wettbewerb mit dem Lichtgewehr veranstalten und der Tischtennisverein u.a. einen Spieltisch mit Ballwurfmaschine aufgebaut hat.
Im Sportheim des BSV betreibt unsere Pfarre St. Antonius heute eine Cafeteria mit zahlreichen leckeren Kuchenspenden.
Dann spricht Stefan Grießhaber über die schier unzähligen Aktivitäten von Helmut Rösseler in den Vereinen und über dessen großem sozialem Engagement.
Der Bürgermeister, der, wie leider auch unser Pastor Georg Neuenhofer, an diesem Tag verhindert ist, wird durch Gilbert Hallmann vertreten. Dieser berichtet über das politische Leben von Helmut und überreicht dem neuen Ortsvorsteher einen kleinen Betrag in einem Umschlag.
Danach folgt die kurze, knackige Ansprache von Landrat Wolfgang Spelthahn. Er bestellt Grüße vom Bundespräsidenten. Warum? Helmut Rösseler sollte vom Bundespräsidenten das Bundesverdienstkreuz bekommen. Alles war bereits vorbereitet, da verstarb Helmut, der einige Jahre zuvor bereits den Bürgerpreis des Kreises Düren für ehrenamtliches/soziales Engagement bekommen hatte. Der Landrat dankt der Familie Rösseler, die wegen der vielen Aktivitäten von Helmut auf vieles verzichten musste.
Nach dieser kurzen Rede des Landrates folgt eine ausgedehnte Segnung des Helmut-Rösseler-Platzes durch den Vossenacker Pfarrer Lautenschläger, der von Pater Laurentius Englisch begleitet wird. Herr Lautenschläger zweifelt an der Sinnhaftigkeit, einen leeren Platz zu segnen, hat sich aber dann doch dazu durchgerungen. Auf das übliche Weihwasser verzichtet er. Ich persönlich habe so meine Zweifel an der Würdigkeit des Augenblicks, zumal die vielen Gebete und das „Vater Unser“ im Stimmengewirr der Feiernden untergehen und viele Besucher mit Biergläsern vor der Bühne hin und her laufen.
Nach der weihwasserlosen Weihung treten die beiden Töchter von Helmut Rösseler auf die Bühne und sprechen ihren Dank an die Bürger, die Vereine und Organisatoren aus. Sie bereiten den neuen Ortsvorsteher schon einmal darauf vor, dass Anrufe vornehmlich am Sonntagabend kommen, weil jemand falsch geparkt hat oder eine tote Katze irgendwo liegt. „Und was soll ich jetzt tun? Lebendig machen kann ich sie nicht mehr. Pack sie am Schwanz und schmeiß sie in den Müll.“ Das war in solchen Fällen schon einmal Helmuts Antwort.
Die anschließende Enthüllung des Straßenschildes wird von den Kindern der Grundschule Straß eingeleitet. Sie haben mit ihren Lehrerinnen den Kanon „Bru-der Ja-kob“ umgedichtet in „Orts-vor-ste-her“. Dann wird das Ortsschild von Gudrun Rösseler und Paul Bolz, unserem „neuen“ Ortsvorsteher, enthüllt.
Die Grundschule Straß macht noch eine Vorführung vor der Bühne, bevor der Förderverein der Grundschule im Interview mit Stefan Grießhaber vorgestellt wird.
Alle Vereine von Gey und Straß dürfen sich nun auf der Bühne kurz vorstellen: Der BSV Gey 1911 e.V. legt Wert darauf, dass er kein reiner Fußballverein ist, sondern viele andere Aktivitäten (Kinderturnen, Gymnastik usw.) anbietet. Die St. Donatus-Schützenbruderschaft 1886 Straß e.V. versucht durch Ideenreichtum Nachwuchs zu rekrutieren, wohingegen die Aktivitäten aufgrund des enormen Nachwuchsmangels bei der St. Hubertus-Schützenbruderschaft Gey 1878 e.V. auf ein Minimum beschränkt werden mussten. Der Tischtennis-Verein Gey e.V. stellt sich ebenso vor, wie der Tennisclub Hürtgenwald-Gey e.V. und natürlich unser Musikverein Rheinklänge Gey e.V., der kürzlich wieder seine tolle „Kulinarische Sommernacht“ veranstaltet hat. Im Rheinland darf ein Karnevalsverein nicht fehlen. In Gey ist das die KG Löstige vom Bierkeller e.V., die Gey zu einer Hochburg des Rheinischen Karnevals macht.
Aber der wichtigste Verein ist wohl unsere Freiwillige Feuerwehr, die nicht nur Brände löscht, sondern auch die ein oder andere Durst-Attacke.
Endlich habe ich Zeit, mir etwas zu Essen zu besorgen. Am Stand des Bistros kaufe ich Erika und mir ein Spießbraten-Brötchen, eine Folien-Kartoffel und eine Bratwurst, die mit liebenden und schwarzen Hygiene-Handschuhen versehenen Händen zubereitet werden. Ich lege meine 9,50 Euro vertrauensvoll in die schwarzen Latex-Hände und gehe zum BSV-Stand. Aber Erika ist nicht mehr dort, sondern zu Hause. Also mache ich mich auf den Weg. Im Carport stößt die Sonnenblende meiner Kamera an die Hauswand. Dadurch verliert die Folienkartoffel mit der Sour-Creme ihr Gleichgewicht und verabschiedet sich in elegantem Steilflug. Der ganze Kladderadatsch liegt nun auf den Pflastersteinen. Nicht nur die Sour-Creme ist sauer, ich auch.
Auf dem Festplatz zurück, spielt gerade „Die Hausband“. Ich setze mich zu Katharina, Renate und Georg unter den von Helmut initiierten „Jugend-Pilz“. Später kommt noch Maria aus Köln dazu. Der Lautstärkepegel ist gerade noch so, dass wir uns nicht per WhatsApp unterhalten brauchen. Die Band macht tolle Musik.
Wir verköstigen intensiv das Bier der Geyer Biermanufaktur (GBM). Dr. Schmidt und Dr. Vogelbruch haben die kleine Manufaktur gegründet und brauen außergewöhnliche, ungefilterte Biere ganz unterschiedlicher Geschmacksrichtungen, denen sie ebenso außergewöhnliche Namen geben, wie z.B. „Silt“, „Sonne“, „Torf“, und „Lapis“. Georg, Katharina, Renate und ich trinken jede Menge Lapis. In Anbetracht dessen, dass Dr. Schmidt praktizierender Urologe ist, könnte man auf den Gedanken kommen, dass im Wort Lapis vielleicht noch ein Buchstabe fehlt. Aber der hervorragende Geschmack des Getränks ist über alle Zweifel erhaben…
Inzwischen hat die Band gewechselt und es spielt die Coverband „web“ aus Jülich mitreißende Hits.
Bis weit nach Mitternacht wird gefeiert und getanzt. Ein fröhliches, friedliches und absolut gelungenes Fest zu Ehren unseres Freundes und Ortsvorstehers Helmut Rösseler!
Einen ganz besonderen Dank dafür an unseren neuen Ortsvorsteher Paul Bolz und seine Mitstreiter der Dorfgemeinschaft Gey e.V.!
Ronald, du hast dich wieder mal selbst übertroffen. Helmut hätte sich mit Sicherheit sehr über die wunderbare Ehrung, die du in diesem tollen Bericht und an Hand der Fotos, rübergebracht hast, gefreut. Leider war ich an dem Wochenende nicht in Gey, aber ich kann mir genau vorstellen, wie schön es gewesen sein muss.
Klasse!!!!!!!
Hallo Heidi,
vielen Dank für Deinen Kommentar!
Ja, Helmut hat diese Ehre mehr als verdient.
Liebe Grüße
Ronald
Lieber Ronald, besser kann man das vergangene Wochenende wohl kaum darstellen, ganz lieben Dank.
Achim
Lieber Achim,
vielen Dank für Deinen Kommentar!
Es freut mich, dass ich zum Bericht über den Helmut-Rösseler-Platz so viele positive Rückmeldungen bekomme! Die meisten per E-Mail. Aber Kommentare sind immer ganz besonders willkommen!
Herzliche Grüße
Ronald