Nur selten bekommt man die „heimliche“ Rohrdommel zu Gesicht. Meist wird nur ihr seltsamer Balzruf gehört, der dem Vogel auch die Namen „Moorochse“, „Wasserochse“, „Riedochse“ oder „Mooskuh“ gegeben hat. Dabei gehört die Rohrdommel zur Familie der Reiher. Fast ein Dutzend Besuche eines interessanten Naturschutzgebietes an der Niederländisch-Belgischen Grenze und eineinhalb Jahre brauche ich, um die Rohrdommel endlich formatfüllend zu erwischen.
Drei Beobachtungshütten, jeweils etwa 500 Meter Fußweg voneinander entfernt, sind auf dem Rohrdommel-Gebiet errichtet worden. Zwei davon sind mit ihren Bänken und Ablageflächen so komfortabel ausgestattet, wie ich es anderswo noch nicht gesehen habe. So komfortabel die Hütten für uns Fotografen sind, so komfortabel sind die Flachteiche mit ihren ausgedehnten Schilfflächen für viele unterschiedliche Vogelarten und andere Tiere (Wild, Fische, Libellen usw.). Das große Nahrungsangebot und die dichte Vegetation bieten ideale Aufzuchtmöglichkeiten.
Vom Parkplatz aus sind es etwa 150 Meter bis zur ersten Beobachtungshütte. Mehrfach habe ich hier (und auch in der zweiten Hütte) länger als 12 Stunden gesessen und auf lohnende Motive gewartet. Meist zusammen mit Kumpel Peter.
An der Hütte befindet sich ein Warnschild vor dem Eichenprozessionsspinner, der hier in großer Zahl vorkommt. Obwohl die Hütte den Namen „Roerdomp“ (Rohrdommel) hat, habe ich hier die Rohrdommel meist nur im Flug, aber nie aus der Nähe beobachten können. Im Winter soll sie hier vor der Hütte auf dem Eis „Spazierengehen“. Die Rohrdommel ist quasi die große Ausgabe der Zwergdommel, über die ich bereits hier: „Gehen auf Stelzen – Die Zwergdommel“ berichtet habe.
Gut beobachten kann ich allerdings den Kuckuck, der hier von seiner Warte aus auf eine gute Gelegenheit wartet, dem Teichrohrsänger ein Ei in das Nest zu legen. Ist der Kuckuck auf seiner Runde durch das Revier, nutzen Eisvogel und Bachstelze die Warte. Den ständig pfeifenden Pirol kann ich aber leider nirgends entdecken.
Grau- und Silberreiher warten regungslos auf Beute. Wer genau hinschaut sieht, dass der Silberreiher einen wesentlich längeren Hals als der Graureiher hat.
Bei einem Kormoran sind die Augen größer als der Magen. Er hat einen Fisch erbeutet, mit dem er nicht so richtig fertig wird. Da tut ein anschließendes Bad nach der Anstrengung gut. Ein Stück weiter befindet sich die Brutkolonie der Kormorane.
Die Wasserralle hat einen Wurm für ihren Nachwuchs erwischt. Sie muss über das offene Wasser, um zu ihren Küken zu kommen. Da ist fliegen schneller und sicherer.
Auch die Haubentaucher müssen ihren Nachwuchs versorgen. Üblicherweise verfüttern sie kleine Fische. Auch Libellen verschmähen sie nicht.
Über mein Teleobjektiv krabbelt mehrfach eine kleine Springspinne. Beim nächsten Besuch nehme ich ein Makroobjektiv mit und kann der Spinne nun tief in die vielen Augen sehen.
Auf dem Weg zu den anderen Hütten muss man auf den Prozessionsspinner gut Acht geben. Die dritte Hütte ist wesentlich weniger komfortabel als die Hütten eins und zwei. Auch fotografisch ist sie bei meinem Besuch nicht sonderlich ergiebig.
Hütte zwei ähnelt ausstattungsmäßig der ersten Hütte und hat den Namen „Eijsvoogel“. Tatsächlich kann ich hier den Eisvogel ausgiebig fotografieren.
In der Ferne füttern die Kormorane ihren Nachwuchs. Kormorane bilden Brutkolonien und bauen ihre Nester in den Bäumen.
Im Juli 2018 habe ich endlich das Glück, dass die Rohrdommel ganz nah an der Hütte Nummer 2 ihre Jungen großzieht. Im schwankenden Schilf sind die Rohrdommeln kaum zu erkennen. Wenn Gefahr droht, nehmen sie die sogenannte „Pfahlstellung“ ein, indem sie sich mit hochgestrecktem Schnabel ganz lang machen.
Tatsächlich kann ich beobachten, wie der Altvogel vom Jungvogel angebettelt wird. Das Elterntier übergibt ihm einen dicken Fisch aus seinem Kehlsack. Leider hat sich in diesem Augenblick der Fokus verschoben, weshalb ausgerechnet dieses Foto unscharf wurde.
Eine der Rohrdommeln spaziert sogar unmittelbar an der Hütte vorbei. Dabei schwankt sie hin und her, wie das Schilf im Wind und wie Stevie Wonder an seinem Keyboard.
Ein tolles Gefühl, wenn man nach eineinhalb Jahren endlich am Ziel ist und sein Traummotiv erwischt hat!
Hallo Ronald, das sind ja schöne Bilder. Von einer Rohrdommel habe ich noch nie was gehört, ulkige Viecher. Toll,wie du dem Leser alles erklären kannst, Respekt und danke. Freu mich
LG Heidi