Seit einigen Tagen schon werden bis zu 40 Sumpfohreulen ganz in meiner Nähe, in Kerpen-Buir, gemeldet. Das Spektakel darf ich mir natürlich nicht entgehen lassen.
So rufe ich Kumpel Peter an und wir fahren gemeinsam zu den Sumpfohreulen. Vor einigen Jahren war ich bereits mit der leider viel zu früh verstorbenen Editha auf Sumpfohreulen-Jagd bei Jakobwüllesheim, ebenfalls nicht weit von meinem Wohnort entfernt. Diese Jagd war allerdings nicht so ergiebig, wie das, was ich in den nächsten Tagen erleben sollte. Waldohreulen habe ich einige Zeit später erwischt. Zuerst den Nachwuchs mitten in Düren, dann erwachsene Vögel auf einem Friedhof (siehe: „Waldohreulen-Schlafsaal – Eine Eule schläft selten allein“). Was ich damals zuerst nicht wusste: Im Schlafbaum der Waldohreulen auf dem Friedhof befand sich auch eine Sumpfohreule.
Heute und in den nächsten Tagen sollte ich jedoch mehr Glück haben. Die Eulen haben sich in den Bäumen der Gärten am Dorfrand verteilt. Die meisten sitzen versteckt im Geäst der Nadelbäume, andere ganz frei auf einem Obstbaum. Auf jeden Fall haben die Vögel von ihrem Ansitz aus einen guten Blick auf das weite Land mit seinen großen Feldern.
Das seltene Ereignis lockt Fotografen von weither an. Peter und ich machen einige Aufnahmen der ruhenden Vögel, aber wir versuchen auch, die Sumpfohreulen im Flug zu erwischen.
Zwischendurch fotografieren wir die Pracht einiger herrlich blühender Magnolienbäume. Allerdings ist das Wetter an diesem Freitag sehr durchwachsen. Regen zieht auf. Und mit ihm ein Regenbogen. Sogar ein Doppelregenbogen! Peter und ich entschließen uns, den Rückzug zum Auto anzutreten, während die anderen Fotografen noch ausharren. Kurz vor dem Auto beginnt der Wolkenbruch. Nach wenigen Metern sind wir bereits durchnässt.
Am Montag fahre ich nach einem orgelgeprägten Wochenende nochmals nach Buir. Diesmal treffe ich mich dort mit Klaus. Einige Fotografen entdecken auf dem Feld Rebhühner. Rebhühner waren mir bisher nicht geläufig. Im Gegensatz zu Rebsaft… Es sind tatsächlich die ersten dieser Art, die ich in meinem Leben bewusst sehe. Leider habe ich nur mein 100-400mm Zoomobjektiv dabei. Für Eulen-Flugaufnahmen ist das o.k., für weit entfernt ruhende Rebhühner allerdings nicht. Die Abendsonne mit den Emissionen unserer Wolkenfabrik (den Kühltürmen des Braunkohlekraftwerks Weisweiler) bringt eine ganz eigene Stimmung. Michaela, die wegen der Sumpfohreulen extra aus dem entfernten Mannheim angereist ist, würde gerne eine Eulen-Silhouette vor dieser Kulisse fotografieren. Etwa so:
Leider tun die Eulen ihr nicht den Gefallen, in die richtige Richtung zu fliegen.
Einen Tag später bin ich wieder vor Ort. Diesmal nehme ich wegen der Rebhühner mein 600mm-Objektiv und den 1.4-Konverter mit. Klar, dass die Rebhühner sich heute nicht blicken lassen. Maike und Barbara, zwei junge Fotografinnen, erzählen mir, dass sie immer gerne die Berichte auf meiner Website lesen. Das freut mich natürlich sehr!
Während wir auf gute Flugaufnahmen von den Sumpfohreulen hoffen, kommen gegen 16:15 Uhr ganz andere Vögel: Die Piloten einer ganze Staffel Kampfjets (ca. 10-15 Flugzeuge) wollen offensichtlich Feierabend machen und steuern auf die nahegelegene Landebahn des Boelcke-Geschwaders Nörvenich zu. Sie haben wohl heute ebenfalls Flugtag. Und Flugnacht, denn ich werde sie noch zu Hause bis in den späten Abend hinein hören. Ich erinnere mich, dass ich als Kind oft nachts hochgeschreckt bin, weil die Starfighter über unser Wohnhaus donnerten. Und die waren viel lauter!
Das Sumpfohreulen-Geschwader dagegen hört man nicht. Asio flammeus, wie die Sumpfohreule mit ihrem wissenschaftlichen Namen heißt, fliegt lautlos. Deshalb ruft jeder anständige Fotograf ein vernehmliches „Da!“, sobald er ein fliegendes Exemplar gesichtet hat. So haben die Fotografenkollegen ebenfalls die Chance, das Tier fotografisch „zu erlegen“.
Am Mittwoch bin ich zum vierten Mal bei den Eulenvögeln in Buir, um die seltene Möglichkeit zu nutzen. Denn lange werden sie sich hier vermutlich nicht mehr aufhalten, sondern weiter Richtung Nordosten in ihre Brutgebiete ziehen. Mein Brutgebiet ist der heimische Schreibtisch, wenn ich wieder über einem Bericht wie diesem brüte…
Als ich gegen Mittag in Buir ankomme, begegnen mir Fotografen, die sich bereits auf den Heimweg begeben. Ob noch Eulen da sind?
Fotografen sind (außer mir) keine mehr da. Dafür aber die Rebhühner. Ganz heimlich und stets Deckung suchend, hangeln sie sich knabbernd von Blättchen zu Blättchen. Und dauernd begleitet mich der Gesang der Feldlerchen.
Ich gehe auf die Suche und entdecke entlang des Feldweges insgesamt fünf Eulen in den Bäumen, die ich Klaus zeige, der gerade angekommen ist. Eine sechste entdecke ich bei einem Rundgang durch den Dorfrand. Anscheinend sind nicht mehr viele Sumpfohreulen vor Ort.
Ab ca. 16:30 Uhr sehen wir dann doch noch insgesamt etwa 15 Eulen auf das Feld hinausfliegen. Einige entschwinden sogar in weiter Ferne, so dass wir annehmen, dass sie Buir endgültig verlassen haben.
Klaus und ich machen uns auf den Weg zu den Fahrzeugen, die auf dem Friedhofsparkplatz parken. Wir haben schon alles verstaut, da sehe ich einen tollen Sonnenuntergang beim Blick über die Felder in Richtung Kraftwerk Weisweiler. Wir packen die Fotosachen wieder aus und machen noch einige schöne Fotos, bevor es schließlich doch heimwärts geht.
Einen Tag später bin ich, nach einer Vormittagstour zu den Küchenschellen und Gelben Windröschen, noch einmal in Buir. Beim Eintreffen sehe ich bereits Barbara, die im Dorf die Bäume nach Eulen absucht. Auch Klaus ist gerade angekommen. Zu dritt setzen wir die Suche fort. Fünf Eulen können wir entdecken: Eine in der Birke, zwei in der großen Kiefer und zwei auf den Obstbäumen in den Gärten der Anwohner. Später werden wir und einige weitere Fotografen mehr als zehn der Vögel auf das weite Feld hinausfliegen sehen. Gute Flugfotos gelingen heute sehr schwer. Die Eulen wissen genau, wann die Fotografen in Gespräche vertieft sind. Exakt dann starten sie ihren Überflug. Auch einen ganzen Trupp Rebhühner beobachten wir, wie sie rasend schnell über das Feld rennen.
Gegen 18:30 Uhr verabschiede ich mich von den Sumpfohreulen. Auch von den Fotografen. Während alle anderen zum Friedhofsparkplatz marschieren, gehe ich mit Oliver in die entgegengesetzte Richtung, weil wir unsere Fahrzeuge im Dorf abgestellt haben. Wir sehen noch drei Eulen fliegen, und am Auto angekommen, bemerke ich noch zwei der Vögel in der großen Birke.
Dass ich in den nächsten Tagen doch noch mehrfach zu den Eulen fahren würde, hätte ich nicht gedacht. Am Mittwoch vor Ostern macht sich sogar Florian, den ich über das Spektakel informiert habe, aus Frankreich auf den weiten Weg zu uns in das Rheinland. Er bleibt bis zum Donnerstag. Auch Barbara treffe ich am Donnerstag vor Ort wieder. Sie wünscht sich ein Eulenfoto mit blühendem Apfelbaum. Das Wetter und der Bum tun ihr jedoch nicht den Gefallen.
Am Donnerstag muss ich abends die Messe spielen, weshalb ich etwas früher Abschied nehmen muss.
Viele Eulen sind anscheinend nicht mehr dort und schon in die nordöstlichen Brutgebiete geflogen. Jetzt heißt es, bis zum nächsten Jahr warten, ob sich wieder massenhaft Sumpfohreulen bei uns einfinden werden. Aber bis dahin wird es mit Sicherheit noch genug andere lohnenswerte Fotoobjekte geben…
Hier noch die beiden Fotos, aus denen ich dank Photoshop die weiter oben erwähnte Fotomontage erstellt habe:
Lieber Herr Wasserrab!
Jawoll, hier ist der Beweis, dass ich regelmäßig und sehr gerne vorbeischaue! Ihre so humorvoll geschriebenen Berichte bringen mich immer wieder zum Schmunzeln, so auch dieser. 🙂 Und die schönen Bilder runden das Ganze dann noch ab.
Leider habe ich bei meinem zweiten Besuch bei den Sumpfohreulen nur noch eine schlecht sitzende gefunden, so dass ich hoffe, dass es ein ’nächstes Mal‘ gibt.
Herzliche Grüße und bis zum nächsten Mal!
Maike
Hallo Maike,
das freut mich natürlich, dass Du regelmäßig auf meiner Website unterwegs bist! Und vielen Dank für Deinen Kommentar!
Ich hoffe auch, dass die Eulen im nächsten Jahr wieder in Buir Zwischenstation machen.
Aber vielleicht sehen wir uns an einem anderen Hot Spot wieder.
Liebe Grüße
Ronald
Hallo Ronald,
ein schöner ausführlicher Eulenbericht mit tollen Fotos.
Auch mir hat das „Eulen-Spektakel“ Spaß gemacht.
Bis auf die gähnende Eule und den „Sturzkampfbomber“ habe ich ähnliche Fotos machen können.
Liebe Grüße bis bald …
Klaus
Hallo Klaus,
vielen Dank für Deinen Kommentar!
Ich bin gespannt, ob die Eulen sich nächstes Jahr erneut ein Stelldichein in Buir geben.
Bis bald, liebe Grüße
Ronald
Lieber Ronald,
mir hat es viel Freude bereitet, mit dir zusammen die hübschen Eulen in den Bäumen zu suchen und zu fotografieren
Es ist ein ganz besonderes Erlebnis gewesen, diese seltenen Tiere aus der Nähe beobachten zu können. Ich kann es auch jetzt kaum glauben, dass sie auf ihrem Durchzug für einige Tage mitten in Kerpen gerastet haben. Deine wunderschönen Fotos und der wieder so humorvoll geschriebene Erlebnisbericht dazu, geben die Situation vor Ort treffend wieder. Ich habe mich sehr gefreut zu sehen, dass deine Fotos immer mit großem Respekt und dem nötigen Abstand zum Tier entstanden sind.
Auf dein nächstes Abenteuer bin ich schon sehr gespannt.
Herzliche Grüße aus Recklinghausen
Barbara
Liebe Barbara,
erst einmal vielen Dank für Deinen schönen Kommentar!
Ja, es hat Spaß gemacht, gemeinsam auf „Eulenjagd“ zu gehen. Florian ist an dem Abend auch gut nach Hause gekommen.
Schade, dass es Dir versagt geblieben ist, eine Eule im blühenden Apfelbaum zu fotografieren. Erst hatte der Apfelbaum keine Lust zu blühen, dann hatten die Eulen keinen Bock mehr auf den Apfelbaum. So kann’s gehen…
Wir sehen uns bestimmt irgendwann an einem tierischen (oder pflanzlichen) Hot Spot!
Liebe Grüße und eine gute Zeit
Ronald
Hallo lieber Ronald,
wahnsinnig tolle Bilder … alle … aber allen voran natürlich die Bilder der Eulen. ♥♥♥
Die Flugbilder gefallen mir besonders gut.
Schade, dass ich die Eulen nicht gesichtet habe bei meinem Besuch dort. Ob ich zu blind war oder einfach keine mehr da war … ich weiß es nicht.
Leider war ich so früh am Morgen dort, dass ich allein auf weiter Flur unterwegs war und so kein Austausch über einen möglichen Aufenthaltsort von statten gehen konnte. 🙂
LG Frauke
Liebe Frauke,
vielen Dank! Schade, dass Du die Eulen nicht gesehen hast. Es sind aber anscheinend auch kaum noch welche da. Gestern war ich kurz dort und habe noch 5 gesehen, die aber ziemlich versteckt waren. Nichts, um zu fotografieren. Heute regnet es, da hat man sowieso kaum eine Chance. Vielleicht hast Du im nächsten Jahr mehr Glück, falls sie wieder dort sind.
Liebe Grüße
Ronald