SIRIL Bildanalyse - Verkippung

SIRIL Bildanalyse – Wie gut sind meine Astrofotos?

Um nur die besten Fotos einer Serie zu identifizieren und Astrofotos schlechterer Qualität auszusortieren, bietet die SIRIL Bildanalyse umfangreiche Unterstützung. Gleichgültig, ob Skripte genutzt werden oder nicht. Die wichtigsten Werkzeuge und Vorgehensweisen sollen im Folgenden erläutert werden.

Die SIRIL Bildanalyse wird üblicherweise mit dem Stapel registrierter Lightframes durchgeführt. Die Spreu kann auf diese Weise noch vor dem Stacking vom Weizen getrennt werden. Diejenigen Anwender, die die Skripte statt des „manuellen“ Stackings nutzen, müssen das Stacking nach einem eventuellen Aussortieren schlechter Lights noch einmal wiederholen.

Für die SIRIL Bildanalyse habe ich folgende Gliederung vorgenommen, um die wichtigsten Möglichkeiten zu erläutern, die SIRIL bietet:

Für diese Anleitung wurde die SIRIL-Version 1.2.0 beta 1 benutzt. Das daraus resultierende Stable-Release wird voraussichtlich SIRIL 2.0 sein. Die verwendete Beta-Version enthält gegenüber dem aktuellen Stable-Release 1.0.6 enorme Verbesserungen/Erweiterungen (Rauschreduzierung, verbesserte Hintergrund-Extraktion, Starnet-Anbindung usw.). Einige Verbesserungen gibt es ebenfalls bei der Bildanalyse. Trotzdem lassen sich fast alle hier gezeigten Aktionen auch mit der Version 1.0.6 durchführen.

Voraussetzungen für die Analyse

Für die SIRIL Bildanalyse (das gilt nicht für die Bildstatistik, auf die ich am Schluss dieses Berichts noch eingehen werde!) muss der Stapel/die Liste der registrierten Bilder aufgerufen werden. Die Dateinamen der mit den SIRIL-Skripten oder per SIRIL-Sequenzen registrierten Bilder fangen standardmäßig mit dem Präfix „r_pp_“ an.  

Wer das Stacking „manuell“, also per Sequenzen tätigt, führt die Bildanalyse unmittelbar nach dem Preprocessing der Lights durch bzw. lädt die Sequenz „r_pp_Dateiname“ (siehe auch: „SIRIL-Stacking mit Sequenzen – ohne Skripte“).

Für Anwender der Skripte geht es im nächsten Abschnitt weiter. Anwender, die mit Sequenzen arbeiten, können diesen Abschnitt überspringen und hier weiterlesen.

Anwender, welche die Skripte von SIRIL nutzen, führen zuerst das gewünschte Skript aus und gehen dann zum Laden der registrierten Bilder folgendermaßen vor:

  • Die vom Skript erzeugten registrierten Bilder laden.
  • Die SIRIL Bildanalyse durchführen.
  • Falls während der Analyse Bilder aus dem Prozess herausgenommen wurden, das Skript wiederholen oder das abschließende Stacking ohne Skript durchführen. Was im einen oder anderen Fall zu beachten ist, wird am Schluss unter „Abschließendes für Skripte-Anwender“ beschrieben.

SIRIL erzeugt parallel zu den vom Anwender angelegten Verzeichnissen „biases“, „darks“, „flats“ und „lights“, beim Ausführen der Skripts die Verzeichnisse „masters“ und „process“. Im Verzeichnis „SIRIL\process“ befinden sich u.a. die für die SIRIL Bildanalyse benötigten, registrierten Bilder. Wir wechseln in das process-Verzeichnis, indem wir in SIRIL auf die Home-Schaltfläche und anschließend auf den process-Ordner klicken (ggfls ein Doppelklick, um in den process-Ordner zu gelangen). Der Wechsel muss noch mit „Öffnen“ bestätigt werden.

SIRIL Bildanalyse - Verzeichniswechsel
SIRIL Bildanalyse – Verzeichniswechsel

Nun wird der Reiter „Sequenz“ und in der Listbox unter „Sequenz-Auswahl“ die Sequenz „r_pp_light_.seq“ ausgewählt. Damit ist der Stapel der registrierten Bilder aufgerufen. Falls sich die Listbox nicht öffnen lässt, hilft ein Klick auf die Schaltfläche „Suche Sequenzen“.

SIRIL Bildanalyse - Sequenz-Suche
Sequenz-Suche
SIRIL Bildanalyse - Sequenzen-Liste
Sequenzen-Liste


Diejenigen Anwender, die z.B. das Skript „OSC_Extract_HaOIII“ verwenden, müssen die Bildanalyse für die registrierten Ha-Bilder und die registrierten OIII-Bilder getrennt durchführen. Statt in der Sequenz-Auswahl die Sequenz „r_pp_light.seq“ aufzurufen, muss in diesem Fall entweder die Sequenz „r_Ha_pp_light_.seq“ oder die Sequenz „r_OIII_pp_light_.seq“ gewählt werden.

Hier geht es nun für Skript- und Sequenz-Anwender wieder gemeinsam weiter:

Die Sequenz mit den registrierten Bildern ist nun geladen, und wir können mit der eigentlichen SIRIL Bildanalyse starten.

Da lineare Bilder nicht betrachtet werden können, ist es eine gute Idee, die Anzeige von „Linear“ auf „Auto-Stretch“ zu schalten.

SIRIL Bildanalyse - Auto-Stretch
Auto-Stretch

Um zu sehen, welches Foto aus dem Stapel gerade angezeigt wird, oder auch um ein bestimmtes Bild aus der Liste zu wählen, muss die Bilderliste durch Klick auf die betreffende Schaltfläche geöffnet werden. Standardmäßig ist nach dem Öffnen der Bilderliste das Referenzbild ausgewählt.

SIRIL Bildanalyse - Bilderliste öffnen
Bilderliste öffnen

Die Bilderliste kann durch Klick auf „FWHM“ nach Qualität aufsteigend oder absteigend sortiert werden. Je kleiner der SIRIL-Stacking mit Sequenzen – ohne Skripte ist, desto besser ist die Qualität des Bildes.

Bilderliste sortieren
Bilderliste sortieren

Bilder können durch Auswahl (Klick auf den Listeneintrag) und Entfernen des Häkchens in der Spalte „sel“ von der Weiterverarbeitung (dem Stacking) ausgeschlossen und durch erneutes Setzen des Häkchens wieder eingeschlossen werden.

SIRIL Bildanalyse - Bilder ausschließen
Bilder ausschließen
Einschätzung des Rauschens

Die SIRIL Bildanalyse bietet einen Anhaltspunkt für das Rauschen in den Bildern. Angezeigt wird (bei RGB-Bildern für jeden Kanal separat) der für das ausgewählte Bild ermittelte Wert. Je niedriger der Wert, desto geringer das Rauschen im Bild. Der ermittelte Wert sagt für sich alleine genommen anscheinend nichts darüber aus, ob er so hoch ist, dass ein Bild von der Weiterverarbeitung ausgeschlossen werden muss. Nur der Vergleich mit den Werten der anderen Bilder aus dem Stapel (der Sequenz) macht deutlich, ob einzelne Bilder extrem nach oben ausscheren. Die Einschätzung des Rauschens kann selbstverständlich auch bereits am Anfang des SIRIL-Prozesses (unmittelbar nach der „Umwandlung“ – Sequenz „light_.seq“) angewandt werden. Aufgerufen wird die Einschätzung des Rauschens über das „Burger-Menü“ – „Bildinformation“ – „Einschätzung des Rauschens“. Das Ergebnis wird im Panel „Konsole“ angezeigt.

SIRIL Bildanalyse - Einschätzung des Rauschens
SIRIL Bildanalyse – Einschätzung des Rauschens
Aberrationsprüfung

Über „Burger-Menü“ – „Bildinformation“ –  „Aberrationsprüfung“  gelangt man in ein Fenster mit 9 quadratischen Flächen, die jeweils einen Ausschnitt der Ecken, der Seiten und der Mitte des gewählten Bildes zeigen. Auf diese Weise kann der Anwender die Verzeichnung seiner Optik (Bildfeldwölbung) beurteilen, die sich üblicherweise besonders in den Bildecken bemerkbar macht. Im vorliegenden Beispiel für die SIRIL Bildanalyse wurde ein DSLR-Zoom-Objektiv verwendet. Bei solchen Objektiven (und insbesondere bei Zoom-Objektiven), selbst wenn sie eine überragende Qualität bei Tageslichtaufnahmen abliefern,  sind stets Abstriche bei der Qualität von Astrofotos zu machen. Im Gegensatz zu speziellen Linsen-Teleskopen (Refraktoren) sind für DSLR-Objektive keine Flattener verfügbar, um solche Verzeichnungen weitgehend zu eliminieren.  Lt. SIRIL kann die Aberrationsprüfung auch zur Feststellung von Helligkeits- und Farbverläufen genutzt werden. M.E. derzeit nur mit Einschränkungen. So kann bei Farbbildern nicht auf die einzelnen Farbkanäle umgeschaltet werden. 

SIRIL Bildanalyse - Aberrationsprüfung
SIRIL Bildanalyse – Aberrationsprüfung

Übrigens können die Größe des Fensters der Aberrationsprüfung und innerhalb des Fensters die Anzahl der Pixel pro Kachel (Panel) individuell angepasst werden.  Dies wird erreicht über „Burger-Menü“ – „Einstellungen“ –  „Analysewerkzeuge“.

SIRIL Bildanalyse - Einstellungen für die Aberrationsprüfung
Einstellungen für die Aberrationsprüfung

         

Verkippung analysieren – Dynamisches PSF

Eine Verkippung im System (obwohl alles ordnungsgemäß zusammengestellt/montiert wurde) ist ärgerlich und nur schwer zu beheben. Einige Astro-Kameras bieten die Möglichkeit, Verkippungen auszugleichen. Auch gibt es im Handel sog. Tilter für den gleichen Zweck. Diese verlängern allerdings auch den optischen Weg. Voraussetzung für die Justierung ist, dass die Verzerrung analysiert wurde. Dazu bietet SIRIL die Verkippungs-Analyse. Sie wird aufgerufen über „Burger-Menü“ – „Bildinformation“ –  „Dynamisches PSF…“.

SIRIL Bildanalyse - Aufruf Dynamisches PSF
Aufruf Dynamisches PSF

Jetzt sollte der Reiter „Konsole“ angeklickt werden, denn die Ergebnisse werden nur in der Konsolen-Ansicht gezeigt. Außerdem sollten die Bilderliste und das Fenster der „Dynamischen Point Spread Function“ so angeordnet werden, dass sowohl das gewählte Bild, als auch die letzten Konsolen-Meldungen sichtbar sind. Ein Klick auf das Verkippungs-Symbol im PSF-Fenster berechnet die Verkippung im aktuell gewählten Bild. Dabei wird das Verkippungs-Diagramm im Bild in übertriebener Form dargestellt.

SIRIL Bildanalyse - Verkippung
SIRIL Bildanalyse – Verkippung

In der Konsole werden folgende zusätzliche Werte angezeigt (lt. SIRIL-Manual):

  • Anzahl der Sterne, die für die Berechnung einbezogen wurden (im Beispiel 7132)
  • Der bereinigte, durchschnittliche FWHM-Wert (3.30)
  • Die Differenz zwischen dem schlechtesten und dem besten FWHM-Wert an den vier Bildecken (3.43 – 3.03 = 0.40) und der Prozentsatz der Neigung (0.40 x 100 / 3.43 ≈ 12%)
  • Die Bildfeldwölbung zwischen der Bildmitte und dem Bildrand (FWHM-Wert der Mittensterne – FWHM-Wert der Randsterne)

Ist der Prozentsatz der Neigung größer als 10%, so deutet das lt. SIRIL auf ein Neigungsproblem hin. Folglich gibt es im System, mit dem die Beispielbilder aufgenommen wurden, ein Verkippungsproblem.

Das Verkippungs-Diagramm wird aus dem gewählten Bild entfernt, indem das „Löschen“-Symbol im PSF-Fenster angeklickt wird.

SIRIL Bildanalyse - Verkippungs-Diagramm löschen
Verkippungs-Diagramm löschen

Eine genauere Verkippungs-Analyse erhält der Anwender, wenn statt eines Einzelbildes die gesamte Sequenz analysiert wird. Das funktioniert allerdings nur über die Kommandozeile. Dazu wird in der Befehlszeile das Kommando „seqtilt“ mit dem Namen der Sequenz (in unserem Beispielfall „r_pp_light_.seq“) eingegeben.

SIRIL Bildanalyse - Befehl "Seqtilt"
Befehl „Seqtilt“

Nach einiger Zeit erhalten wir die Daten der Verkippungs-Analyse aus der Sequenz in der Konsole. Sterne: 6387, durchschnittlicher FWHM-Wert: 3.91, Neigungs-FWHM 0,42, Neigungs-Prozensatz: 11%, Aberration: 0.62. Zusätzlich wird das Verkippungs-Diagramm für die gesamte Sequenz im aktuellen Bild gezeigt.

SIRIL Bildanalyse - Ergebnis des Befehls "Seqtilt"
Ergebnis des Befehls „Seqtilt“

 Die Verkippungsanalyse soll nicht auf gestackte Bilder (Summenbilder) angewandt werden.

Auf die weiteren Funktionen des dynamischen PSF will ich hier nicht eingehen, da sie überwiegend auf das gestackte Bild (Dekonvolution, Sternentsättigung usw.) angewandt werden.

Grafischer Plot

Mit dem grafischen Plot erhält der Anwender die Möglichkeit, verschiedene Aspekte der SIRIL Bildanalyse anschaulich darzustellen und eine entsprechende Bildauswahl bzw. Bildabwahl zu treffen. Der Aufruf geschieht durch Klick auf die Reiter-Lasche „Grafischer Plot“.

SIRIL Bildanalyse - Grafischer Plot
Grafischer Plot

In den Listboxen für die X- und die Y-Achse des Diagramms kann gewählt werden, welche Werte die jeweilige Achse repräsentieren soll. Dadurch erhält der Anwender zahlreiche mehr oder weniger sinnvolle Darstellungsmöglichkeiten.

Grafischer Plot "Rundheit zu FWHM"
Grafischer Plot „Rundheit zu FWHM“

Auf Darstellungen wie z.B. „X=Rundheit der Sterne gegenüber Y= FWHM“ (s.o.) werde ich nicht weiter eingehen. Ich beschränke mich an dieser Stelle auf die Darstellung „Bild“ in der X-Achse und demgegenüber auf die m.E. wichtigsten Möglichkeiten der Y-Achse. Zumal lediglich die Werte der Y-Achse jeweils in die Bilderliste übernommen werden. Dabei wird die Bilderliste nicht nach den übernommenen Werten sortiert, sondern sie behält ihre aktuelle Sortierung vor der Übernahme.

Innerhalb des Diagramms wird der Wert, der sich auf das gewählte Bild bezieht, mit einem großen „X“ gekennzeichnet und um den Wert des Referenzbildes wird ein Kreis gezeichnet.

Grafischer Plot – FWHM
SIRIL Bildanalyse - Grafischer Plot "Bild-FWHM"
Grafischer Plot „Bild-FWHM“

In unserem Beispiel wurde nach Klick auf „Grafischer Plot“ für die X-Achse „Bild“ ausgewählt (1) und für die Y-Achse „FWHM“ (2). Die Werte, die für die Y-Achse gewählt wurden (in diesem Fall „FWHM“), werden auch in die Bilderliste übernommen (3). Die Y-Achse des Diagramms erhält die Bezeichnung „FWHM“ (4) und die X-Achse die Bezeichnung „Frames“ entsprechend der Wahl  „Bild“ für die X-Achse (5). Das aktuell gewählte Bild (6) wird im Diagramm mit einem „X“ gekennzeichnet (7). Zusätzlich auch noch mit einem Kreis (7), da es sich gleichzeitig um das Referenzbild handelt (8).

Um z.B. den „Ausreißer“ ganz oben im Diagramm zu identifizieren, auszuwählen oder von der weiteren Bearbeitung auszuschließen, klicken wir mit der rechten Maustaste auf den entsprechenden Punkt in der Grafik und wählen aus dem kleinen Kontextmenü z.B. „Zeige Bild 37“. Das Bild wird angezeigt und in der Bilderliste markiert. Das Entfernen des Häkchens in der Bilderliste schließt das Bild ebenfalls von der weiteren Bearbeitung aus.

SIRIL Bildanalyse - Grafischer Plot "Ausreißer-Wahl"
Grafischer Plot „Ausreißer-Wahl“
Grafischer Plot – wFWHM

wFWHM entspricht weitgehend FWHM, jedoch wurden die Werte zusätzlich gewichtet (im Verhältnis zur Anzahl der erkannten Sterne des Referenzbildes).

SIRIL Bildanalyse - Grafischer Plot "Bild-wFWHM"
Grafischer Plot „Bild-wFWHM“

    

Grafischer Plot – Rundheit
SIRIL Bildanalyse - Grafischer Plot "Bild-Rundheit"
Grafischer Plot „Bild-Rundheit“

Hier wird die Rundheit der Sterne beurteilt. Dabei steht der Wert 1 für vollkommene Rundheit. Der FWHM-Wert der Sternenhöhe wird durch denjenigen der Sternenbreite dividiert. Auch hier werden die Werte der Y-Achse in die Bilderliste übernommen. Wie weiter oben bereits erwähnt, wird die Bilderliste nicht neu sortiert. Erst ein Klick auf den Schriftzug „Rundheit“ der Spaltenüberschrift bringt die Bilderliste in eine aufsteigende/absteigende Reihenfolge des Rundheitswertes.

Grafischer Plot – Hintergrund

Diese Option repräsentiert den Wert (die Helligkeit) des Himmelshintergrundes. Je höher der Wert, desto heller der Hintergrund.

SIRIL Bildanalyse - Grafischer Plot "Bild-Hintergrund"
Grafischer Plot „Bild-Hintergrund“
SIRIL-Bildstatistik    

Die Min- und Max-Werte der SIRIL-Bildstatistik sind bei bereits registrierten bzw. kalibrierten Bildern sehr verwirrend, weil diese im 32-Bit-Format vorliegen und deshalb z.B. die Min- und Max-Werte der Statistik kaum interpretierbar sind. Deshalb setze ich mit der SIRIL-Bildstatistik bereits ganz am Anfang (bei den noch unbearbeiteten Lights) an. Wer die Interpretation der Statistik beherrscht, für den macht es durchaus Sinn, die Bildstatistik auch bei kalibrierten und registrierten Bildern anzuwenden.

Sequenz-Anwender“ nutzen die Bildstatistik bereits nach der „Umwandlung“, also innerhalb der Sequenz „light_.seq“.

Skript-Anwender“ müssen im Verzeichnis „process“ die Sequenz „light_.seq“ öffnen (nicht, wie am Anfang beschrieben, die Sequenz „r_pp_light_.seq“!).

Ist die betreffende Sequenz geladen, sollte die Bilderliste geöffnet werden.

SIRIL Bildanalyse - Bildstatistik
SIRIL Bildanalyse – Bildstatistik

Über das „Burger-Menü“ –  „Bildinformation“ – „Statistik…“ lässt sich die Bildstatistik aufrufen (1, 2 und 3). Sie bezieht sich auf das aktuell angezeigte Bild (4). Wird ein anderes Bild aus der Bilderliste gewählt, muss die Schaltfläche „Ausführen“ im Statistik-Panel angeklickt werden, damit die Statistik mit den Werten des neu gewählten Bildes aktualisiert wird (5). Das ist etwas umständlich. Schön wäre, wenn bei Anwahl eines anderen Bildes die Statistik automatisch aktualisiert würde. Noch besser wäre, wenn die Bilderliste bereits Spalten mit den Statistikwerten enthalten würde. Dann wäre ein Vergleich der Bilder untereinander völlig problemlos. In der Astro-Software „PixInsight“ z.B. gibt es die Möglichkeit, alle Bilder zu laden, die Statistik aufzurufen und per Cursortasten nach oben oder unten durch die Bilder zu blättern, wobei sich die Statistik automatisch aktualisiert. Aber zurück zur SIRIL Bildanalyse: Bei Farbbildern kann gewählt werden, ob die Statistik getrennt für jeden Farbkanal oder für alle Kanäle gemeinsam erfolgen soll (6). Im letzteren Fall werden die Werte für alle Kanäle in der Spalte des Rotkanals angezeigt. Das gewählte Bild wird allerdings in diesem Stadium der Verarbeitung stets in Schwarzweiß dargestellt. Damit man überhaupt etwas sehen kann, sollte dieses lineare Bild in den Auto-Stretch-Modus versetzt werden (7).

Statistik-Rahmen
Statistik-Rahmen

Im aktuellen Bild kann ein Bereich markiert werden, indem das Cursorkreuz positioniert, die linke Maustaste gedrückt und bei gedrückter Maustaste ein Bereichsrahmen gezogen wird. „Ausführen“ im Statistik-Panel berechnet dann die Statistik für den gerade ausgewählten Bereich des aktuellen Fotos. Interessant ist dies beispielsweise zur Beurteilung des Hintergrundes. Dazu wird ein Rahmen in einem Bereich gezogen, der nur aus Himmelshintergrund besteht. Dann wird eine Neuberechnung ausgeführt (auf „Ausführen“ klicken). Für die Hintergrundhelligkeit stehen der Mittelwert bzw. der Median. Der Sigma-Wert (Standardabweichung) repräsentiert das Rauschen im Bild (sofern der Rahmen ausschließlich den Hintergrund markiert). Im Beispielbild ist der Rahmen nicht optimal gesetzt, da er noch Sterne enthält. Das sollte vermieden werden. Der Rahmen darf nur Hintergrund enthalten.

Ein wenig umständlich ist das Zurücksetzen eines ausgewählten Bereichs (wer einen schnelleren/besseren Weg kennt, kann mir diesen gerne mitteilen): Rechte Maustaste betätigen und „Auswahl“ – „Alles auswählen“ anklicken. Danach (unbedingt vergewissern, dass wirklich alles ausgewählt ist und der Rahmen das gesamte Bild umschließt!) nochmals rechte Maustaste und „Zuschnitt“ anklicken. Damit wird der Rahmen/die Auswahl wieder entfernt. Ein Klick mit der linken Maustaste auf die Bildfläche außerhalb des Rahmens setzt diesen zurück.

Rahmen Rücksetzen
Rahmen Rücksetzen
Vor diesem Schritt erst Rahmen prüfen!
Vor diesem Schritt erst Rahmen prüfen!

Bilder können von der Weiterverarbeitung ausgeschlossen werden, indem das entsprechende Häkchen in der Bilderliste entfernt wird. Dieser Vorgang wurde bereits weiter oben beschrieben.

Die Werte der Statistik haben folgende Bedeutung:

  • Mittelwert: Auch als „Mean-Wert“ bezeichnet, repräsentiert den Durchschnittswert aller Pixel (die Werte aller Pixel dividiert durch die Anzahl der Pixel [eines Farbkanals]). Im Gegensatz zum Median enthält der Mittelwert auch „Ausreißer“. Darum kann man Problembilder u.a. daran erkennen, dass Mittelwert und Median auseinanderdriften (nicht nahe beieinander liegen). Ist der Mittelwert eines oder mehrerer Bilder höher als der der restlichen Bilder, kann das z.B. auf Wolkendurchzug, auf eine zugetaute Optik, auf Dämmerungsaufnahmen (astronomisch Dunkle Nacht noch nicht erreicht oder bereits vorbei) usw. hindeuten.
  • Median: Dies ist der Wert aus der Mitte aller (aufsteigend) sortierten Pixel-Werte des Bildes. Mittelwert und Median dürfen nicht stark voneinander abweichen. Ansonsten deutet das auf Probleme hin (viele Hot- oder Coldpixel oder andere Bildstörungen). Denn der Median enthält, im Gegensatz zum Mittelwert, keine „Ausreißer“, weshalb er regelmäßig kleiner ist, als der Mittelwert (Mean-Wert). Wie bereits erwähnt, können über den Median- und/oder den Mittelwert Rückschlüsse auf die Hintergrundhelligkeit gezogen werden (siehe Bemerkungen zur Bereichsmarkierung weiter oben). Je höher der Median-Wert, desto heller das Bild bzw. der gewählte Bereich im Bild.
  • Sigma: Oder auch stdDev. Dies ist der Wert für die Standardabweichung (Quadratwurzel aus der Varianz) und ist ein Wert für die Streuung der Werte um den Mittelwert. Er gibt Hinweise auf das Rauschen in einem nur aus Hintergrund bestehenden Bildbereich (siehe oben). Je größer der Wert, desto höher der Rauschpegel. Um das Signal-Rausch-Verhältnis zu erhalten, wird der Mittelwert durch die Standardabweichung dividiert.
  • avgDev: AverageDeviation (durchschnittliche Abweichung). Hier werden die absoluten Differenzen aller Pixel-Werte zum Mittelwert addiert und durch die Anzahl der Pixel dividiert.
  • MAD: Die mittlere absolute Abweichung bezieht sich (im Gegensatz zur avgDev) nicht auf den Mittelwert, sondern auf den Median-Wert. Deshalb ist der MAD-Wert unempfindlicher gegenüber Ausreißern als der avgDev-Wert.
  • Sqrt(BWMV): Dies ist der Wert für die gewichtete mittlere Varianz, ein statistisches Verfahren, das noch unempfindlicher gegen Ausreißer ist als die beiden Vorgänger-Werte.
  • Min: Das oder die Pixel mit der niedrigsten ADU. Ein Wert von 0 weist darauf hin, dass ein oder mehrere Pixel ohne Signal, also zugelaufen/„abgesoffen“ sind. Ggfls. muss der Offset der Kamera bei der nächsten Aufnahme angepasst (erhöht) werden.
  • Max: Der festgestellte Maximalwert. Ein Wert von 65535 bedeutet für eine 16-Bit-Kamera, dass es ein oder mehrere Pixel im Bild gibt, die „ausgebrannt“ (gesättigt) sind. Für eine 14-Bit-Kamera deutet bereits ein Wert von 32767 auf ausgebrannte Pixel hin, bei 12-Bit-Kameras 16383 usw..
Abschließendes für Anwender von Sequenzen (also ohne Skripte)

Am Ablauf des Prozesses ändert sich für diese Anwender nichts. Es wird die Bilderliste gelöscht und mit dem nächsten Arbeitsschritt fortgefahren (z.B. Kalibrierung, Registrierung oder/und Stacking).

Bilderliste schließen
Bilderliste schließen
Abschließendes für Skripte-Anwender

Anwender, die aufgrund der Bildanalyse Fotos für die Weiterverarbeitung gestrichen haben, müssen mit einer der beiden im Folgenden beschriebenen Möglichkeiten weiterarbeiten:

  1. Entweder das Pendant des/der gestrichenen Fotos aus der oben beschriebenen Bilderliste im Verzeichnis „lights“ ermitteln und dort löschen. Auch die Verzeichnisse „process“ und „masters“ müssen entfernt werden. Vor dem Löschen der Verzeichnisse muss zum Ordner „Siril“ gewechselt werden, damit dies das aktuelle Arbeitsverzeichnis wird und die Ordner „masters“ und „process“ entfernt werden können. Nun muss das Skript neu gestartet werden. Angenommen, die Fotos mit den Nummern 5 und 10 wurden gestrichen, dann müssen aus dem „lights“-Ordner das fünfte und zehnte Foto gelöscht werden. Es wird davon ausgegangen, dass die Fotos im Ordner „lights“ in alphabetischer Reihenfolge sortiert sind (das ist Standard). Die einzelnen Schritte:
     
    • Ermitteln der gestrichenen Fotos lt. Bilderliste (im Beispiel 5 und 10)
      Bild 5 und 10 sind gestrichen
      Bild 5 und 10 sind gestrichen
    • Wechsel in den Dateiexplorer und im Verzeichnis „lights“ die entsprechenden Fotos löschen (in unserem Beispiel das 5. Und 10. Foto aus der alphabetisch sortierten Dateiliste)
      Das 5. und 10. Bild im Ordner "lights" löschen
      Das 5. und 10. Bild im Ordner „lights“ löschen
    • Zurück zu SIRIL und die Bilderliste schließen
      In SIRIL die Bilderliste löschen
      In SIRIL die Bilderliste löschen
    • Den Befehl „Close“ eingeben
      Befehl "Close" eingeben
      Befehl „Close“ eingeben
    • In SIRIL das Verzeichnis „SIRIL“ als aktuelles Verzeichnis wählen
      "Siril" als Arbeitsverzeichnis wählen
      „Siril“ als Arbeitsverzeichnis wählen
    • Im Dateiexplorer die Verzeichnisse „masters“ und „process“ löschen
      Löschen der Verzeichnisse "masters" und "process"
      Löschen der Verzeichnisse „masters“ und „process“
    • Zurück zu SIRIL und das entsprechende Skript erneut ausführen
      Skript aufrufen
      Skript aufrufen

       

  2. Oder einfacher, es wird nach der SIRIL Bildanalyse (die Sequenz „r_pp_light_.seq“ ist noch immer aktiv) die Reiter-Lasche „Stacking“ angeklickt und das Stacking ohne Skript durchgeführt. Das ist recht simpel: Einfach die Werte so übernehmen, wie sie im folgenden Bild gezeigt, und dann das Stacking auslösen.
    Stacking auslösen
    Stacking auslösen

    Die Erfolgsmeldung finden wir nach dem Stacking in der Konsole (1 und 2). Dort können wir auch den Namen des gestackten Bildes erfahren (2), nämlich „r_pp_light_stacked.fit“. Gleichzeitig wird das Ergebnisbild angezeigt (3). Falls die Bilderliste aus den vorhergegangenen Aktionen noch geöffnet ist, sollte sie jetzt geschlossen werden (4).
    Das Stacking war erfolgreich
    Das Stacking war erfolgreich

    Die Ergebnisdatei des Stackings „r_pp_light_stacked.fit“ finden wir im aktuellen Arbeitsverzeichnis. Das ist in dem Fall das Verzeichnis „process“.
    Ergebnis-Datei des Stackings im Ordner "process" (das aktuelle Arbeitsverzeichnis)
    Ergebnis-Datei des Stackings im Ordner „process“ (das aktuelle Arbeitsverzeichnis)

    Wurde die SIRIL Bildanalyse mit der Sequenz light_.seq (z.B. für die SIRIL-Bildstatistik) durchgeführt, so muss entweder wie unter 1. fortgefahren werden, oder das Preprocessing muss komplett unter Verwendung der Sequenzen erfolgen (siehe dazu „SIRIL-Stacking mit Sequenzen – ohne Skripte“).

Alle Berichte aus meiner SIRIL-Serie:
SIRIL-Anleitung – Kostenlose Astro-Fotobearbeitung Teil  1
SIRIL-Anleitung – Kostenlose Astro-Fotobearbeitung Teil  2
„Blink in SIRIL – ohne PixInsight“
„SIRIL – Stacking mit Sequenzen – ohne Skripte“
„Mit SIRIL mehrere Nächte stacken“
„Ha-OIII-Trennung mehrerer Aufnahme-Nächte (SIRIL-Skripte)“
StarNet V2.x – Install. in PixInsight, SIRIL, Stand alone
„SIRIL Bildanalyse – Wie gut sind meine Astrofotos?“
 „Ovale Sterne rund machen – Beautycase SIRIL“

2 Gedanken zu „SIRIL Bildanalyse – Wie gut sind meine Astrofotos?“

  1. Hallo Ronald,

    sehr gut erklärt. Danke!
    Bin ebenfalls ein Naturliebhaber und deshalb auch von der Astrofotografie begeistert.

    Liebe Grüße
    Frank

    1. Hallo Frank,
      vielen Dank für Deinen Kommentar!
      Ich wünsche Dir viele schöne Motive und viele klare Nächte!
      Herzliche Grüße
      Ronald

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