Insgesamt 10 ½ Wochen durfte ich in diesem Jahr Höchenschwand genießen. Mehr als ursprünglich geplant. Auch wenn das Wetter nicht so recht mitgespielt hat. Freudiges gab es, aber auch Trauriges. Fotografisch konnte ich längst nicht alles realisieren, was ich mir vorgenommen hatte. Trotzdem sind einige gar nicht so schlechte Aufnahmen dabei herausgekommen: Von „Himmel un Ääd“.
Geprägt sind die ersten „Himmel un Ääd“-Wochen in Höchenschwand von den Ereignissen zu Hause in der Eifel: Wird das Hochwasser auch uns erwischen? Ich bin stets auf dem Sprung, um schnell nach Hause fahren zu können. „Ein wenig Wasser im Schuppen, Gluckern in Toilette und Badewanne, sonst alles o.k.“ berichtet mir meine Frau.
Geprägt ist der Aufenthalt aber auch von der schweren Erkrankung von Fotofreundin Editha. Wird sie durchkommen? Näheres siehe: „Der Pirol – Oder: Die letzte Reise mit Editha“.
Wegen der Corona-Nachimpfung habe ich meinen ersten Höchenschwand-Aufenthalt in diesem Jahr nach hinten verschoben, so dass nur knapp zwei Wochen „Pause“ bis zum zweiten Aufenthalt bleiben. Meine Frau gibt mir quasi „Hausverbot“: „Du kommst für die paar Tage nicht nach Hause, sondern bleibst in Höchenschwand! Ich will nicht, dass Du Dir den Stress mit der Hin- und Herfahrerei antust!“. Als gehorsamer Ehemann und als Beweis meiner Unterwürfigkeit, komme ich dem Aufenthaltsgebot gerne nach…
Himmel un Ääd -> Himmel
Ungeduldig warte ich in Höchenschwand auf gutes Wetter und vor allem klare, wolkenfreie, mondlose Nächte, denn ich habe mein gesamtes Equipment für die Astrofotografie mitgenommen. Meine diversen Wetter-Apps haben mich voll im Griff und terrorisieren mich: Die Prognosen aller meiner Wetter-Apps unterscheiden sich eklatant. Während die eine freien Himmel vorhersagt, meint die andere, es wird regnen und die dritte, dass genau im Zeitraum der „Dunklen Nacht“ Wolken durchziehen. Alle paar Stunden ändern die Wetter-Apps ihre Prognosen ins Gegenteil um. Der reinste Nervenkrieg! Schließlich müssen sich die Vorbereitungen lohnen. Es bedeutet auch weitgehenden Verzicht auf Tagesaktivitäten: Ich muss „vorausschlafen“, um die Nacht durchzustehen und auf abendliche Treffs mit Freunden verzichten bzw. nur alkoholfreien Vergnügungen nachgehen, damit ich nachts nicht die falschen Sternchen oder sogar Doppelsysteme sehe. Auch der Folgetag kann wegen „Nachschlafens“ bzw. Übermüdung nur sehr eingeschränkt genutzt werden.
Mein erstes Ziel ist es, die Milchstraße so zu fotografieren, dass sie sich auf einer Wasseroberfläche spiegelt. Ich fahre zu einem See in der Nähe. Dort treffe ich auf zwei Fotografen aus der Schweiz, die die gleiche Idee haben. Einige Nächte später fahre ich noch einmal an den See. Diesmal versuche ich zusätzlich eine Fotoserie für ein kleines Zeitraffer-Video zu erstellen.
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Parallel baue ich meine große Montierung (Nachführung) auf und versuche, den Cirrus-Nebel (NGC 6960) im Sternbild Schwan zu fotografieren. Leider sind nur einige der Fotos für das Stacking verwendbar, weil ich nicht bedacht habe, dass der „Schwan“ im Laufe der Nacht hinter einen Baum fliegt, der nur wenige Meter neben der Montierung steht. Zudem habe ich die Einzelaufnahmen ohne Guiding erstellt und deshalb nur sehr kurz belichten können.
Himmel un Ääd -> Erde
Ein weiteres fotografisches Ziel ist die Ameisenfotografie. Hierzu fahre ich zum Tiefenhäuserner Moor und bekomme einen Schock: Dass die Orchideenbestände der Breitblättrigen Stendelwurz durch Menschenhand inzwischen komplett zerstört wurden, darüber hatte ich ja bereits berichtet (siehe: „Fundorte notieren – App statt Notizbuch“). Nun haben auch Sturm und Borkenkäfer ganze Arbeit geleistet, sodass zahlreiche Bäume gefällt werden mussten. Auch der große Ameisenhaufen am Beginn des Bohlenwegs ist verschwunden! Allerdings ist dieser auch nicht mein Ziel. Ich habe es auf Ameisenarten abgesehen, die nicht unter besonderem Schutz stehen. Z.B. die sehr große Schwarzbraune Rossameise und die kleine Rote Gartenameise.
Ich mache es mir an einem Baumstumpf „bequem“ und baue alles zum Anlocken und Fotografieren der Ameisen auf. Natürlich bekommen die Protagonisten für ihr „Modellstehen“ auch eine Belohnung in Form von einem Tropfen Apfelschorle.
Dass ich damit versehentlich die größte Theke von Tiefenhäusern eröffne, kann ich nicht ahnen. Die kleinen Roten Gartenameisen stürzen sich förmlich auf das (alkoholfreie!) Partygetränk. Deshalb bleiben sie auch rot und werden nicht blau.
Wie Du Deine hauseigenen Gartenameisen fotografieren kannst, habe ich hier beschrieben: „Ameisen fotografieren – Wie ich es mache“.
Glücklicherweise existiert der Fieberklee im Moor noch. Vom Bohlenweg aus ist es recht mühsam, ihn zu fotografieren. Einige Pflanzen sind noch im Blühstadium, andere tragen bereits Früchte.
Während im vorigen Jahr kaum Sonnentau zu finden war, wächst er in diesem nassen Sommer wieder recht üppig.
Himmel un Ääd -> Himmel
Schon lange habe ich den „Gupfen“ im Visier, eine Erhöhung südlich von Höchenschwand. Auf dem Gupfen-Gipfel befindet sich eine Baumgruppe mit einem Pavillion und Ruhebänken. Auch einen Grillplatz gibt es etwas unterhalb der Hütte.
Den Gipfel mit der Baumgruppe und dem Pavillion will ich mit Sternspuren ablichten. Wegen dieser Grillstelle vermeide ich es, am Wochenende zum Gupfen zu hupfen. Aber auch in der Woche muss ich mein Vorhaben einige Male abbrechen, weil ich mehrfach durch Besucher gestört werde. Auch noch nachts um 1 Uhr! Am 22.07. endlich gelingen mir die ersten Aufnahmen. Durch den Vollmond sind allerdings nur wenige Sterne zu sehen.
Ich wiederhole diese Aktion noch einmal während meines zweiten
Höchenschwandaufenthalts in einer kalten Oktobernacht. Störungsfrei! Wegen des fehlenden Mondlichts sind die Farben zwar nicht mehr so schön, dafür aber wesentlich mehr Sterne zu sehen. Parallel fotografiere ich mit der großen Montierung den Herz- und Seelen-Nebel im Sternbild Cassiopeia und auch noch den California-Nebel im Perseus.
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Wenn Du auch einmal Sternspuren fotografieren möchtest, findest Du hier meine Anleitungen:
- So erstellst Du tolle Fotos von Sternspuren (Startrails)
- Sternspuren-Zeitraffer erstellen – StarStaX
- Zeitraffer-Video mit DaVinci Resolve – Sternspuren
- Zeitraffer-Video mit Magix Video deLuxe
Himmel un Ääd -> Erde
Der Winklerberg im Kaiserstuhl mit seinen Kakteen, Feigen und Eidechsen steht in diesem Jahr ebenfalls auf meiner „ToDo“-Liste. Hierüber habe ich einen gesonderten Bericht verfasst (siehe: „Winklerberg – Feigen, Kakteen, Wein und Eidechsen“).
Himmel un Ääd -> Himmel
Natürlich komme ich als Astro-Fotograf im August nicht um die Perseiden herum, einem Meteorstrom, dessen Sternschnuppen aus dem Sternbild Perseus hervorzuschießen scheinen. Ich suche mir den dunkelsten Ort in der Umgebung von Höchenschwand heraus und postiere mich dort mit meiner Ausrüstung. Leider machen mir, obwohl sich die Wetterdienste diesmal über eine paar klare Nächte einig sind, die Wolken einen gewaltigen Strich durch die Rechnung. Boliden, also richtig helle Sternschnuppen, sind deswegen kaum zu sehen. Trotzdem gelingen mir ein paar Fotos. Ich entferne aus ihnen die Flugzeugspuren und „falsche“ Sternschnuppen (also solche, die nicht aus dem Perseus kommen). Die Meteorspuren verstärke ich und die Fotos füge ich zusammen bzw. lege sie übereinander.
Himmel un Ääd -> Himmel und Erde
Zum Zeitpunkt des Höhepunktes der Perseiden gibt es aber noch einen anderen Höhepunkt: In der Woche vom 09. Bis 14. August findet jeden Tag in St. Michael Höchenschwand zur Mittagszeit ein Pontifikalamt statt. Zwei dieser Pontifikalämter darf ich am 12.08. und 13.08. als völlig Perseiden-übernächtigter Chorsänger miterleben. Dem Himmel sei Dank, dass ich trotzdem wach bleibe. Das Pontifikalamt am 12.08. zelebriert Kurien-Erzbischof Gänswein, das am 13.08. Kurien-Kardinal Koch. Beide Messen werden live von K-TV übertragen und sind noch heute auf YouTube verfügbar (Vielleicht erkennt mich jemand oben rechts auf der Orgelbühne neben dem Scheinwerfer):
KathTV: Pontifikalamt mit Erzbischof Georg Gänswein I 12.08.2021 I Höchenschwand
KathTV: Pontifikalamt mit Kardinal Dr. Kurt Koch I 13.08.2021 I Höchenschwand
Weitere Vorträge von Gänswein und Co. aus der besagten Woche in Höchenschwand (des Theologischen Sommerkurses der Gustav-Siewerth-Akademie) findest Du hier: KathTV in Höchenschwand
Es ist eine harte Woche, die meine talentierte Organisten-Freundin Franziska Rogg wieder souverän bewältigt. Nach dieser Woche gibt sie mir die Höchenschwander Orgel wieder frei und ich darf mich an ihr (der Orgel) austoben. U.a. steht der a-Moll-Choral von César Franck auf dem Programm.
Himmel un Ääd -> Erde
Nach mehr als 7 Wochen Höchenschwand wird es Zeit, zu Hause in Gey nach dem Rechten zu sehen. Meine Frau lebt noch und der Garten auch. Das Ergebnis meiner fleißigen Gartenarbeits-Hände nach der Rückkehr aus Höchenschwand kann der geneigte Leser beim Betrachten unserer Biotonne leicht erkennen. Ich verstehe überhaupt nicht, wieso die Müllis die Tonne nicht geleert haben. Ich schwöre: Da ist voll nur der Biomüll drin!
Bei der Gartenarbeits-Aktion atme ich auch noch versehentlich ein winziges Ästchen ein, das aber zum Glück nicht in die Luftröhre gerät, sondern sich im hinteren Rachenraum hartnäckig festsetzt. Als ich den Fremdkörper endlich mühevoll losgeworden bin, fertige ich ein großes Warnschild mit einem Totenkopf an, das ich auf die Biotonne klebe. Auf dem Schild steht: „Gartenarbeit kann tödlich sein!“.
Himmel un Ääd -> Himmel
Ende September geht es wieder nach Höchenschwand. Diesmal mit Gattin. Wegen des riesigen Equipments für die Fotografie und die Astro-Fotografie, welches natürlich unbedingt mit nach Höchenschwand muss, weiß ich nicht, wo ich meine Frau noch im Auto unterbringen kann. Vorausschauend wie ich bin, habe ich mir eine Dachbox bestellt. Die Box ist 194 cm lang, meine Frau 161 cm. Also noch jede Menge Luft und damit Bewegungsfreiheit. Nur die Gurte sind nicht ganz so komfortabel wie die auf dem Beifahrersitz…
Himmel un Ääd -> Erde
Jetzt, Ende September/Anfang Oktober ist das Wetter etwas besser als noch im Juli. Zeit, am Loipenhaus bei einem Bierchen, einem Snack oder bei Kaffee und Kuchen zu entspannen! Hier treffe ich immer auf Freunde und Bekannte. Aber auch sonst können meine Frau und ich uns vor Terminen mit Freunden in Höchenschwand kaum retten. Ist das nicht schön?!! Wir sind zu Hause in Höchenschwand, unserer zweiten Heimat! Wir sind quasi im Dorf am Himmel im 7. Himmel.
Himmel un Ääd -> Himmel un Ääd
Zu Höchenschwand gehört auch das Schlemmen. Beim Kirner (Dorfschmiede) gibt es u.a. „Schlachtplatte to go“, also zum Mitnehmen. Genau das Richtige für einen ausgemergelten Rheinländer. Die Schlachtplatte ist quasi das „Himmel un Ääd“ der Badener. Nur ohne Äpfel. Dafür aber zusätzlich mit Leberwurst, Sauerkraut und Wellfleisch oder Kassler. Also durchaus reichhaltiger…
Himmel un Ääd -> Himmel
Dass ich bei unserem zweiten Höchenschwand-Aufenthalt noch einmal den Gupfen besuche, habe ich bereits erwähnt. Nicht am Gupfen, sondern an meinem „Spezial-Dunkel-Ort“ versuche ich diesmal die Planeten Jupiter und Saturn zu fotografieren. Auch den Helix-Nebel nehme ich aufs Korn. Leider ist das Ergebnis aufgrund technischer Schwierigkeiten nur von unzureichender Qualität. Ich hoffe auf Besserung in der nächsten Saison.
Himmel un Ääd -> Erde
Im Garten unserer Unterkunft nutzen Schmetterlinge die vielleicht letzten warmen Sonnentage des Jahres.
Und ich nutze die Gelegenheit, endlich einmal wieder eine Wandertour zu wiederholen, die ich schon einige Jahre nicht mehr gemacht habe: Von Menzenschwand aus über den Schwarzenberg zur Hochkopfhütte, zum Aussichtspunkt vor dem Caritashaus und unterhalb des Caritas-Hauses wieder hinab über den Wasserfall „Maria Loch“, der Kluse und dem Albfall zurück nach Menzenschwand.
Ein letztes Mal für dieses Jahr essen wir gemeinsam mit Freunden in der Linde das leckere Nackensteak und die üppige Quiche. Ein letztes Mal „Da Vinci“ mit Freunden, ein letztes Mal gehe ich zu Ingrid in die Hachostube und konsultiere die Wildwürste um sie zu konsumieren und ein letztes Mal genieße ich ein Weizenbier bei Thea im Loipenhaus.
Der Abschied von Höchenschwand fällt immer schwerer. Aber spätestens im nächsten Jahr sind wir wieder im Dorf am Himmel!
Nachtrag: Einige Milchstraßenfotos füge ich hier noch einmal in einer Version mit kühlerer Farbtemperatur ein:
Huhu Ronald,
ich habe gerade noch die Zeitraffer-Videos geguckt … großes Kino !!!
Danke für den Tipp mit der Software und der Ausrüstung zu Jupiter und Saturn.
600 mm Brennweite für 2fach-Koverter hab ich. Allerdings nicht in Profi-Qualität. Weiß nicht, ob das ausreichend wäre.
Muss ich mir mal genauer Gedanken machen.
So, kommt gut durch die Feiertage und genießt hoffentlich besinnliche Stunden.
LG Frauke
Hallo Frauke,
das Equipment muss nicht unbedingt „profihaft“ sein. Einfach versuchen! Filmlänge nicht > als 1 – 1,5 Minuten (wegen der Rotation der Planeten, die sonst deswegen unscharf werden). Aufgrund der Helligkeit der Planeten ist die Blende auch zweitrangig. Wie gesagt, einfach versuchen. Die größte Schwierigkeit wird sein, die Planeten ohne automatische Nachführung im Bild zu halten. Das ist äußerst sportlich…
Liebe Grüße und ein frohes Fest
Ronald
Uih, da ist aber jemand schwer verliebt in Höchenschwand, wenn ich so die letzten Worte des Posts lese.
Ich sehe euch schon irgendwann umziehen. 🙂
Viele tolle Bilder sind in den vielen Wochen dort entstanden.
Am meisten gefallen mir die Bilder von der Milchstraße und der Knaller sind die Bilder von Saturn und Jupiter. ♥♥♥
Sollten wir uns vorher nicht mehr lesen, wünsche ich dir jetzt schon ein schönes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr.
LG Frauke
Hallo Frauke,
Du bist schneller als der Schall. Ich habe den Bericht quasi gerade erst veröffentlicht. Heute will ich in den Bericht noch ein paar Zeitraffer-Videos (Milchstraße, Sternspuren) einfügen. Also unbedingt noch einmal in den nächsten Tagen vorbeischauen!
Jupiter und Saturn habe ich mit dem 600er plus 2-fach-Konverter mit niedriger Auflösung und dafür hoher Framerate gefilmt (Stichwort: Lucky Imaging – gute Treffer zwischen den Luftturbulenzen). Die kostenlose Software „AutoStakkert“ analysiert den Film, sortiert die Frames nach Qualität und stackt die besten zu einem Foto.
Ja, Höchenschwand ist sozusagen unsere zweite Heimat. Viele Freunde und Bekannte haben wir inzwischen dort.
Auch Dir ein friedvolles Weihnachtsfest und einen guten Rutsch in ein erfolgreiches, gesundes Jahr.
Liebe Grüße
Ronald