30 Sakristane und Kirchenmusiker der Region Eifel treffen sich am 17.07.2017 um 08:00 Uhr vor dem Pfarrhaus in Kall zu ihrem jährlichen unterhaltsamen und informativen Ausflug. Die Organisatoren sind, wie in jedem Jahr, die Regionalkantorin der Eifel, Holle Goertz, und der Regionalsakristan Stefan Hönig.
Frühstück
In Willich-Schiefbahn machen wir Halt vor der ehemaligen Schule von Holle. Auf dem teilweise überdachten Schulhof wird das Frühstück in Form von Schinken- und Käsebroten, Sekt und O-Saft vorbereitet. In guter Stimmung und bei schlechtem Wetter wird ordentlich zugelangt.
Das Versprechen von Holle, dass es in den Ferien keinen Linienverkehr an der Schule gibt, und dass unser Bus deshalb die Haltestelle blockieren darf, erfüllt sich leider nicht. Unser Busfahrer wird sich dafür noch im Laufe der Fahrt revanchieren.
Orgelführung in Krefeld
Statt Breite Straße gibt er kurzerhand Breitenbachstraße ein, so dass wir trotz Holles Warnungen in die völlig falsche Ecke Krefelds geraten. Mit einer Verspätung von gut 15 Minuten treffen wir in St. Dionysius ein, wo uns Andreas Cavelius erwartet. Er ist der dortige Regionalkantor, und wie Holle auch, Ausbilder der C-Kirchenmusiker des Bistums Aachen. Darüber hinaus ist Andreas weitgereister Konzertorganist.
Andreas gibt eine kurze Einführung zur Geschichte der neuen Orgel und erklärt uns, dass das Orgelgehäuse stilistisch und vor allem farblich an den Kirchenraum und insbesondere an die Säulen der Kirche angepasst ist. Das farbliche Design stammt von H. Spierling, der auch die Kirchenfenster von St. Dionysius entworfen hat.
Wir begeben uns nun auf die Orgelbühne und Andreas erklärt uns die Disposition der Orgel, die er selbst entworfen hat. Er gibt musikalische Beispiele von der Renaissance über den französischen und deutschen Barock bis hin zum Stil Karg-Elerts. Kompositionen all dieser Stile können mit der von Klais erbauten Orgel quasi kompromisslos gespielt werden. Von der liturgischen Verwendung im Gottesdienst (Begleitung, Improvisation) einmal ganz abgesehen.
Die Orgel besitzt 40 klingende Register (Klangfarben). Das älteste Register ist die Dolce 8‘ im Positiv aus der Vorgänger-Orgel (Stahlhuth) aus dem Jahre 1870. Verteilt sind die Register auf 3 Manuale und Pedal. Daneben gibt es noch die Spielhilfen wie Manual- und Pedal-Koppeln, Bass- und Diskant-Koppeln, sowie eine Setzeranlage mit 10.000 möglichen Kombinationen, die auch auf einen USB-Stick gespeichert werden können. 2hoch40 Klangmöglichkeiten bieten die 40 Register. Man müsste 3 Monate lang, 24 Stunden am Tag jede Sekunde eine andere Register-Kombination einstellen, um alle Klangmöglichkeiten der Orgel einmal zu wählen. Da hat Andreas wohl jede Menge Stress…
Hoppel Poppel im Nordbahnhof
Wir aus der Region Eifel haben Stress ganz anderer Art. Im Bus angekommen, drehen wir eine Ehrenrunde um den Mittelstreifen der Straße, um am Ausgangspunkt wieder zu halten. Wir müssen nun zu Fuß zum Restaurant Nordbahnhof gehen, weil der Bus angeblich dort nicht hinfahren kann. Zum Glück haben wir inzwischen herrlichen Sonnenschein.
Nach 20 Minuten erreichen wir das Restaurant. Auf dem alten überdachten Bahnsteig lassen wir es uns bei Apfelschorle, Weizenbier und „Hoppel Poppel“ gutgehen. Zumindest habe ich „Hoppel Poppel“ bestellt. Bei dem Gericht mit dem seltsamen Namen handelt es sich um gebratene Blutwurst mit Bratkartoffeln, Speck, Zwiebeln und Salat.
Nach dem Essen machen wir uns gestärkt zurück auf den Weg zum Bus. Als dieser in Sichtweite kommt, sehen wir noch, wie er gerade losfährt und verschwindet. Holle läuft die 150 Meter zur Kreuzung, kann das Unglück aber nicht mehr verhindern. So bleibt uns nichts anderes übrig, als darauf zu warten, dass der Bus vielleicht irgendwann wieder auftaucht.
Bei Schwester Mirjam OSB
Zehn Minuten später ist es dann soweit, wir dürfen endlich wieder im Fahrzeug Platz nehmen. Und schon geht es weiter Richtung Grefrath-Mülhausen zur Paramentenwerkstatt des Benediktinerinnen-Klosters Mariendonk.
In der Eingangshalle empfängt uns Schwester Mirjam in ihrem streng und autoritär wirkenden Habit (Ordenstracht). Der Eindruck täuscht. Uns empfängt eine offene, humorvolle Ordensfrau, die gerne und immer wieder fröhlich lacht. Sie führt uns in den Verkaufsraum, wo einige der im Kloster hergestellten Ornate ausgestellt sind.
Dann geht es hoch in den Raum der Stickerinnen, wo die selbst hergestellten Stoffe bestickt werden. Auf einem großen Tisch liegen Ansichtskataloge mit Beispielen möglicher Stickmuster.
Als nächstes folgt der Webraum, in dem 5 Webstühle stehen: Vier Hand-Webstühle und ein Hochwebstuhl (vertikaler Webstuhl), auf dem große, hängende Objekte gewebt werden können, z.B. Gobelins.
Schwester Mirjam führt uns vor, wie so ein Webstuhl bedient wird. Mit den Pedalen hebt und senkt sie die Litzen/Kettfäden, mit der rechten Hand zieht sie den Schützen (Schiffchen) nach rechts oder links, und mit der linken Hand verdichtet sie mit dem sog. Warenbaum das gerade Gewebte. Pedal – Schütze – Warenbaum / Fuß, rechte Hand, linke Hand. Sieben Stunden lang immer die gleichen Bewegungen. Abwechslung bringt nur der Spindel-Wechsel im Schützen. Und natürlich die Gebetsstunden.
Es ist ein nicht alltäglicher Einblick! In den Paramentenwerkstätten der Abtei Mariendonk werden normalerweise keine Führungen gemacht. Wir haben den Vorzug dadurch, dass Stefan Hönig als Kind die selbe Schule besuchte wie Schwester Mirjam und weil ihre Eltern im Einzugsbereich der GdG Hl. Hermann-Josef Steinfeld/Kall wohnen.
Kempen und seine Altstadt
Nach dieser interessanten Vorführung geht es auf den inzwischen unvermeidlichen Umwegen nach Kempen, wo wir am Bahnhof parken. Von dort aus erkunden wir die Altstadt von Kempen. Einige von uns bleiben allerdings schon am ersten Eiscafé hängen.
Die letzten Umwege: Zurück in die Region Eifel
Um kurz nach 18:00 Uhr sind wir wieder startklar für die nächsten Umwege. Holle und ich sind ja wegen der ehemals in Mühlhausen stattfindenden Intensivtage der C-Ausbildung recht ortskundig und wundern uns, dass der Bus nicht in Süchteln, sondern über die A40, die B221 und die 4 Auffahrten nördlich von Süchteln befindliche Auffahrt Leuth die A61 befährt. Eine gute halbe Stunde Umweg, wie wir anhand Holles Smartphone per Google Maps feststellen. Nicht nur die Wege des Herrn sind unergründlich, die mancher Busfahrer offensichtlich auch.
Im Bus überlegen Holle und Stefan bereits, wohin der Jahresausflug der Kirchenmusiker und Sakristane der Region Eifel im nächsten Jahr gehen könnte. Mein Vorschlag „Kloster Maria Laach“ wird positiv aufgenommen. Aber selbst wenn wir woanders hinfahren, werde ich nach Möglichkeit wieder gerne dabei sein.
Durch die Umwege kommen wir erst um 20:15 Uhr statt 19:30 Uhr in Kall an (1/4 Stunde verspätete Abfahrt in Kempen und eine halbe Stunde Umweg).
Das tut der Stimmung aber keinerlei Abbruch. Alle freuen sich über den schönen, informativen und sonnenreichen Tag.
Noch einmal vielen Dank an Holle Goertz und Stefan Hönig für die tolle Organisation! Und natürlich an Andreas Cavelius für die höchst interessante Orgelführung und an Schwester Mirjam OSB für den sehr informativen Rundgang durch die Paramentenwerkstätten!
Und hier geht es zur Bildergalerie des Ausfluges: Alle Bilder vom Jahresausflug der Kirchenmusiker und Sakristane der Region Eifel.