Alle Wetterdienste sind sich einig: Eine ganze Woche schönes Wetter an der Nordsee! Ein Grund für mich, Anfang der zweiten Aprilhälfte auf Fototour in das Ochsenmoor und an die Nordsee zu fahren.
Montagmorgen 3 Uhr aufstehen, Auto vollpacken und wie geplant pünktlich um 4 Uhr Richtung Nordsee düsen. Das ziehe ich durch, denn auf diese Weise kann ich die morgentlichen Staus auf der A1 hinter mir lassen. Außerdem möchte ich kurz nach Sonnenaufgang bei Diepholz am Dümmer meinen ersten Zwischenstopp einlegen, um dort im Ochsenmoor mein fotografisches Unwesen zu treiben.
Leider empfängt mich um 7 Uhr am Dümmer kein Sonnenschein, sondern Nebel, der sich aber nach gut einer halben Stunde verzieht.
Die Watvögel (Limikolen) sind mit ihrem Frühstück beschäftigt und suchen im taubenetzten Gras nach Nahrung. Allen voran die Uferschnepfe, der Kiebitz und der Rotschenkel. Eine der Uferschnepfen ist offensichtlich bereits zum sechsten Mal verheiratet. Ob ständig geschieden oder oft verwitwet, weiß ich nicht. Jedenfalls trägt sie 6 Ringe.
Eine Schafstelze tummelt sich im nassen Gras, andere beobachten mich von ihren Sitzwarten aus.
Einige andere Fotografen sind ebenfalls unterwegs auf der Einbahnstraße, die durch das Ochsenmoor führt. Die Vögel sind an den Autokorso gewöhnt und halten sich teilweise unmittelbar am Straßenrand auf. Selbst von Radfahrern lassen sie sich nicht stören.
Ein Stück weiter entdecke ich einen Kampfläufer, der sich offensichtlich noch in der Mauser befindet, denn sein Hals ist ziemlich kahl. Schade, denn männliche Kampfläufer, die vom winterlichen Schlichtkleid fertig in das Prachtkleid gemausert sind, sehen beeindruckend aus.
Mehrere Runden drehe ich um den befahrbaren Teil des Ochsenmoores. Bei einer dieser Runden treffe ich auf ein balzendes Uferschnepfenpärchen. Zur Paarung kommt es allerdings nicht.
Am Aussichtsturm fotografiere ich eine Kohlmeise, bei der die Paarung offensichtlich funktioniert hat, denn sie sammelt fleißig Nistmaterial.
Verabschiedet werde ich von einem Wiesenpieper und einem Star, die sich auf den Zaunpfählen am Straßenrand aufhalten. Meine Fahrt geht nun nach Esens in Ostfriesland und einige Tage später nach Büsum in Nordfriesland. Davon berichte ich jedoch an anderer Stelle.
Sechs Tage später stehe ich kurz vor 3 Uhr morgens auf, um von Büsum aus auf meinem Heimweg wieder einige Runden durch das Ochsenmoor zu drehen.
Als ich die Einbahnstraße durch das Moor erreiche, steht vor mir ein mir bekanntes Fahrzeug, aus dessen Seitenfenstern 2 dicke Teleobjektive herausragen. Im Wagen sitzen zwei mir bekannte Fotografen aus meiner Heimat. Sie sind gerade dabei, eine Uferschnepfe auf einem Zaunpfahl zu fotografieren. Ich nutze die Gelegenheit ebenfalls. Quasi als „Trittbrettknipser“.
Nachdem die Uferschnepfe sich verabschiedet hat, steigen wir aus den Fahrzeugen, begrüßen uns erst einmal freudig und tauschen die jüngsten fotografischen Erfolge aus.
Danach reihen wir uns wieder in den Autokorso der Fotografen ein. Sobald man ein haltendes Fahrzeug erreicht, schaut man neugierig dorthin, wohin das herausschauende Objektiv gerichtet ist, um von der Entdeckung der „Konkurrenz“ zu profitieren und sich als „Trittbrettknipser“ zu outen. Umgekehrt ist es genauso. Sobald ich etwas Interessantes entdecke, „knubbelt“ es sich hinter meinem Auto vor lauter Trittbrettfahrern…
So entstehen auch die folgenden Fotos meiner Entdeckung der sich bekämpfenden Uferschnepfen. Ein Gefecht unter Männern.
Auf den Zaunpfählen und in den Ästen rings um das Ochsenmoor kann ich noch Wiesenpieper, Rohrammer, Bekassine, Teichrohrsänger und Rotschenkel fotografieren. Teilweise sammeln sie schon fleißig Futter für ihren Nachwuchs.
Weit oben, in großer Entfernung, kreist ein Fischadler, in einem Graben schwimmt eine Bisamratte und in der Feuchtwiese wartet ein Löffelenten-Erpel darauf, dass ich endlich das Weite suche.
Ich tue ihm den Gefallen und fahre gegen 9:30 Uhr Richtung Heimat. Noch einen kleinen Abstecher mache ich zu einem Steinbruch um nachzuschauen, ob der Uhu sich auch in diesem Jahr wieder dort aufhält. Mit Erfolg. Aber auch vom Uhu und anderen Eulen werde ich gelegentlich irgendwann einmal berichten (siehe: „Ist der Uhu urban? – Uhu-Familie in der Großstadt„).
Wenn Du jetzt denkst, dass es das war, dann täuschst Du Dich. Denn genau einen Monat später bin ich wieder auf dem Weg nach Büsum und mache morgens früh im Ochsenmoor Station. Jetzt geht es auf „Küken-Jagd“.
Zuerst halte ich nach den Schwarzhalstauchern Ausschau, denn sie sind im Internet gemeldet worden. Sogar mit Foto. Ich entdecke an der Landstraße ein einsames Fahrrad und ein Stück weiter die Dame, die dazugehört. Sie hockt am Straßenrand und fotografiert. Es ist die Schwarzhalstaucher-Stelle. Ich stelle mein Fahrzeug sicher ab und fotografiere die gefiederte Familie so lange, bis sie endgültig aus den Augen verschwunden ist. Dann setze ich die Umrundung des Moores fort.
Bald stoße ich auf eine Blässhuhnfamilie, in deren Nachbarschaft sich ein Kiebitz mit seinen Jungen aufhält. Ich parke mein Auto hinter einigen anderen und fotografiere die Familien unmittelbar von einem Zaun aus. Sie lassen sich nicht stören.
Nicht weit davon entfernt hält ein Uferschnepfen-Männchen auf einem Zaunpfahl Wache. Denn, ein Stückchen hinter ihm tummelt sich sein Nachwuchs. Die Küken sind in dem hohen Gras nicht zu sehen. Die anderen anwesenden Fotografen geben auf und begnügen sich mit den Fotos der Uferschnepfen-Eltern. Ich warte und warte… Mit Erfolg! Bald lässt sich ein Uferschnepfen-Küken sehen und läuft ungeschützt über die Wiese und in den Fokus meiner Kamera.
Bevor ich weiter Richtung Büsum fahre, statte ich der Aussichtsplattform an der „Hohen Sieben“ noch einen Besuch ab. Besonderheiten sehe ich hier nicht. Dazu fehlt mir jetzt allerdings auch die Zeit, denn ich muss gegen 18:00 Uhr in Büsum sein.
Hier die Links zu den Berichten meiner beiden großen Frühlings-Rundreisen: