Nicht im Zoo, nicht in der Camargue, sondern eine Flamingo-Kolonie frei lebender und brütender Vögel in Deutschland? Jawohl, das gibt es tatsächlich! Es handelt sich um die nördlichste Flamingo-Kolonie in Europa. Du findest sie im Zwillbrocker Venn im westlichen Münsterland, unmittelbar an der Niederländischen Grenze.
Schon lange habe ich geplant, einmal das Zwillbroker Venn zu besuchen. An einem schönen Tag im April mache ich mich mit Peter um 6 Uhr morgens auf die 200 km weite Fahrt Richtung Norden. Zuerst umfahren wir das unmittelbar an das Zwillbrocker Venn grenzende Ellewicker Feld. Peter entdeckt auf einer Ackerfläche einen Flamingo. Der Blick durch das Fernglas lässt uns jedoch erkennen, dass es sich um ein anderes Tier handelt: Es ist die Biene Maja, die als aufblasbare Puppe auf dem Feld verankert ist.
Auf einem Parkplatz am Zwillbrocker Venn stellen wir das Auto ab. Von Weitem ist schon das Geschrei der unzähligen Lachmöwen, die sich hier niedergelassen haben, zu hören. Wir gehen mit unserer Ausrüstung zum Beobachtungsturm, wo wir eine gute Übersicht über das Gebiet haben. Allerdings sind lange Brennweiten angesagt, um die weit entfernten Flamingos halbwegs vernünftig ablichten zu können.
Besser funktioniert dies mit dem Schwarzkehlchen-Männchen, das mehrfach in einen Baum in der Nähe des Beobachtungsturms fliegt.
Drei Flamingo-Arten sind hier regelmäßige Gäste: Der Rosaflamingo, der Chileflamingo und der Kubaflamingo. Bis zu 50 Individuen wurden schon gezählt. Etwa 20 Exemplare können Peter und ich unter den vielen anderen Vögeln ausfindig machen.
Kubaflamingos sehen wir keine. Aber Chileflamingos, die man an den auffällig roten Kniegelenken und den Schnäbeln erkennen kann, die eine größere schwarze Fläche haben als die Schnäbel der Rosaflamingos.
Im März kommen die Flamingos aus ihren Überwinterungsgebieten nach Zwillbrock, wo sie Ende März mit ihrer Balz beginnen. Die Brut dauert ca. 30 Tage. Danach werden die Küken mit einem besonderen Sekret gefüttert, dass von den Altvögeln in den oberen Verdauungswegen gebildet wird, der sogenannten „Kropfmilch“, die sehr nahrhaft ist und viel Eiweiß enthält.
Während der Brutzeit dürfen die Tiere nicht gestört werden, weil sie sonst sofort die Nester mit dem Gelege verlassen. Wohl aus diesem Grund wird die Flamingo-Kolonie ständig überwacht und vermutlich auch aus diesem Grund ist ein für Raubtiere unüberwindlicher Wildzaun um die Brutinsel errichtet worden.
Im September machen die Tiere sich dann wieder auf in ihre Überwinterungsquartiere am Ijselmeer und im Rheindelta.
Die Nahrung der Flamingos besteht aus Kleinkrebsen, Würmern, Muscheln, Mückenlarven, Fischen usw. Glücklicherweise gibt es im Zwillbrocker Venn keine Reisfelder, wie in Südfrankreich oder Spanien, wo die großen Vögel erhebliche Schäden anrichten können, denn sie fressen auch die Reissamen, sowie den nährstoffreichen Schlamm.
Peter und ich sind gerade dabei, unsere Ausrüstung wieder im Auto zu verstauen, als ein Pärchen uns den Tipp gibt: „Wenn Sie da vorne den Weg entlang zur übernächsten Hütte gehen, da sind zwei Flamingos ganz nahe. Außerdem gibt es da eine Kormoran-Kolonie. Dauert etwa 20 Minuten Fußweg, bis Sie dort sind.“
Ein super Tipp. Der Fußweg ist zu verschmerzen. Die beiden Chileflamingos sind relativ nah an der Beobachtungshütte, stehen aber leider bis zum Hals im Wasser, sodass wir die langen Beine nicht sehen können. Trotzdem: Das Gefieder und die riesigen Schnäbel beeindrucken. Und die Vögel lassen sich gut ablichten.
Ein Stück entfernt brüten die Kormorane in einer Brutkolonie. Auch beobachten wir Lachmöwen, die gerade beim Nestbau sind.
Ich bin froh, dass ich die Mühe auf mich genommen habe und das große Teleobjektiv sowie das schwere Stativ bis hierhin mitgeschleppt zu haben.
Die erste Hälfte dieses Tages war also erfolgreich. Natürlich soll die zweite Hälfte auch noch gut genutzt werden. Wir entschließen uns, eine Hütte in der Nähe von Borken zu besuchen, in der wir bereits vor einem Jahr einige Aufnahmen machen konnten. Hier gibt es immer etwas zu sehen. Limikolen, wie Flussregenpfeifer, Austerfischer und Kiebitze halten sich hier gerne auf.
Die Kanadagänse und die Rostgänse haben bereits Nachwuchs und schwimmen spazieren, ruhen sich aus oder treiben Gefiederpflege. Einige der Rostgansküken gehen auf Entdeckungsreise. Für den Nachwuchs gibt es hier viel zu entdecken.
Zwei künstliche Brutinseln werden von Möwen und vor allem von den Flussseeschwalben für die Brut genutzt. Auch kann man hier immer wieder „Jagdszenen“ beobachten. Wenn Du auf die Fotos klickst, wirst Du das Insekt erkennen, das gerade erfolgreich von der Flussseeschwalbe gejagd und erbeutet wird.
Aufgrund eines Tipps von einem anwesenden Fotografen fahren Peter und ich noch Richtung Heubachwiesen, wo wir einige Uferschnepfen beobachten können.
Ein langerTag mit viel fotografischer Ausbeute geht zu Ende. Mit Spannung fiebere ich schon der Auswertung der vielen Fotos entgegen, die ich heute machen konnte.
Das sind aber schöne Bilder. Ich wollte in der Region ein Hotel buchen. In Winter und Herbst sind ja gerade Feuchtgebiete interessant, weil sie sich so sehr verändern.
Hallo Louise,
vielen Dank für den Kommentar.
Die Flamingos sind natürlich erst ab dem Frühjahr wieder dort.
Herzliche Grüße
Ronald
sehr schöne Bilder ( ich liebe Flamingos). Einfach toll, ist bestimmt nicht immer einfach, im richtigen Moment abzudrücken. Mach weiter so und viele Grüße an Peter.
LG Heidi
Liebe Heidi,
vielen lieben Dank für Deinen Kommentar zu diesem Bericht und zum Bericht über den Blauwald. Die Grüße werde ich weiterreichen.
LG Ronald