Im vorigen Jahr habe ich über den vom Aussterben bedrohten Roten Apollo berichtet. Es gibt aber noch wunderschöne andere heimische Falter, die bei uns und unseren unmittelbaren Nachbarn beobachtet werden können.
Dort, wo ich vor einiger Zeit den Apollofalter fotografiert habe (siehe: Juusten, wi häw ä Problem: Mosel-Apollo), ist ein weiterer Ritterfalter heimisch: Der wunderschöne Segelfalter, der wohl als der größte heimische Falter (Tagfalter) gilt. Ich habe ihn allerdings nicht an der Mosel, sondern am Rhein fotografiert. Schon von weitem erkennt man ihn an der typischen Dreiecksform im Flug. Der Segelfalter ist sozusagen ein Langschläfer. Dort, wo man ihn antreffen kann, wird er erst so richtig wach, wenn der Tag am heißesten ist. Also gegen Mittag. Außerdem findet man ihn kaum am Fuße seines Lieblingshanges, sondern stets in Gipfelnähe.
Weil ich aber schon morgens in seinem Revier bin, habe ich Zeit, mich auch um andere heimische Falter zu kümmern. Z.B. um den Russischen Bären, der zu den Bärenspinnern (eine tagaktive Nachtfalterart) zählt. Fast am Fuße des Segelfalter-Hanges treffe ich ihn. Etwas unterhalb des Segelfalter-Reviers flattern zahlreiche Kohlweißlinge umher. Attraktiver dagegen ist der Mauerfuchs, den man leider meist nur mit geschlossenen Flügeln erwischt.
Ein anderer Tagfalter aus der Familie der Ritterfalter ist der wunderschöne, allseits bekannte heimische Falter, der Schwalbenschwanz. Nicht weit vom Drachenfels am Rhein entfernt, gibt es einen erloschenen Vulkan, den sich der Schwalbenschwanz als Heimat auserkoren hat. Wie der Segelfalter, so liebt auch der Schwalbenschwanz die Gipfelhöhen seines Reviers.
Bei uns in der Eifel gibt es nicht nur das Eifalia Schmetterlingshaus mit den tropischen Schmetterlingen, sondern bei Nettersheim auch einen Schmetterlingspfad, wo zahlreiche heimische Falter beobachtet werden können. Es lohnt sich, hier zu verschiedenen Zeiten auf Erkundungstour zu gehen.
Auch die oft orchideenreichen Magerrasen der Eifel sind wahre Schmetterlings-Oasen.
Um meiner Frau zu beweisen, dass ich nicht der einzige Dickköpfige auf der Welt bin, folge ich dem Tipp eines Naturfreundes und fahre in ein grenznahes Moor auf der niederländischen Seite. Dort gibt es, neben anderen Dickkopffaltern, den äußerst seltenen Spiegelfleck-Dickkopffalter. Im Westen Deutschlands findet man ihn kaum. In Deutschlands Nordwesten und Nordosten gibt es jedoch einige Reviere. In dem besagten Niederländischen Moorgebiet treten die Spiegelfleck-Dickkopffalter (von mir kurz „Spiegelreflex-Falter“ getauft) in der zweiten Junihälfte in Massen auf und laben sich vornehmlich an den Blüten der Vogelwicken.
Viele Skorpionsfliegen entdecke ich. Sie sehen gefährlich aus, sind aber für uns Menschen harmlos. Ihre Beute sind u.a. tote Insekten. Die Männchen der Skorpions-Fliege haben ein Genitalsegment, das aussieht wie der Stachel des Skorpions. Die Skorpionsfliege gehört zur Ordnung der Schnabelfliegen, die an der schnabelartigen Verlängerung der Mundwerkzeuge erkennbar sind.
Viel schöner und faszinierender als den „Spiegelreflex-Falter“ empfinde ich das Weißfleck-Widderchen, das ich hier das erste Mal sehe. Tatsächlich gehört es nicht zu den Widderchen, sondern (wie der Russische Bär) zu den Bärenspinnern. Es ist also ein (tagaktiver) Nachtfalter.
Ein Abstecher in „De Groote Peel“ beweist mir: Hier gibt es den Spiegelfleck-Dickkopffalter ebenfalls. Allerdings lange nicht in den Massen, die ich nicht weit von hier fotografiert habe.
Schmetterlinge sind für den Fotografen ein fast unerschöpfliches Thema. Neben den etwa 180 einheimischen Tagfalterarten gibt es in Deutschland zusätzlich etwa 3300 Nachtfalterarten. Ein guter Grund, gelegentlich noch einmal über heimische Falter zu berichten.
Wenn Du solche besonderen Objekte gefunden hast, Solltest Du Dir den Fundort notieren. Eine komfortable Möglichkeit beschreibe ich hier: Fundorte notieren – App statt Notizbuch
Hallo Ronald, wieder bin ich von Deinen Schmetterlingen begeistert. Als Schmetterlingsfreund habe ich mich an ein kleines Gedicht versucht. Dazu musst Du wissen, dass meine Frau mit Schiller, über dessen Mutter, verwandt ist. Also trete ich tapfer in Friedrichs Fußstapfen.
DER SCHALBENSCHWANZ (Papilionidae machaon)
Aus der Familie der Ritter-oder Edelfalter
Den edlen Ritter von und zu Schwalbenschwanz
zieht es zur Bergeskuppe zum Hochzeitstanz
Andere Schwalbenschwanzmännchen will er hier vertreiben
Doch Schwalbenschwanzweibchen die dürfen gern bleiben
Er flattert, gaukelt und schwebt um sie her
Bis sie in gleicher Stimmung sind wie er
Nachdem sich die Damen ergaben dem stürmischen Freier
Heften sie an duftendem Wildmöhrengrün winzige Eier
Bald schlüpfen kleine Raupen, grün, schwarzgestreift und nimmersatt
Die raspeln mit ihren Mandibeln den Möhren die Blätter ab
Möhrenblätter sind nahrhaft, bekömmlich, sehr gesund
Schnell wachsen die Raupen, werden dick, fett und rund
Zu Puppen verwandeln die Raupen sich nun
Wirken still, leblos, so als hätten sie nichts zu tun
Jedoch im Puppengehäuse ein großes Wunder geschieht
Auch wenn es kein Mensch von außen sieht
Jede Puppe verwandelt sich zum Falter Schwalbenschwanz
Der Entschlüpft dem Gehäuse und fliegt zum Hochzeitstanz
Lieber Hermann,
vielen Dank für Deinen schönen Kommentar und das noch schönere Gedicht!
Für eine Nachkommin von Schiller ist es das Mindeste, was man verlangen kann, dass sie einen Poeten heiratet…
Leider bin ich in diesem Jahr nicht zu Euren Bienenfressern gekommen und konnte die neue Beobachtungshütte noch gar nicht inspizieren. Aber wie ich hörte, ist sie vollkommen überlaufen.
Liebe Grüße aus der Nordeifel in die Pfalz
Ronald