Am nächsten Morgen um 07:30 Uhr trifft mein Kumpel Peter ein. Er ist bereits um 2:00 Uhr an seinem Wohnort bei Zülpich abgefahren. Einige Tage zuvor hatte ich nämlich etwa 60 km von Höchenschwand entfernt eine der seltensten einheimischen Orchideen entdeckt, den Blattlosen Widerbart (Epipogium aphyllum). Da wir beide diese Pflanze schon länger suchten, habe ich Peter sofort informiert. Eine gute Gelegenheit, Peter zum Event „Schlemmermeile Höchenschwand“ zu locken…
Um 11:00 Uhr wird die Schlemmermeile Höchenschwand bei der Dorfschmiede (die Einheimischen sagen „beim Kirner“) eröffnet. Der Vorsitzende des Kurvereins, Wolfgang Heinen vom Hotel Nägele, spricht ein paar Worte und übergibt dann an den Bürgermeister. Auch dieser hält eine kurze Rede und dann erfolgt der Fassanstich. Das Freibier kann fließen. Normalerweise stehen Einheimische und Gäste Schlange vor dem Freibier-Fass. In diesem Jahr ist der Andrang, vermutlich aufgrund der enormen Hitze, nicht so groß. Alle wollen den Abend noch halbwegs nüchtern erleben.
Der Wahlspruch, an dem ich mich grundsätzlich orientiere, heißt „Kein Bier vor Vier!“. Damit habe ich auch kein Problem, weil ich morgens sowieso erst um 4:30 Uhr aufstehe. So kann ich das heutige Freibier mit gutem Gewissen genießen! Zusammen mit Georg Villinger (dem stellvertretenden Bürgermeister), sitzen wir am Tisch und freuen uns, dass wir alle gemeinsam hier sein können.
Ich habe noch eine Verabredung mit Marco Sportolaro und seinem Ferkel. Also gehe ich von der Dorfschmiede aus am Stand des Bauernmarktes vorbei zur Pension Linde. Marco tut mir den Gefallen und posiert neben dem schon knusprig braunen Spanferkel. Ich schieße ein paar Fotos. „Jetzt noch ein paar Aufnahmen umgekehrt: du auf dem Grill und das Ferkel daneben!“ Marco will nicht so recht und ich dränge nicht weiter.
„Das arme Schwein!“ sagt jemand und meint das Spanferkel. „Sind wir nicht alles arme Schweine?“ frage ich zurück…
Auf dem Gelände zwischen den beiden Porten-Lokalitäten „Hubertus-Stuben“ und „Georgsklause“ essen wir einen Happen zu Mittag. Hier spielt auch das erste Gesangsduo auf. Peter macht vom Duo ein paar Aufnahmen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er die wegen des männlichen Teils des Duos macht…
Mit Susis schickem Auto fahren wir nach St. Blasien und besichtigen den herrlich hellen Dom.
Vor einigen Jahren hatte ich (Dank Franziska) Gelegenheit, auf der Schwarz-Orgel des Doms zu St. Blasien zu spielen. Hier einige Fotos von damals:
Nachdem wir auch noch das schöne Haus der die Schmidt-Arkaden bewundert haben, machen wir einen Abstecher nach Menzenschwand zu den Alb-Fällen.
Auf dem Foto am Alb-Fall sieht man deutlich, was die Schlemmermeile mit einem macht: mit Waschbrett-Bauch bin ich angereist, mit Waschtrommel-Bauch werde ich die Schlemmermeile Höchenschwand wieder verlassen.
Im benachbarten „Kuckuck“ nehmen wir dann noch eine Erfrischung zu uns.
Wieder auf der Schlemmermeile Höchenschwand angekommen, erleben wir eine Art Duell zwischen den Alphornbläsern vom Aarberg-Trio und den Stubenhogger-Musikanten. Irgendwann schaffen sie es doch noch, geordnet abwechselnd zu spielen.
Susi und Elke möchten sich etwas ausruhen und gehen in ihr Quartier, während Peter und ich den Platz suchen, an dem heute Abend das Feuerwerk abgebrannt werden soll.
Die Feuerwerker sind bereits mit dem Aufbau beschäftigt. Ich frage, ob ich fotografieren darf. Extra für mich holen sie die „finalen Bomben“ aus der Verpackung und versenken sie in die Abschuss-Rohre. „Waidmanns Heil“ will ich zum Abschied wünschen, werde aber fachmännisch belehrt, dass es „Gut Schuss!“ heißt. Etwa 2.000,– Euro kostet ein Feuerwerk in der Größe, wie wir es heute Abend erleben werden.
Peter wird heute Abend versuchen, ein paar Aufnahmen vom Feuerwerk zu machen. Er bereitet deshalb schon mal seine Ausrüstung vor.
Ein Porsche-Fahrer hat sein rotes Cabrio einfach vor dem Eingang der Schlemmermeile Höchenschwand postiert.
Auch andere Cabrios sehen wir in der Nähe. Wir erfahren, dass es sich um Fahrzeuge von Mitgliedern des Zapfwellen-Vereins handelt. Mein Verdacht, dass es sich bei einer Zapfwelle um eine Spezialvorrichtung handelt, mit der man große Bierfässer anzapfen und in kürzester Zeit leeren kann, bestätigt sich nicht. Ich erfahre, dass Zapfwellen jene Teile am Traktor sind, die angehängte (landwirtschaftliche) Geräte antreiben.
Um 18:30 Uhr treffen wir uns wieder mit Elke und Susi bei Marco am Stand, denn jetzt ist das Spanferkel fällig.
Viele, viele Bekannte treffe ich auf der Schlemmermeile. Es ist wie in meinem Heimat-Dorf. Ich fühle mich pudelwohl.
Während wir so dasitzen und unser Bierchen schlürfen, stelle ich fest, dass es hier drei Sorten Menschen gibt: Die einen arbeiten. Die anderen sitzen, genießen und beobachten diejenigen, die arbeiten und die dritte Gruppe: Das sind die, die sich möglichst auffällig gekleidet haben und sich wie Models auf dem Catwalk fühlen. Sie glauben, sie wären die Schönsten und haben dabei uns vollkommen übersehen…
Um 22:30 Uhr holt Peter seine Fotoausrüstung und bezieht Position für das Feuerwerk, das um 23:00 Uhr beginnt. Ich bleibe bei den Mädels und passe auf, dass die keine Dummheiten machen. Wir Drei wandern Richtung Sparkasse, um von dort aus das Feuerwerk zu betrachten.
Für so ein kleines Dorf ein so schönes, beeindruckendes Feuerwerk. Peter steht mit seiner Kamera etwas zu nah am Geschehen, wir haben beide die Größe der Figuren unterschätzt. Trotzdem sind doch noch einige sehenswerte Aufnahmen gelungen.
Nach dem Feuerwerk müssen wir noch an die Bar von Marco Sportolaro. Sein Freund Henning hat uns zu einem besonderen Tröpfchen eingeladen. Er und seine angehende Ehefrau sind heute zusammen das Barkeeper-Pärchen. Er verrät erst nachdem wir getrunken haben, was er uns da eingeschenkt hat: Wodka-Caramel – sehr lecker! Das macht natürlich Lust auf mehr!
Susi und Elke verabschieden sich, während Peter und ich am Stand vom Hotel Nägele noch ein-zwei Bierchen heben.
Um 1:15 Uhr liege ich in der Falle und Peter in seinem Schlafsack. Wir müssen zeitig aufstehen.
Warum, kannst du in der nächsten Folge über die Schlemmermeile erfahren.
Lieber Ronald,
wie ich das leckere Spanferkel gesehen habe, ist mir das
Wasser im Mund zusammen gelaufen – und dazu noch ein
badisches Spitzenfreibier von der Staatsbrauerei Rothaus –
das hätte mir auch gemundet!!! Das Badner Ländle ist halt
wunderbar!!!
Herzlichst
Dein Freund Klaus – der Ritter vom Orden Lafayette
Lieber Klaus,
vielen Dank für deinen Kommentar.
Du durftest das Spanferkel sehen – ich durfte es essen!! Der Unterschied ist enorm…
Dazu gab es nicht das von dir erwähnte Badische Spitzenbier der Staatsbrauerei Rothaus (das gab es beim Fassanstich), sondern das Badische Super-Spitzen-Prämierte Bier der Privatbrauerei Waldhaus.
Liebe Grüße (auch an Ingrid)
Dein Freund Ronald – der ritterliche Nichtritter