Burg Hohenzollern mit Startrails

Burg Hohenzollern im Sternenglanz – Eine fürstliche Nacht

Als ich im August die Burg Hohenzollern besuchte (siehe: „Grillenjäger und Russischer Bär – Am Donaukloster„), da plante ich bereits dort einmal den Mondaufgang zu fotografieren. Noch eine andere Idee spukte in meinem Kopf herum: Die Burg mit Sternspuren (Startrails) abzulichten. Vielleicht würde mir sogar ein Foto mit der Burg über dem Nebelteppich gelingen.

Ende September, Anfang Oktober 2020 wäre  es soweit, dass ich mein Vorhaben an der Burg Hohenzollern verwirklichen könnte. Der Urlaub in Höchenschwand macht mir allerdings in diesem Jahr einen großen Strich durch meine Fotorechnung. Andererseits braucht die Natur dringend das für den Urlauber schlechte Wetter. Gut ist auch, dass ich vorsorglich Winterreifen habe aufziehen lassen, denn Ende September fällt der erste Schnee.

Neben den Fotos von der Burg Hohenzollern  nehme ich aus diesem verregneten Urlaub nur ein paar Fotos vom „Krai Woog Gumpen“ (Krai Woog = alemannisch „kreischende Wooge“ besser: „tosender Wasserfall“) und vom Tannenhäher mit.

Gletschermühle am Krai Woog Gumpen
Gletschermühle am Krai Woog Gumpen
Krai Woog Gumpen
Krai Woog Gumpen
Krai Woog Gumpen
Krai Woog Gumpen
Krai Woog Gumpen
Krai Woog Gumpen
Krai Woog Gumpen
Krai Woog Gumpen
Dampfender Baum in Triberg
Dampfender Baum in Triberg
Tannenhäher in Triberg
Tannenhäher in Triberg
 
Tannenhäher in Triberg
Tannenhäher in Triberg

Laut meiner Planung habe ich für den aufgehenden (Fast-)Vollmond ein Zeitfenster vom 29.09. bis zum 03.10.20. Den echten Vollmond gibt es zwar am 01.10., allerdings macht der Mond um den Vollmond-Termin herum noch einen akzeptabel vollen Eindruck.

Das schlechte Wetter verheißt nichts Gutes. Aber dann, pünktlich zum 30.09. zeigen die Wetterberichte einen einzigen sonnigen Tag mit einer wolkenlosen Nacht an! Toll wäre es, wenn sich am folgenden Morgen der ersehnte Nebelteppich unterhalb der Burg ausbreiten würde. Es ist auch stellenweise Nebel im Südwesten angesagt. Ich rechne mit einer Übernachtung im Auto.

Viel habe ich einzupacken: Kameras, Teleobjektive mit Konverter, Weitwinkelobjektive, Stative, Fernauslöser, Akkus, Heizmanschetten (gegen beschlagene Linsen), Stirn- und Taschenlampe mit Rotlicht, Getränke, Verpflegung, warme Kleidung  und noch einiges andere mehr. Um 14:45 Uhr mache ich mich auf die knapp zweistündige Fahrt zur Ortschaft Zimmern am Fuße der Burg Hohenzollern.

Burg Hohenzollern
Burg Hohenzollern
Burg Hohenzollern
Burg Hohenzollern

Zuerst fahre ich die Stelle unterhalb der Burg Hohenzollern an, von der aus ich die Sternspuren fotografieren will. Schnell merke ich, dass dieser Ort zwar optimal zur Burg-Polarstern-Richtung passt, aber die Burg nicht richtig in Szene gesetzt werden kann. Die Richtung zum Polarstern ist deshalb wichtig, weil er fast genau am Himmelspol steht und sich die Sterne durch die Erdrotation scheinbar um ihn herum drehen. Einige hundert Meter vom geplanten Ort entfernt entdecke ich ein freies Feld, von dem aus die Burg Hohenzollern hervorragend zu sehen ist. Auch der Polarstern steht noch relativ günstig (links oberhalb der Burg), wie mir meine Planungs-App zeigt. Ich kann ihn noch nicht sehen, weil es ja Tag ist. Einige Probefotos zeigen mir, dass die Burg mit 17mm oder 20mm Brennweite trotz ihrer Nähe doch sehr klein wirken wird. Trotzdem werde ich mir die Gelegenheit zu meinen ersten Sternspuren-Fotos nicht entgehen lassen.

Standort wegen der Überlandleitungen ungeeignet
Standort wegen der Überlandleitungen ungeeignet

Für meine heute geplanten Mondaufgangsfotos habe ich fünf verschiedene Standorte als Alternativen mit meiner Planungs-App ausfindig gemacht. Wie man solche Fotos plant, habe ich hier:   „Fotoplanung mit PlanIt! für Fotografen“ beschrieben. Einige Standorte sind in fast 6 km Entfernung zur Burg Hohenzollern, die anderen fast 16 km von der Burg entfernt. Ich fahre testweise den nächsten Standort an und mache mit einem kleineren Tele ein Probefoto. Der Standort stellt sich als ungeeignet heraus, da Stromleitungen im Weg sind und die Burg auch für das große Teleobjektiv viel zu nah ist.

Burg Hohenzollern im Dunst
Burg Hohenzollern im Dunst

Ich fahre zu einem der knapp 16 km Entfernung liegenden Standorte. Dieser stellt sich als optimal heraus. Durch die große Entfernung ist die Burg klein genug, durch das Super-Tele (840 mm Brennweite) wird der Mond schön groß, so dass das Größenverhältnis von Mond zu Burg beeindruckend erscheint.

Meine Planung ist, den Mond links neben dem Berg, auf dem die Burg steht, aufgehen zu lassen. Dieser Punkt wird um 19:15 Uhr erreicht sein. Dann muss ich ganz schnell die Kamera packen, ca. 200 Meter weit laufen, die Kamera aufstellen, ausrichten und fotografieren, damit der Mond hinter der Burg erscheint. Dazu werde ich genau eine einzige Minute Zeit haben. Ob das wohl klappt?

Noch ein Umstand macht das Gelingen meines Vorhabens fraglich: Deutlich ist eine Dunstglocke am Horizont zu sehen. Ob der Mond es schafft, mit seinem Licht diese Dunstglocke zu durchdringen? Oft genug habe ich hier schon Enttäuschungen erlebt (siehe:     „Mond fotografieren – Guter Mond, du gehst so schnelle“ ).

Ich stelle meine Kamera auf, überprüfe alle Einstellungen und mache einige Probefotos. Mit Spannung warte ich nun auf den Mondaufgang, der in etwa 15 Minuten erfolgen soll. Einige Reiterinnen sehe ich in der Ferne und ein Bauer bearbeitet sein Feld. Ich hoffe nur, dass Reiterinnen und Bauer nicht gerade in den wenigen Sekunden durch mein Bild reiten/fahren, die ich für eine optimale Aufnahme brauche.

Der Mond taucht planmäßig links von der Burg auf
Der Mond taucht planmäßig links von der Burg auf (19:15:25 Uhr)

Um 19:15 und 25 Sekunden sehe ich den ersten, ganz  schwachen Schein des Mondes neben dem Berg auftauchen. Ich drücke auf den Auslöser. Um 19:18 und 47 Sekunden erreicht der Mond genau die Position neben dem Berg,  welche ich in meiner Planung erhofft hatte. Wieder fotografiere ich mein Wunschmotiv, auch wenn die Luft doch sehr diesig ist. Hierdurch, sowie durch die damit verbundenen Turbulenzen in der Luft, können scharfe Mond- und Burgkonturen leider nicht erreicht werden. Das ist sehr schade, aber leider nicht zu ändern.

Im Dunst aufsteigender Vollmond
Im Dunst aufsteigender Vollmond (19:16:09 Uhr)
Im Dunst aufsteigender Vollmond
Im Dunst aufsteigender Vollmond (19:16:54 Uhr)
Im Dunst aufsteigender Vollmond
Im Dunst aufsteigender Vollmond (19:17:30 Uhr)
Der Mond hat meine Wunschposition neben der Burg Hohenzollern erreicht
Der Mond hat meine Wunschposition neben der Burg Hohenzollern erreicht (19:18:47 Uhr)

Jetzt ist Stress angesagt: Ich packe meine Ausrüstung und laufe den Feldweg hinunter zu der Stelle, die ich für das Foto mit dem Mond hinter der Burg ausgerechnet habe. Während des Laufens schaue ich immer wieder zur Burg, um meine Position und die des Mondes zu überprüfen. Bloß jetzt nicht mit dem teuren Equipment stürzen (siehe: „Tannenhäher-Foto für 4388 Euro – Tripod-Pech in Triberg„)! Gut eine Minute später schieße ich das nächste Foto. Der Mond steht nun hinter der Burg Hohenzollern. Der obere Teil des Mondes schaut nun schon aus der Dunstglocke heraus. Gut eine weitere Minute später schwebt der Mond bereits über der Burg.

Der Mond hat die Burg Hohenzollern erreicht
Der Mond hat die Burg Hohenzollern erreicht (19:20:12 Uhr)
Der Mond hinter der Burg Hohenzollern
Der Mond hinter der Burg Hohenzollern (19:20:14 Uhr)
Der Mond hinter der Burg Hohenzollern
Der Mond hinter der Burg Hohenzollern (19:21:08 Uhr)
Der Mond hat die Burg verlassen
Der Mond hat die Burg verlassen (19:22:15 Uhr)

Der Mond verlässt nun die Dunstglocke, schwebt als großer, heller Ball über der Burg und es sieht so aus, als  wolle er gleich auf das Gebäude hinunterfallen. Es wirkt ein klein wenig bedrohlich und unheimlich.

Der Mond schwebt über der Burg
Der Mond schwebt über der Burg (19:22:31 Uhr)
Der Mond schwebt über der Burg
Der Mond schwebt über der Burg (19:22:41 Uhr)
Der Mond schwebt über der Burg
Der Mond schwebt über der Burg (19:23:23 Uhr)
Der Mond schwebt über der Burg
Der Mond schwebt über der Burg (19:26:20 Uhr)

Dieser Teil meiner Fotonacht ist also schon einmal erfolgreich abgeschlossen. Ich fahre nun wieder zurück zum Fuß des Berges, den ich gerade mit der Burg Hohenzollen abgelichtet habe. Dort baue ich meine Kameras mit den Weitwinkelobjektiven auf, um meine ersten Sternspuren-Aufnahmen zu machen.

Der Mond hinter einem Baum
Der Mond hinter einem Baum
Testfoto
Testfoto mit 30 Sek. Belichtungszeit – die Sterne sind zu kleinen Strichen geworden
Testfoto
Testfoto mit 30 Sek. Belichtungszeit – die Sterne sind zu kleinen Strichen geworden

Das Ausrichten der Kameras und das Herausfinden der optimalen Einstellungen anhand von Probefotos dauert seine Zeit, zumal die Nacht durch den Vollmond ungewohnt hell ist. Leider weht auch eine steife Brise, die bei den im Vordergrund stehenden Bäumen und Büschen für Bewegungsunschärfe sorgen wird. Gegen 21:30 Uhr schalte ich die erste Kamera scharf und eine Viertelstunde später lasse ich auch die zweite Kamera mit der Aufnahmeserie beginnen. Die erste Kamera macht Fotos im 10-Sekunden-Takt, die zweite mit einer Belichtungszeit von 30 Sekunden pro Foto. Zweieinhalb Stunden lang lasse ich so die Kameras vor sich hin knipsen. Auf diese Weise erstelle ich viele hundert Fotos, die später am Rechner übereinander gelagert werden und so die Sternenpunkte, die durch die Erdrotation bei jedem Foto eine etwas anders gelagerte Position einnehmen, letztlich für jeden Stern eine bogenförmige Linie ergeben, deren Mittelpunkt der Himmelspol/Polarstern ist.

Um Mitternacht, also nach 2,5 Stunden, schalte ich die erste Kamera ab. Der Kamera-Akku ist jetzt sowieso erschöpft. Einige Minuten später beende ich auch die Aufnahmeserie der zweiten Kamera.

Noch einmal richte ich eine der beiden Kameras mit frischem Akku Richtung Burg und Polarstern aus, diesmal mit einer etwas längeren Brennweite (35mm statt 20mm) und Heizmanschette, damit die Optik nicht beschlägt. Bis morgens um halb vier lasse ich die Kamera arbeiten, während ich vergeblich versuche, im Auto etwas zu schlafen. Mit geschlossenen Augen zu ruhen ersetzt zwar bei weitem nicht den Schlaf, tut aber trotzdem gut.

Sternspuren an der Burg Hohenzollern
Sternspuren an der Burg Hohenzollern (unbearbeitet). Die Burg ist  auf dem Foto sehr klein und kaum zu erkennen.
Sternspuren an der Burg Hohenzollern
Sternspuren an der Burg Hohenzollern (bearbeitet). Die Burg ist  auf dem Foto sehr klein und kaum zu erkennen.

 

 

 

 

Das vom Tau nasse Equipment lege ich in mein Fahrzeug, denn es muss vor dem ordentlichen Verpacken erst einmal trocknen.

Aus den Fotos der Burg Hohenzollern mit Nebelteppich wird heute nichts werden. Vom Nebel keine Spur. Also mache ich mich um 4:00 Uhr auf den Heimweg. Unterwegs stellt sich dann doch Nebel ein. Je näher ich der Baar und dem Schwarzwald komme, desto dichter wird er. Den Straßenverlauf kann ich streckenweise nur noch halbwegs an den weißen Mittel- oder Randlinien erkennen. Es ist eine sehr anstrengende Rückfahrt, zusätzlich erschwert durch den fehlenden Schlaf.

Aber trotzdem: Als ich in Höchenschwand gegen 6:00 Uhr ankomme, überspiele ich meine Bilder in den Rechner, lade die Akkus und schau mir die Ergebnisse der nächtlichen Arbeit an. Kurz nach 8:00 Uhr gehe ich völlig übermüdet ins Bett, nachdem ich mehrfach am Rechner eingenickt bin.

Beim Mittagstücken meint meine Frau, dass ich so braun im Gesicht sei. Das kann nur Mondbrand sein, denn Sonne habe ich in diesem Urlaub kaum zu Gesicht bekommen…

Die Sternenfotos setze ich erst am Nachmittag zu Startrails (Sternspuren) zusammen. Ich bin glücklich, dass die Foto-Nacht so erfolgreich war!

Burg Hohenzollern mit Sternspuren
Burg Hohenzollern mit Sternspuren
Burg Hohenzollern mit Sternspuren
Burg Hohenzollern mit Sternspuren

 

 

 

 

 

 

 

Lücken in den Startrails
Burg Hohenzollern

Wenn Du auch einmal Sternspuren fotografieren möchtest, und wissen willst, wie man hierbei vorgeht, dann lies hier, wie ich es gemacht habe:     „So erstellst Du tolle Fotos von Sternspuren (Startrails)

Wie Du bei der Planung von solchen Mondfotos, wie Du sie hier gesehen hast, vorgehen musst, habe ich in folgenden Berichten erklärt: „Fotoplanung mit PlanIt! für Fotografen“

        

2 Gedanken zu „Burg Hohenzollern im Sternenglanz – Eine fürstliche Nacht“

  1. Lieber Ronald,

    vielen lieben Dank für den äußerst interessanten Aufsatz und
    die wahnsinnig schönen Bildern von deiner Nacht an der Burg Hohenzollern. Ich war begeistert !
    Die Sternspurenbilder erinnerten mich an Vincent van Goghs
    „Sternennacht“ .
    An den Mondbildern mit der Burg kann man sich nicht sattsehen.
    Ein rundum gelungenes „Werk“ !!!!

    Liebe Grüße aus dem Schwarzwald
    von Franziska Rogg

    1. Liebe Franziska,
      lieben Dank für Deinen Kommentar. Du kannst Dir vorstellen, dass ich mich ganz besonders darüber gfreut habe!
      Die Sternennacht von van Gogh scheint mir doch ziemlich verwackelt, während meine Bilder knackscharf sind…
      Ich war in der letzten Woche zweimal nachts unterwegs, um Sternspuren zu fotografieren. Du wirst die Fotos ja demnächst irgendwann an dieser Stelle sehen. Außerdem versuche ich mich im Augenblick in der Makrofotografie – natürlich neben der musikalischen Vorbereitung auf Advent und Weihnachten. Ich habe diesbezüglich übrigens neue Orgelnoten. Du wirst sicherlich auch schon mitten in der musikalischen Advents-/Weihnachtsvorbereitung sein.
      Bleib gesund, grüß die Family und sei selbst herzlichst gegrüßt von Deinem fotografierenden Orgelkollegen aus der Eifel
      Ronald

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