Ich sage zu meiner Frau: „Mit Peter fahre ich heute zum De Wittsee und anschließend nach Moers. Dort gibt es Seidenschwänze.“
„Valentinstag ist doch erst morgen.“
„Nicht, was du denkst. Es hat was mit Vögeln zu tun!“
„Ach was!“
Tatsächlich wurde in den letzten Tagen an der Rheurdter Straße in Moers das regelmäßige Auftreten von Seidenschwänzen (Bombycilla garrulus) gemeldet. Eine Vogelart, die sich üblicherweise in der Taigazone (von Nordskandinavien bis zur Hudson Bay in Kanada) aufhält.
Manchmal allerdings machen die Vögel im Winter bei uns Sommerurlaub. Vor allem bei Nahrungsmangel und gleichzeitiger erfolgreicher Brutzeit.
Im Winter ernähren sie sich von Beeren (insbesondere Eberesche), Äpfeln, Birnen und auch Weintrauben. Das Doppelte ihres Körpergewichts futtern die Biester täglich (das sollte ich mir mal wagen!). Und weil viele der im Winter überreifen Beeren Alkohol enthalten, hat der Seidenschwanz eine sehr große Leber, mit der er den Alkohol schnell abbauen kann. Tatsächlich sehen wir auch keinen einzigen beschwipsten Vogel.
Weil Alkohol aber für Schwangere und den Nachwuchs schädlich ist, verhält sich der Seidenschwanz zur Brutzeit im Sommer abstinent und ernährt sich von Insekten.
Im Mittelalter hielt man das Auftreten der Seidenschwänze für ein böses Vorzeichen. „Pestvogel“ nennt man ihn in den Niederlanden und „Sterbevögeli“ in der Schweiz (Quelle: Wikipedia).
Zum Glück haben Peter und ich überlebt.
Als wir in Moers ankommen, brauchen wir nicht lange zu suchen. Die Armada an Stativen mit Kameras am Straßenrand verrät das Revier der Seidenschwänze. Auch der WDR ist mit einer Abordnung vertreten, um in der Lokalzeit Duisburg über das Ereignis zu berichten.
Natürlich treffen wir auch wieder auf bekannte Fotografengesichter. Heute Morgen haben wir im Fotografen-Pulk am De Wittsee auf das Erscheinen der dort gemeldeten Carolina-Krickente gewartet und jetzt hier in Moers auf das Erscheinen der Seidenschwänze.
Immer dort, wo es motivmäßig etwas Interessantes gibt, trifft man auf die gleiche „Fotografentraube“. Gut, ich bin im Vorruhestand und Peter hat Urlaub. Aber die anderen? Immerhin ist heute Montag. Ich stelle mir vor, wie 20 Fotografen mit ihren Stativen beim Arzt im Wartezimmer sitzen, um sich den gelben Schein zu holen und dann gemeinsam zur Carolina-Krickente an den De Wittsee stürmen, um dann anschließend in Moers bei den Seidenschwänzen einzufallen.
Seit zwei Stunden warten die Kollegen bereits auf die Vögel. Sind die etwa schon abgereist? Nein, die haben nur auf Peter und mich gewartet. Eine Viertelstunde, nachdem wir unsere Stative zwischen die anderen postiert haben, ruft einer: „Da kommen sie!“. Aus einem mehrere hundert Meter entfernten Wald kommen die Seidenschwänze angeflogen, setzen sich auf einen Baum am Straßenrand, peilen die Lage und fliegen dann in die Sträucher, um sich den Beerenfang (ich weiß, ich weiß – wird normalerweise mit „ä“ geschrieben) schmecken zu lassen. Gerade mal eine Minute dauert der Spuk, dann sind sie wieder weg.
Das wiederholt sich nun alle 10-20 Minuten.
Da es nicht leicht ist, die mitten im Gestrüpp fressenden Vögel zu fotografieren, warten wir auf jeden neuen Anflug.
Peter und ich würden gerne noch bis zum Abend bleiben, aber ich habe noch Vorstandssitzung vom Wanderverein und heute Nacht um 02:00 Uhr fahren Peter und ich für einige Tage auf Fototour Richtung MeckPomm. Ich werde berichten!
Einen tollen Film über einen Seidenschwanz-Kuss und eine widerspenstige Beere in Moers findest du hier (vielen Dank an Herrn T. Daldrup für den Hinweis!):
Seidenschwanz (Waxwing, Pestvogel, Jaseur) in Moers 2017
Ich bewundere mich immer von deinen schönen Naturbildern…Schönen Gruss aus Fegersheim – F
Hallo Martial,
vielen Dank für deinen Kommentar!
Herzliche Grüße aus der Nordeifel nach Frankreich
Ronald
Hallo Ronald,
Dir sind tolle Bilder vom Seidenschwanz geglückt. Auch die Venn Wanderung hast Du sehr gut dokumentiert. Alles prima.
Lieber Egon,
vielen Dank für deinen Kommentar!
Liebe Grüße an Barbara und dich
Ronald
….. Wieder ein amüsanter und Wissen erweiternder Bericht von einer wohl gelungenen Fototour. Gut, dass Josef und ich nix davon wussten,sonst wäre es bestimmt eng geworden am Straßenrand.
Dennoch, hervorragende Bilder von den schönen Vögeln sind dir da gelungen.
Schöne Tage in Meck-Pomm wünsch ich euch
gr heinz
Hallo Heinz,
hätten wir gewusst, dass ihr nix gewusst habt, hätten wir euch natürlich Bescheid gegeben.
Seit Donnerstagabend sind wir übrigens aus MeckPPomm zurück.
Liebe Grüße
Ronald