Der Szenenstandort (Burgruine Drachenfels) ist festgelegt, nun wollen wir uns einen geeigneten PlanIt Kamerastandort für das geplante Foto suchen. Das ist der kniffligste Teil der Fotoplanung und ohne die geniale Unterstützung von PlanIt! kaum möglich. Unsere Kamera muss weit genug von der Ruine entfernt sein (ca. 5-10 km), damit sie klein genug vor dem Vollmond erscheint. Wir brauchen dabei freie Sicht auf die Ruine. Zudem soll der PlanIt Kamerastandort weitgehend mit dem Auto erreichbar sein. Vor allem muss die Kamera metergenau dort positioniert werden, wo der gerade eben aufgegangene Mond genau hinter der Burgruine steht.
Bevor wir versuchen, den richtigen PlanIt Kamerastandort zu ermitteln, sollten wir uns noch einmal kurz mit den Elementen des aktuellen Planungsbildschirms beschäftigen, für den wir ja die Darstellung bzw. Ephemeriden-Funktion „Sonne-/Mond-Position“ gewählt haben:
- S01 Anzeige Ephemeriden-Funktion „Sonne, Mond Position“. Die Sonne und der Mond sind hier dunkel dargestellt, weil sie zurzeit nicht mehr bzw. noch nicht sichtbar (untergegangen/noch nicht aufgegangen) sind. Der nach oben zeigende Winkel mit anschließender Grad-Zahl gibt die Höhe von Sonne und Mond an, bezogen auf den markierten Ort. Eine negative Grad-Zahl bedeutet, dass Sonne/Mond untergegangen/nicht sichtbar sind. Die Winkelangabe mit dem „N“ zeigt die Position in Grad, bezogen auf Norden = 0° an. Beim Mond wird zusätzlich die Mondfülle in % angezeigt.
- S02 Ein Tipp auf dieses Symbol schaltet die Anzeige der Tageskreise von Mond und Sonne (S06 und S10) an/aus.
- S03 Fotografie-Werkzeuge (hier: „Koordinaten und Höhe“)
- S04 Wahl der Fotografie-Werkzeuge
- S05 Mondaufgangs-Linie (hellblau).
- S06 Mondposition im Tageskreis (der in gleicher Farbe wie die Mondaufgangslinie dargestellte Mond zeigt an, dass er im Augenblick aufgeht bzw. schon aufgegangen ist.
- S07 Monduntergangslinie (dunkelblau).
- S08 Tageskreis des Mondes mit Stundeneinteilung.
- S09 Sonnenposition im Tageskreis (die schemenhaft dargestellte Sonne zeigt an, dass sie im Augenblick nicht sichtbar ist).
- S10 Sonnenaufgangs-Linie (gelb).
- S11 Sonnenuntergangs-Linie (orange).
- S12 Tageskreis der Sonne mit Stundeneinteilung.
- S13 Ein Tipp auf die Ereignisanzeige blendet die Zeitleiste aus bzw. wieder ein.
- S14 Das Tippen auf diese kleinen, nach oben bzw. unten zeigenden Pfeile bewirkt , dass die Zeiteinheit der Zeitleiste geändert wird (Jahresintervalle, Monatsintervalle, Tagesintervalle, Stundenintervalle, Minutenintervalle).
- S15 Goldene Stunde
- S16 Heller Tag
- S17 Blaue Stunde
- S18 Dunkle Nacht
- S19 0°-Linie (Aufgangs-/Untergangs-Linie).
- S20 Anzeige der aktuellen Zeitintervalle (hier: Stunden)
- S21 Eine (aktuell gewählte) Zeiteinheit vor („+“) bzw. zurück („-„)
- S22 Sichtbarkeits-Linie des Mondes.
Durch Hin- und Herwischen auf der Zeitleiste oder durch Tippen auf die Symbole „+“ und „-“ kannst Du die Gestirne auf ihrem Tageskreis bewegen. In welchen Intervallen bzw. wie schnell oder langsam das geht, wird durch die gewählte Zeiteinheit bestimmt.
Im Augenblick haben wir in unserem Beispiel das Stunden-Intervall festgelegt. Wenn wir nachher die Feinjustierung des Mondes hinter der Ruine durchführen wollen, sind Stunden-Intervalle zu grob. Deshalb schalten wir über S14 zuerst auf Minuten-Intervalle um. Dabei kann es sein, dass Du durch alle Intervalle schalten musst:
Unser PlanIt Kamerastandort soll etwa 5 km von der Burgruine entfernt sein, damit die Ruine klein genug erscheint, um komplett in den Vollmond zu passen. Außerdem muss freie Sicht auf die Ruine sein. PlanIt! unterstützt uns dabei mit seinen „Fotografie-Werkzeugen“, aus denen wir die Funktion „Entfernung und klare Sicht“ wählen:
Wir verschieben die Landschaft unter den Tageskreisen und Auf-/Untergangslinien ein wenig nach rechts oben, parallel zur Mondaufgangslinie und erhalten ungefähr folgendes Bild:
Im oberen Teil des Bildschirms wird uns jetzt die Entfernung zwischen dem Positionszeiger (Kreis im Kreuzungspunkt der Auf- und Untergangslinien) und dem Szenenstandort angezeigt. Außerdem sehen wir jetzt eine neue Linie zwischen dem Positionszeiger-Kreis und dem Szenenstandort. Es handelt sich um die Sichtbarkeitslinie. Sie ist grün in den „freien“ Abschnitten und rot, wo Geländeerhebungen die Sicht auf die Szene behindern. Dazu verwendet PlanIt! Online-Höhendaten oder die Offline-Höhendaten der NASA (siehe dazu „PlanIt Anleitung – PlanIt! für Fotografen„). Mit anderen Worten: Strommasten, Oberleitungen, Bäume usw. die im Weg stehen, werden natürlich nicht erkannt. Deshalb solltest Du das Satellitenbild immer genau studieren.
Verkleinere oder vergrößere nach Bedarf die Kartendarstellung mit dem Symbol für das Aus- und Einzoomen der Karte am rechten Bildschirmrand und verschiebe nun das Satellitenbild weiter nach rechts oben, und zwar so, dass die Sichtbarkeitslinie immer genau auf der Mondaufgangslinie verbleibt. Behalte die Sichtbarkeitslinie im Auge, denn sie darf nie rote Abschnitte zeigen. Bei einer Entfernung von gut 5 km erreichst Du nördlich von Gimmersdorf ein Gehöft an einer Straße:
Nachdem wir einen vorläufigen PlanIt Kamerastandort ermittelt haben, rufen wir das PlanIt!-Suchermenü über das in der obigen Abbildung rot eingekreiste Sucher-Symbol auf:
Beim Tippen auf das Symbol für den virtuellen Sucher „Sucher (VR)“, stellen die neueren Versionen von PlanIt! fest, ob die entsprechenden Höhendaten vorhanden sind oder fehlen.
Falls Du die entsprechenden Offline-Höhendaten der NASA noch nicht heruntergeladen hast (siehe dazu „PlanIt Anleitung – PlanIt! für Fotografen„), erhältst Du Gelegenheit, diese zu laden:
Sind die Höhendaten auf dem Smartphone verfügbar, gelangen wir in den folgenden Bildschirm:
Wie Du ganz oben im Bereich der Fotografie-Werkzeuge sehen kannst, hat PlanIt! diese automatisch auf „Brennweite“ umgestellt und dabei die Brennweite 140,2 mm und das Querformat gewählt. Der Sucherausschnitt entspricht dem Seitenverhältnis 3:2, wie in den Einstellungen angegeben (36x24mm – siehe „PlanIt Anleitung – PlanIt! für Fotografen„).
Im Sucher selber siehst Du von links unten nach rechts oben die Linie, die die Bahn des Mondes darstellt. Der Mond selber ist nur schemenhaft dargestellt, weil er noch nicht sichtbar ist (er wird noch vom Siebengebirge verdeckt). Oben auf der vorderen Bergkuppe werden ein rotes Pünktchen und ein Marker (symbolisieren den Szenenstandort) dargestellt. Wegen der in den Fotografie-Werkzeugen gewählten geringen Brennweite sind Mond und der in den Markierungen definierte Ruinenturm nur winzig bis garnicht zu sehen.
Kritisch ist zudem der Berg links hinter der Drachenfels-Ruine. Wenn wir weiter rechts vom Motiv stünden, würde diese Bergkuppe den Mond hinter der Ruine verdecken und dafür sorgen, dass er erst viel zu spät zu sehen ist. So etwas kann die Sichtbarkeits-Linie, die ja nur die Sichtbarkeit des Szenenstandorts vom aktuellen Standort aus zeigt, nicht berücksichtigen.
Weil der Mond noch zu tief steht, müssen wir ihn auf die Höhe der Drachenfels-Ruine heben. Das können wir auf drei Arten tun:
- Durch Antippen des „Play“-Pfeils in der unteren linken Ecke des Suchers. Der Mondlauf wird gestartet und kann per „Pause“-Symbol wieder angehalten werden. Diese Vorgehensweise empfehle ich nicht, weil das exakte Anhalten schwierig ist.
- Durch (vorsichtiges) Wischen auf der Zeitleiste.
- Durch Antippen des „+“ -Symbols.
Korrekturen können durch vorsichtiges Wischen in die Gegenrichtung oder durch Antippen des „-„-Symbols erfolgen.
Zwecks besserer/realistischer Sichtbarkeit ändern wir zum einen die Brennweite auf den für die echte Aufnahme geplanten Wert (in unserem Fall 600 mm). Vorher aber zentrieren wir Mond und Marker durch vorsichtiges horizontales und vertikales Wischen im Sucherbild, damit diese auch nach der Brennweitenänderung noch sichtbar bleiben.
Wie wir sehen, steht der Mond noch nicht exakt hinter der Burgruine. Da die Linie seiner Umlaufbahn die Burgruine auch nicht kreuzt, können wir keine Korrektur über die Zeitleiste erreichen, sondern müssen unseren Kamerastandort ändern. Sicherlich hast Du beim Gehen oder Fahren schon einmal bemerkt, dass es stets so aussieht, als bewegten sich Sonne und Mond mit Dir in Deine Richtung. Diesen Effekt machen wir uns zunutze. Wir müssen unseren PlanIt Kamerastandort also nur nach links verschieben, um den Mond hinter die Ruine zu bringen. Dazu wechseln wir wieder über den rot eingekreisten Rücksprung-Pfeil in den Planungsbildschirm, der sich geringfügig geändert hat:
Durch das Umschalten der Fotografie-Werkzeuge auf „Brennweite“ wird vom Standort aus in Blickrichtung der Kamera (Burgruine) ein Keil mit zwei grünen Schenkeln eingeblendet. Je kleiner die Brennweite, desto größer der Winkel. Man kann die grünen Schenkel einzeln oder zusammen anfassen und um den Positionszeiger (Standort) herum verschieben. Dadurch wiederum können sowohl die Brennweite geändert, als auch die Blickrichtung der Kamera verschoben werden. Befinden sich Mond und/oder Szenenstandort nicht innerhalb dieses Kamerawinkels, sind sie im virtuellen Sucher auch nicht zu sehen.
Wir hatten im virtuellen Sucher festgestellt, dass der Mond zwar die einigermaßen richtige Höhe hat, aber zu weit rechts von der Burgruine steht. Wir müssen folglich unseren PlanIt Kamerastandort in Blickrichtung zum Mond nach links verändern, denn der Mond „wandert“ mit in unsere Richtung. In unserem Fall müssen wir den Positionszeiger (Positionskreis) etwas nördlicher (nordwestlicher) positionieren (die Karte in südliche/südöstliche Richtung schieben). Dabei wollen wir natürlich auf der Straße bleiben. Aber wie weit? Wieder hilft uns PlanIt!. Durch ein leichtes Vibrieren zeigt uns die App, dass der Mond gerade die vertikale Achse unseres Szenenstandorts passiert. Sobald wir dieses Vibrieren spüren, halten wir inne und prüfen die Planung erneut über den virtuellen Sucher:
Das sieht doch schon prima aus! Falls der Mond zu niedrig oder zu hoch steht, korrigieren wir das im virtuellen Sucher durch Veränderung der Zeit („+“ – und „-“ – Symbol). Falls sich der Mond zu weit rechts oder links befindet, ändern wir unsere Position im Planungsbildschirm mehr nach links oder rechts. Das machen wir so lange, bis wir die endgültige (optimale) Kameraposition gefunden haben.
Übrigens kannst Du die Simulation im virtuellen Sucher noch realistischer gestalten, denn PlanIt! bietet Dir die Möglichkeit, ein Foto einzublenden. Ich habe bereits Anfang 2018 versucht, den Mond hinter der Drachenfels-Ruine zu fotografieren. Das scheiterte am Wetter. Aber ich habe noch ein Foto, dass nur etwa 100 Meter nördlich von unserem gerade ermittelten Standort eschossen wurde. Allerdings mit 840 mm Brennweite. Wenn Du auch eine geeignete Aufnahme hast, dann kopiere sie in die Galerie Deines Smartphones. Da die Aufnahme mit einer Brennweite von 840 mm erfolgt ist, müssen wir in den Fotografie-Werkzeugen die Brennweite ändern. Die 840 mm stehen in der Liste nicht zur Auswahl, weshalb wir sie manuell eingeben müssen:
Ein Tipp auf das rot eingekreiste Symbol für das Sucher-Menü führt uns in die Sucher-Auswahl, in der wir das Symbol „Sucher (Foto)“ antippen:
Ich gehe davon aus, dass Du Dich in Deiner Bildergalerie auf dem Smartphone auskennst. Hast Du das Foto gefunden, tippst Du darauf, um es zu übernehmen:
Es gibt hier ein Problem: PlanIt! hat festgestellt, dass dieses Foto am 30.01.2018 um 16:15:08 aufgenommen wurde und hat deshalb unser Planungsdatum geändert. Das müssen wir natürlich korrigieren! Um letztlich nicht doch wieder auf dem 30.01.2018 zu landen, müssen wir folgenden Weg gehen: Das in der obigen Abbildung rot eingekreiste Kalendersymbol antippen, im erscheinenden Ereigniskalender erneut dieses Symbol antippen. Im erscheinenden Mondphasenkalender über den Pfeil nach rechts den Januar 2019 suchen.
Nachdem der Januar 2019 erreicht ist, tippen wir auf den 21.01. und gelangen über den Rücksprungpfeil wieder in den Ereigniskalender.
Hier tippen wir auf das Wort „Mondaufgang“ der Ereigniskarte „Mondaufgang 21.01.2019 17:33“. Bitte nicht auf das Kästchen tippen!
Anschließend gelangen wir über den Rücksprungpfeil wieder in den virtuellen Sucher.
Über die Zeitleiste („+“- bzw. „-„-Symbol) setzen wir den Mond auf die Burgruine.
Nach dieser kleinen Exkursion wieder zurück zu unserem Planungsbildschirm. Um den PlanIt Kamerastandort endgültig festzulegen, tippen wir auf das unten rot eingekreiste große „+“-Symbol und wählen anschließend das Symbol „Kamerastandort festlegen“:
Im Planungsbildschirm erscheint die Markierung für den PlanIt Kamerastandort. Natürlich kann dieser jederzeit geändert werden.
Nun sind wir fast fertig. Der nächste Schritt ist das Speichern unserer Planung. Dazu kehren wir aber zurück zum Bericht „Fotoplanung mit PlanIt! für Fotografen„.
Folgende Berichte zu dieser Serie sind bereits erschienen:
- PlanIt Anleitung – PlanIt! für Fotografen
- PlanIt-Planungen – Neue Planung erstellen und speichern
- Fotoplanung mit PlanIt! für Fotografen
- PlanIt Markierung – Der Szenenstandort
- PlanIt Kalender – Mond-Phasen ermitteln
- PlanIt Tutorial – Mondfoto planen mit der Ereignissuche
- Milchstraßenfotos planen – PlanIt! und andere Werkzeuge
- Startrails – Planen mit PlanIt! für Fotografen
- Fundorte notieren – App statt Notizbuch