Der Gemini-EAF ist ein Auto-Fokusser für die Astro-Fotografie, der dem wesentlich teureren ZWO-EAF sehr ähnlich ist. So kann die folgende Anleitung nicht nur auf den Gemini-EAF, sondern prinzipiell auch auf den ZWO-EAF angewendet werden.
Ich habe mir den Gemini-EAF bei AliExpress (dort nach „gemini focuser“ suchen) bestellt. Es war meine erste Bestellung auf dieser Plattform. Das Gesamtpaket inkl. Temperatursensor und Infrarot-Remote-Controller hat 85,39 € gekostet. Etwas mehr, als bei anderen AliExpress-Verkäufern, dafür erfolgte der Versand aber aus Deutschland. Das Teil funktioniert. Ich habe es an meinen Skywatcher Quattro 200p montiert. Wie das bewerkstelligt wird, beschreibe ich nachfolgend.
Was wird für die Montage des Gemini-EAF an das Skywatcher Quattro-Spiegelteleskop 150p/200p/250p benötigt? Von den in der Lieferung enthaltenen Teilen werden zur Montage verwendet:

- Motor
- Montageschiene
- Kupplung (die passende der drei gelieferten Kupplungen)
- 2 der vier Schrauben mit Unterlegscheiben zur Befestigung des Motors an der Schiene
- 3,0 mm Inbusschlüssel
Teile die benötigt werden, aber nicht enthalten sind:

- 2 Schrauben 4x20mm
- 1 Schraube 4x10mm
- 2,5 mm Inbusschlüssel
- 2,0 mm Inbusschlüssel
- Passender Schraubendreher
Statt der 4x10mm-Schraube kann ggfls. eine der beiden Schrauben der Fokussiereinheit des Teleskops verwendet werden, die im Montageverlauf nicht mehr benötigt werden (s.u.).
Die Montageschiene des ZWO-EAF hat auf der Unterseite zwei Stege, die der Gemini-EAF nicht besitzt. Die Stärke der ZWO-Schiene inkl. Stege entspricht aber der des Gemini-EAF. Somit können beim Zwo die gleichen Schraubenlängen verwendet werden.
Um später den 0-Punkt des Schrittmotors einfacher festlegen zu können, sollte der Okularauszug vor der Montage des EAF komplett eingefahren werden (auch wenn die Bilder zu dieser Anleitung etwas anderes aussagen).
Zuerst werden die Feststellschraube und die 4 Schrauben der Fokussiereinheit gelöst. Die Fokussiereinheit wird später seitenverkehrt wieder montiert (mit dem Feineinstellungsrad Richtung Teleskopöffnung). So ragt der Fokussiermotor nicht über den Teleskoprand hinaus.
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Nun wird das Fokussierrad, welches dem Feineinstellungsrad gegenüber liegt entfernt. Dazu muss die innenliegende Madenschraube gelöst werden.



Jetzt wird eine der mitgelieferten Kupplungen (bitte die passende ermitteln!) über die Spindel/Welle der Fokussiereinheit geschoben (das ist u.U. etwas schwergängig/mühsam) und mit den beiden Madenschrauben befestigt. Die Kupplung darf das Gehäuse der Fokussiereinheit nicht berühren und auch nicht in diese hineingeschoben werden!

Danach wird die Fokussiereinheit wieder unter Verwendung aller 4(!) Schrauben mit der Kupplungsseite Richtung Hauptspiegel montiert. Nach der Montage werden die zwei unteren Schrauben (die der Teleskopöffnung zugewandten Seite) wieder gelöst. Sie werden nur temporär befestigt, damit die exakte Position der Einheit sichergestellt ist.
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Nun wird die Montageschiene angebracht. Die beiden Schrauben 4x20mm werden durch die entsprechenden Schlitze der Montage-Schiene in die frei gewordenen Gewindelöcher der Fokussiereinheit geführt und locker angeschraubt.
Die Schraube 4x10mm (es kann auch eine der übriggebliebenen beiden Schrauben der Fokussiereinheit verwendet werden) wird in Kupplungsnähe durch den Mittelschlitz in das Gewindeloch der Fokussiereinheit geführt und ebenfalls locker befestigt.
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Die Montageschiene darf noch nicht auf der Fokussiereinheit fest verschraubt sein.
Der Fokusmotor wird mit seiner Spindel/Welle in die freie Seite der Kupplung geschoben. Mit Hilfe der Drehräder der Fokussiereinheit kann die Kupplung so gedreht werden, dass die Madenschrauben frei zugänglich sind. Diese werden nun festgeschraubt und so der Motor an der Spindel verankert. Dabei ist zu beachten, dass die abgeflachte Spindelseite des Motors zu einer der Madenschrauben zeigt!
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Schließlich wird der Motor mit den mitgelieferten Schrauben und Unterlegschreiben an der Montageschiene festgeschraubt. Anschließend können auch die drei restlichen Schrauben fest angezogen werden.
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Damit ist die Montage des Gemini-EAF beendet. Es muss nun die Software installiert und der EAF justiert werden.
Voraussetzung für die Installation der Software ist eine lauffähige Ascom-Plattform 6.2 oder höher. Zurzeit dieser Anleitungs-Erstellung ist die aktuelle Version der ASCOM-Plattform die 7.0.2.
Die Treiber für den Gemini-EAF müssen von der Website des Herstellers heruntergeladen werden. In der Vergangenheit gab es jedoch öfter Irritationen darüber, welche Treiber funktionieren. Deshalb habe ich diejenigen Treiber (und andere Softwarekomponenten) für den Gemini-EAF zusammengestellt, die auf meinen Windows-Rechnern (Win10 und Win11) funktionieren. Ich stelle das Paket für die Bezieher des eifelpanorama Info-Dienstes zum Herunterladen auf meiner Website zur Verfügung.
Zuerst muss der Schnittstellentreiber installiert werden. Leider gibt es wegen der chinesischen Schriftzeichen Schwierigkeiten. In meinem Softwarepaket habe ich den Treibernamen entsprechend installierbar korrigiert. Er heißt „CH341SER.EXE“.


Nach erfolgreicher Installation des Schnittstellentreibers wird der ASCOM-Treiber für den EAF installiert. Die ausführbare Datei heißt „ASCOM.GeminiAstro V8.0 Setup.exe“.




Ist das geschehen, muss spätestens jetzt der EAF mittels des mitgelieferten USB 2.0-Kabels mit dem Rechner verbunden werden.
Nun kann die Bedienkonsole („GeminiFocuserProConsole.exe“) aufgerufen werden. Sie ist in dem von mir zusammengestellten Softwarepaket enthalten. Beim erstmaligen Start wird zuerst nach dem Speicherort für die Logfiles gefragt. Sobald dieser gewählt wurde, erscheint das Fenster der Konsole auf dem Bildschirm.

Hier muss noch die richtige COM-Schnittstelle gewählt werden. Stehen in der Listbox der Konsole mehrere Schnittstellen zur Verfügung, kann über den Gerätemanager (Rechtsklick auf das Windows-Symbol) die richtige Schnittstelle ermittelt werden. Sie wird dort u.a. mit CH340 bezeichnet.



Mit Klick auf die „Connect“-Schaltfläche der Konsole wird die Verbindung zum EAF hergestellt.

Ist das Gerät wie weiter oben beschrieben montiert worden (also auf der Hauptspiegelseite der Fokussiereinheit), dann sollte der Haken bei „Reverse“ gesetzt werden. Die Geschwindigkeit des Motors sollte nicht auf „Fast“, sondern auf „Medium“ oder besser „Slow“ stehen. Nach meiner Erfahrung entwickelt der Motor im Modus „Fast“ anscheinend nicht genug Kraft, um Die Welle der Fokussiereinheit ohne Stocken zu bewegen. Ein exaktes Erreichen des Zielpunktes ist dann nicht möglich.
Ist der der Okularauszug komplett eingezogen, kann im Feld „Position“ eine 0 eingetragen und dies mit Klick auf „Set Position“ übernommen werden. Der EAF bestätigt die Übernahme durch einen doppelten Piepston.

Jetzt muss noch der Backlash (das „Spiel“ in der Mechanik, bevor die Aktion greift) ermittel werden. Man kann sich den Backlash vorstellen wie eine defekte Fahrzeuglenkung, die „Spiel“ hat: Man bewegt das Lenkrad hin und her, ohne dass die Lenkung reagiert. Erst, wenn das Lenkrad weiter in eine Richtung bewegt wird, folgt auch das Lenkgestänge. Lenkt man in die entgegengesetzte Richtung, reagiert die Lenkung ebenfalls erst nach Überwindung des „Spiels“. So ähnlich ist es auch bei einem EAF. Es muss festgestellt werden, wie viel Schritte der Motor beim Richtungswechsel machen muss, bevor das Okulargestänge reagiert. Diese Zahl muss später der Astrofoto-Steuersoftware z.B. „N.I.N.A.“) mitgeteilt werden.
Dazu wird eine Schrittweite von mindestens 1000 in das Feld „Position“ eingetragen und die Schaltfläche „Goto“ angeklickt. Ein einfacher Piepston signalisiert, dass die Zielposition erreicht wurde.

Während man an der Fokussiereinheit des Teleskops die Drehknöpfe oder die Kupplung genau beobachtet, klickt man auf das Symbol für die 10er-Schrittweite nach links („<<“). Nach links natürlich nur, sofern die Montage wie hier beschrieben erfolgt, und die Checkbox „Reverse“ angeklickt ist. Die Klicks auf „<<“ müssen genau gezählt werden. Es wird sooft geklickt, bis sich die Fokussierwelle leicht bewegt.
Die Anzahl der benötigten Klicks x 10 (ein Klick auf „<<“ = 10 Schritte) ist der Backlash. Falls man nicht sicher ist, sollte der EAF wieder auf Position 0 gefahren (0 in das Feld „Position“ eintragen und auf „Goto“ klicken) und der Vorgang wiederholt werden.

In der obigen Abbildung musste von der Position 1200 aus die 10er-Schritt-Schaltfläche 7 mal angeklickt werden, bevor sich die Fokussierwelle leicht bewegt hat. Der Backlash ist hier im Beispiel also 7×10=70. Startposition 1200-70Schritte = neue Position des Schrittmotors (wegen des Backlashes nicht die des Okularauszugs!): 1130.
Der Okularauszug kann nun auf die Position 0 zurückgefahren, der EAF getrennt und die Konsole geschlossen werden.

Wer alles richtig gemacht hat, wird den EAF genießen und nicht mehr missen wollen! Das elendigliche Einstellen des Fokus per Hand ist endlich vorbei!