Landschaftskrippe Höfen

Der singende Hirte, die Toten vom Wald und die Krippe von Höfen

Unter dem Titel „Im Land der Monster-Hecken“ habe ich euch im November über die faszinierenden Ungetüme im Eifeler Heckenland und hier insbesondere in Höfen berichtet. Aber nicht nur Hecken der Superlative gibt es bei uns in der Nordeifel, sondern auch Krippen der Superlative.

Solch eine außergewöhnliche Krippe gibt es in Höfen. Auch ich möchte sie einmal sehen und fahre deshalb  in das Eifeldorf bei Monschau.  Ich hoffe, dass die Besucherzahl sich heute, am Montag, in Grenzen hält, damit ich ein paar gute Fotos machen kann. Denn zur Landschaftskrippe Höfen sollen die Leute angeblich in Scharen pilgern.

Der singende Hirte in der Landschaftskrippe Höfen
Der singende Hirte in der Landschaftskrippe Höfen

In der Kirche angekommen, läuft mir ein älterer Herr in einem etwas seltsam anmutenden Outfit über den Weg: Der aus Rundfunk und Fernsehen bekannte singende Hirte. Ich frage ihn sofort, ob ich Fotos machen und einen Bericht auf meiner Website bringen dürfe. „Soviel Sie wollen! Desto mehr Leute  kommen her und  desto mehr  Spendengelder bekommen wir zusammen.“ sagt er freundlich.
Also packe  ich Kamera und Blitzlicht aus  und beginne, Krippe und singenden Hirten abzulichten.

Teilansicht der Landschaftskrippe Höfen
Teilansicht der Landschaftskrippe Höfen

Die Landschaftskrippe Höfen ist wirklich ungewöhnlich. Und sie ist  für Erwachsene wie auch für Kinder  gleichermaßen interessant. Immer wieder neue Details entdecke ich.

Bienenkorb in der Landschaftskrippe Höfen
Bienenkorb in der Landschaftskrippe Höfen
Greifvögel am Hochsitz der Landschaftskrippe Höfen
Greifvögel am Hochsitz der Landschaftskrippe Höfen

 

Hochsitz mit Tiergalerie in der Landschaftskrippe Höfen
Hochsitz mit Tiergalerie in der Landschaftskrippe Höfen

 

 

Besonders auffällig sind die vielen ausgestopften Wildtiere. Ich habe den Eindruck, dass  um Höfen herum alles ausgestopft wurde, was nicht rechtzeitig auf den Bäumen war. Jede Menge  Waldbewohner stehen, liegen oder sitzen  in der Krippenlandschaft herum. Und mittendrin der singende Hirte.

Der singende Hirte in der Landschaftskrippe Höfen
Der singende Hirte in der Landschaftskrippe Höfen

Der singt und singt und singt – was die Stimmbänder und die Saiten seiner Klampfe hergeben. Und wenn er nicht singt, dann spielt er Mundharmonika. Oder er macht Pause, um seiner Stimme die letzte Ölung zu geben. Danach setzt er sich erneut in die Krippenlandschaft und singt. Von Anfang Dezember bis Ende Januar. Zwei Monate lang, jeden Tag. Alles für den guten Zweck.

Der singende Hirte in der Landschaftskrippe Höfen
Der singende Hirte in der Landschaftskrippe Höfen

Die einzigen Tiere, die in der Landschaftskrippe Höfen nicht ausgestopft, sondern künstlich  sind, sind die Schafe. Was würde man auch von einem guten Hirten halten, der zwischen all seinen toten, ausgestopften  Schafen Weihnachtslieder singt? Deshalb hat der gute Hirte seine künstlichen Schafe auch selbst angefertigt. Wie ich hörte, verschenkt er das ein oder andere Exemplar auch schon mal an eines der zahlreichen Kinder, die die Krippe besuchen.

Eichhörnchen, Frischlinge und die Mühle in der Landschaftskrippe Höfen
Eichhörnchen, Frischlinge und die Mühle in der Landschaftskrippe Höfen

Auffällig ist,  dass die Krippe von nichts Essbarem bevölkert wird: kein Reh, kein Hirsch, kein Wildschwein. Alles ist offensichtlich dem Hunger der hiesigen Bevölkerung zum Opfer gefallen. Einzig ein paar Rehkitze und einige Frischlinge haben quasi „überlebt“ und kamen in den Genuss, von den Höfenern nicht genossen zu werden. Da war wahrscheinlich zu wenig dran. Einen Stall als Herberge und nichts zu essen – was wird wohl die Heilige Familie darüber denken?

 

Irgendwo entdecke ich eine Barbarie-Entenbrust. Aber die ist vermutlich auch ungenießbar…

Aktionsecke des singenden Hirten in der Landschaftskrippe Höfen
Aktionsecke des singenden Hirten in der Landschaftskrippe Höfen
Greifvögel über der Landschaftskrippe Höfen
Greifvögel über der Landschaftskrippe Höfen

 

 

Fuchs und Greif in der Landschaftskrippe Höfen
Fuchs und Greif in der Landschaftskrippe Höfen

 

Ich höre Wasser plätschern. Hinter einer Hängebrücke sehe ich ein sich drehendes Mühlrad, welches durch das Wasser angetrieben wird. Das Mühlrad gehört zu einem mehrstöckigen Sägewerk, in dem zwei Männer ihre Arbeit verrichten.

 

Mühle und Sägewerk in der Landschaftskrippe Höfen
Mühle und Sägewerk in der Landschaftskrippe Höfen

 

In einer Zimmermanns-Werkstatt schaut sich ein Marder neugierig um.

Werkstatt in der Landschaftskrippe Höfen
Werkstatt in der Landschaftskrippe Höfen

 

Die Spendenbox in der Landschaftskrippe Höfen
Die Spendenbox in der Landschaftskrippe Höfen

Schließlich lege ich noch einen kleinen Obolus in eines der Spendenkästchen, denn die ganze Aktion ist gedacht für den Förderkreis „Hilfe für krebskranke Kinder e.V.“ in Aachen.

Der singende Hirte in der Landschaftskrippe Höfen
Der singende Hirte in der Landschaftskrippe Höfen

Für diesen guten Zweck rackert sich der gute Hirte jeden Tag singend ab. Wie mir ein Verwandter von ihm später erzählt (siehe unten), lebt Reiner Jakobs das ganze Jahr über für diese seine Krippe. Dass sich die Schufterei für den guten Zweck lohnt, wird aus Zeitungsberichten deutlich, die von Rekord-Spendeneinnahmen Advent/Weihnachten 2015 in Höhe von 67.350,– Euro (!) sprechen. Ich mache noch ein paar Fotos vom Hirten vor seiner Krippe. Während ich nach  Hause fahre, lege ich mir bereits einige Schlagworte und Sätze zurecht, die ich in meinem Bericht verwenden kann.

 

Die Heilige Familie und der Engel in der Landschaftskrippe Höfen
Die Heilige Familie und der Engel in der Landschaftskrippe Höfen

Bis Ende Januar ist die Landschaftskrippe in Höfen mit dem singenden Hirten noch zu besichtigen. Man muss es wirklich einmal gesehen haben. Übrigens kannst du das gut mit einem kleinen Rundgang durch das Dorf verbinden um dir einmal die Monster-Hecken life anzuschauen.

Übrigens – ein Reh habe ich dann doch noch entdeckt…

 

Reh mit Kitz in der Landschaftskrippe Höfen
Reh mit Kitz in der Landschaftskrippe Höfen

…und ich habe von Heinz (siehe Kommentare zum Bericht) erwähnenswerte Zusatzinformationen bekommen, die ich dir natürlich nicht vorenthalten möchte:

Die Krippe ändert sich (seit 1991) jedes Jahr ein wenig. So wurde  für die aktuelle Krippe ein Wasserfall entfernt und stattdessen die Mühle eingearbeitet.
Pläne gibt es nicht. Die sind nur bei Reiner Jakobs, dem singenden Hirten,  im Kopf.  Der singende Hirte  und sein Team (6 bis 8 Helfer, alles junge Männer in seinem Alter) brauchen  2 Wochen um die Landschaftskrippe aufzubauen.
Heiligabend wird das Krippenbild noch einmal umgebaut (von der Verkündigungsdarstellung zur Stallszene) und bleibt dann bis Maria Lichtmess (Darstellung des Herrn) unverändert stehen.
Die Krippe wird dann in nur zwei Tagen abgebaut. Sie muss eingemottet und vor Feuchtigkeit geschützt gelagert werden. Den nicht unerheblichen Lagerplatz stellt der singende Hirte zur Verfügung – hinter seinem Haus.
Ich selber hätte es nie gedacht; aber das neue Krippenjahr beginnt schon im Mai!  Die Laubbäume für die Landschaftskrippe müssen bereits im Mai gefällt werden. Und zwar während einer ganz bestimmten Mondphase. Denn sonst verlieren sie beim Trocknen die Blätter. Das würde meiner Meinung nach nur dann cool und stimmig aussehen, wenn auch die ausgestopften Tiere kahlrasiert wären…
Während des gesamten Sommers werden Blumen  gesammelt und getrocknet. Im Herbst dann  sogar anhängerweise.
Die Lokalredaktion der Zeitung schrieb über Reiner Jakobs: ”Der Mann, der in der Krippe lebt”. Und Heinz fügt hinzu, dass das nicht nur für Reiner, sondern auch für seine Frau gilt: das Ehepaar lebt für die Krippe.

Da wird für mich der singende Hirte zum Giganten. Vielleicht schaffe ich es, einmal über die Vorbereitungen, den Auf- und Abbau und die Konservierung der Landschaftskrippe Höfen zu berichten.

Auch lohnt es sich, die Krippen im Kloster Vossenack zu besuchen. Da gibt es die Klosterkünstlerkrippe von Pater Laurentius Englisch (einem Meisterschüler von Joseph Beuys) und eine Marionettenkrippe.

Nachtrag: Am 10 Januar 2017 durfte  der gute Hirte am Neujahrsempfang des Bundespräsidenten teilnehmen und wurde sogar zum Mittagessen an den Tisch des Bundespräsidenten gebeten. Einige Tage später, am 17. Januar 2017, wurde dem singenden Hirten dann auch noch das Bundesverdienstkreuz (genauer:  „Das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der  Bundesrepublik Deutschland“) verliehen. Herzlichen Glückwunsch!

8 Gedanken zu „Der singende Hirte, die Toten vom Wald und die Krippe von Höfen“

  1. ganz toller Bericht, danke.

    Wir sind stolz auf unseren „singenden Hirten“
    die Wassermühle ist dieses Jahr neu(2014/2015)
    dafür musste ein Wasserfall weichen.

    mfG. Heinz

    1. Hallo Heinz,
      danke für deinen positiven Kommentar. Es freut mich besonders, dass dir als „Betroffenem“ der Bericht gefällt!
      Ja, ihr könnt auf euren singenden Hirten stolz sein. Soviel Zeit für einen guten Zweck zu opfern – alle Achtung! Auf eure Landschaftskrippe könnt ihr auch stolz sein. Muss ja ein riesiger Aufwand sein, die Krippe auf- und abzubauen. Und Platz für die Lagerung muss ja auch zur Verfügung gestellt werden.
      Ich war am Sonntag nochmals bei euch. Diesmal nicht allein, sondern mit interessierten Leuten aus meinem Heimat-, Wander- und Verkehrsverein Gey-Straß e.V. Die waren alle beeindruckt.
      Gibt es jedes Jahr Neuerungen an der Krippe? Wenn ja, was habt ihr für nächstes Jahr geplant?
      Liebe Grüße nach Höfen
      Ronald

      1. Hallo Ronald;

        die Krippe ändert sich (seit 1991) jedes Jahr ein wenig.
        Pläne gibt es nicht, die sind nur bei Reiner in Kopf.
        Er und sein Team (6 bis 8 Helfer, alles junge Männer in seinem Alter) bauen die Krippe in 2 Wochen auf.
        Heiligabend wird das Krippenbild nochmal umgebaut (von der Verkündigungsdarstellung zu Stallszene) und bleibt dann bis Maria Lichtmess stehen.
        Die Krippe ist (Anfang Feb.)in 2 Tagen aus der Kirche verschwunden. Alles lagert dann hinter Reiners Haus und muss eingemottet und trocken gelagert werden.
        Im Mai fängt für Ihn das neuen Krippenjahr wieder an. Laubbäume müssen bei einem bestimmten Mondstand im Mai gefällt werden um beim Trocken nicht das Laub zu verlieren.
        Blumen werden den ganzen Sommer gesammelt und getrocknet. Im Herbst sogar Anhängerweise.
        Unsere Zeitung schrieb über Ihn “ der Mann der in der Krippe lebt“
        Ich sage da ich ihn und seine Frau sehr gut kenne.“ Das Ehepaar das für die Krippe lebt“

        mfG Heinz

        1. Hallo Heinz,
          tolle Zusatzinformationen! Vielen Dank! Ich werde diese Infos in den Bericht gerne einbauen!
          Dann bestell Reiner und seiner Frau unbekannter Weise herzliche Grüße von mir und meine Bewunderung für diese aufopfernde Tätigkeit! Im Gegensatz zum singenden Hirten, stehen er und seine Frau ja nicht im Rampenlicht…
          Liebe Grüße
          Ronald

          1. Hallo Ronald
            um Irrtümer auszuschließen;

            Reiner ist der singende Hirte selber.
            Seine Frau steht immer unsichtbar im Hintergrund, aber sie ist die Organisatorin.

            Gerne darfst Du die Infos in Deinen Bericht einarbeiten.
            Sollest Du noch Fragen haben, ich stehe gerne bereit
            Du darfst mich gerne direkt über meine Mail kontaktierend dann könnten wir Telefon Nr. austauschen.

            mfG Heinz

          2. Hallo Heinz,
            vielen Dank! Deine Infos habe ich schon eingearbeitet. Der Hinweis, dass Reiner der singende Hirte ist, war gut. Wäre ich nicht drauf gekommen, dass er das auch noch macht. Auf dein Angebot werde ich gerne zurückkommen. Wird aber noch was dauern.
            Ich wünsche dir eine gute Zeit!
            Ronald

  2. Liebe Irmgard, lieber Horst,
    als wir uns vorhin im Pfarrheim bei der Einweihung des Dorfautos (ich werde hier darüber noch berichten) gesehen haben, wusste ich schon von dem Kommentar, aber hatte vor lauter Stress nicht mehr daran gedacht, mich persönlich für den Kommentar bei euch zu bedanken. Bitte um Vergebung!
    Also: Lieben Dank! Auch Erika und ich wünschen euch ein gutes neues Jahr!
    Leider hat das Dorfauto nicht die Reichweite um damit nach Höchenschwand zu fahren…
    Liebe Grüße
    Ronald

  3. Lieber Ronald, liebe Erika,
    auch Euch ein gesundes und gutes Neues Jahr.
    Danke für diesen wieder sehr interessanten Bericht. Wir haben die Krippe in Höfen vor einigen Jahren schon gesehen, aber an die Mühle kann ich mich nicht mehr erinnern, es sind aber auch so viele Sachen zu sehen!!!
    Euch alles Liebe und Gute Irmgard

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert